Test: Fox 38 und X2-Federelemente – für Enduro-Racer und Fahrwerk-Freaks | Ride MTB

Test: Fox 38 und X2-Federelemente – für Enduro-Racer und Fahrwerk-Freaks

Die Fox 38 wurde mit klarem Fokus auf den Rennsport entwickelt, die dazu passenden Federbeine DHX2 und Float X2 sind für 2021 optimiert worden. Ob die Federelemente nur für den Race-Einsatz oder auch abseits der Rennstrecke taugen, wurde in den letzten drei Monaten intensiv geprüft.

Fox 38 Factory Fit Grip 2, 180 Millimeter, 29 Zoll

Das Wichtigste in Kürze
Mit der 38er präsentiert Fox die seit Langem erwartete Enduro-Race-Gabel mit 38 Millimeter dicken Standrohren. Ein Grossteil der Technologie stammt von der kleinen Schwester, der 36er. Die ganz neu konstruierte Gabelkrone mit elliptischem Schaft im Innern soll Kräfte besser ableiten und mehr Vibrationen rausfiltern. Eine schwimmend gelagerte Schnellspannerachse gleicht die Toleranzen der Naben aus, damit Stand- und Tauchrohre perfekt aufeinander ausgerichtet sind. Dadurch wird die Reibung auf ein Minimum reduziert.

Die Entlüftungsventile auf der Rückseite helfen, unerwünschten Luftdruck in den Holmen entweichen zu lassen. Dieser kann aufgrund intensiver Nutzung oder infolge Änderung des atmosphärischen Drucks entstehen. Fox hat das auf der 36er basierende Innenleben überarbeitet, um die Reibung zu reduzieren.

Erster Eindruck
Die Federgabel wirkt wuchtig und perfekt verarbeitet. Wie von Fox gewohnt funktionieren alle Einstellknöpfe mit einer präzisen Rasterung. Das mitgelieferte Manual ist einfach und verständlich aufgebaut, damit lässt sich das Grund-Setup ohne Mühe vornehmen. Die Einstellungen für den Rebound und die Zugstufe sind jeweils in High- und Lowspeed unterteilt. Die Progression lässt sich mit einem Volumen-Spacer im linken Holmen variieren. Mit rund 2350 Gramm ist die 38er nur unmerklich schwerer als andere Enduro-Gabeln mit 160 Millimeter Federweg.

Im Einsatz
Schon auf der obligaten Parkplatzrunde merkt man, wie fein die Gabel anspricht. Das ist im Gelände nicht anders, im SAG-Bereich spürt man gut, dass die Reibung reduziert wurde. Dennoch wippt die Gabel selbst im Wiegetritt kaum auf. Biegt man auf den ersten Trail ab, macht sich die höhere Steifigkeit bemerkbar. Das Bike lässt sich sehr präzise lenken und egal, wie grob das Gelände ist, man hält die Linie ohne Mühe. Selbst heftigste Bremsmanöver bringen die Gabel nicht aus der Ruhe. Es kommt schon mal vor, dass man mit ihr schneller als gewohnt unterwegs ist und dann von der Ideallinie abkommt. In der Regel macht das nichts, man lenkt einfach in die gewünschte Richtung, die Fox schluckt, was im Wege liegt, und weiter geht’s zu Tale. 

Die Endprogression dieser 38er ist auch ohne Volumen-Spacer sehr hoch. Leichte Personen werden nicht in den Genuss des ganzen Hubs kommen. Die Gabel nimmt die meiste Energie im Bereich von 12 bis 15 Zentimetern auf und taucht nur bei extremer Kompression oder vergeigter Landung tiefer ein. Wer über 85 Kilo wiegt, wird den vollen Federweg nutzen können. Läuft die Gabel nach ein paar Tausend Höhenmetern zäher, ist das kein Grund zur Unruhe. Einfach über die Entlüftungsventile auf der Rückseite Druck ablassen und schon geht’s geschmeidig weiter.

Fazit
Die Fox 38 Factory Fit Grip 2 ist eine reinrassige Enduro-Race-Gabel, gemacht für raues Gelände und den Einsatz im Bikepark. Da glänzt sie mit besten Nehmerqualitäten und sehr präzisem Lenkverhalten. Davon profitieren primär schwerere Piloten und solche, die die Bremse nur im Notfall nutzen und es gerne krachen lassen. Je ruppiger das Terrain und je höher das Tempo, desto mehr spielt die Federgabel ihre Vorteile aus. Auf gemässigten Bike-Touren ist man mit einer 36er ausreichend bedient.

Empfehlung
Das von Fox vorgegebene Setup wird für die meisten gut passen. Leichte Biker sind gut beraten, die Gabel mit etwa 5 Prozent mehr SAG als gewohnt einzustellen und die Low-Speed-Compression weit offen zu fahren.

Anmerkung
Dieser Testbericht bezieht sich explizit auf dieses 38er-Modell. Eine kürzlich gefahrene Fox 38 Float Factory E-Bike+ mit 170 Millimeter Hub hat einen komplett anderen Eindruck hinterlassen. Sie hat ab Werk merklich weniger Dämpfung und eine spätere Endprogression. Auf Rückfrage bei Fox wurde bestätigt, dass die E-Bike-Gabeln über eine leichtere Druckstufe verfügen. Somit eignen sich diese besser für leichte Fahrer.

Preis: CHF 1598.00

www.foxracingshox.de

 

Fox DHX2 Factory

Das Wichtigste in Kürze
Folgende Neuerungen hat Fox vorgenommen:

•    Neue Schaftbeschichtung und Dichtungen für reduzierte Reibung
•    Neue Ventilanordnung: Übergang zwischen Lowspeed und Highspeed homogener für mehr Grip
•    Steiferer Schaft mit mehr Überlappung zum Kolben, dies wirkt Seitenkräften entgegen
•    Neues Druckstufenventil mit acht Klicks
•    Lockout mit eigenem Ölkreislauf
•    Varible Valve Control (VVC)
•    Neuer Endanschlag aus mikrozellularem Polyurethan
•    Indexierter Federvorspannteller: verhindert das Lösen bei minimaler Federvorspannung
•    Kürzerer Ausgleichsbehälter für höhere Rahmenkompatibilität

Erster Eindruck
Ganz ehrlich, ein Federbein mit Stahlfeder hat eine ganz andere «Anziehungskraft» als eines, das nur mit Luft gedämpft ist. Es versprüht einen Hauch von Motocross- und Rallyefeeling – speziell mit so einer knallorangen Feder und den präzise verarbeiteten Einstellmöglichkeiten. Bei einer Einbaulänge von 230 Millimetern bleibt die Waage bei 870 Gramm stehen: Die DHX2 ist also fast doppelt so schwer wie gewisse Luftfederelemente. Doch nach dem ersten Downhill ist einem das egal.

Der SAG-wird über die Vorspannung der Stahlfeder eingestellt, Druck- und Zugstufe werden mit einem Inbusschlüssel justiert. Die Anleitung von Fox führt einen in wenigen Schritten zum idealen Setup.

Im Einsatz
Wie von einem Stahlfederdämpfer gewohnt spricht dieser höchst sensibel an. Falls das Bike bergauf aufschaukelt, einfach den Plattformhebel umschalten und das Fahrwerk wird viel ruhiger. Das war beim Einsatz des Testbikes Arc8 Extra nur im Wiegetritt und bei verblockten Uphills nötig. Durch die Plattformfunktion wird der Öldurchfluss reduziert und das Bike klettert effizienter über Stufen und die Feder wird weniger stark komprimiert.

Die 160 Millimeter des Testbikes fahren sich wie bei einem Downhiller mit mehr Federweg. Bergab schluckt der DHX2 kleinste sowie gröbste Schläge effizient, auch lange waschbrettartige Bremswellen sind nicht mehr zu spüren. Das Heck planiert den Untergrund regelrecht. Das Fahrwerk fühlt sich soft an und man erhält wenig Feedback vom Untergrund. Die Traktion ist nicht zu toppen, das Hinterrad hat stets Bodenkontakt. Drückt man für Sprünge ab, geschieht das ohne Mühe. Die Landungen sind selbst dann sanft, wenn man anders auf dem Boden aufkommt als gewünscht, sofern man mit den Rädern landet.

In der Kombination mit der 38er-Gabel an der Front sind einem kaum mehr Grenzen gesetzt. Die limitierenden Faktoren sind dann die eigene Fahrtechnik und die Angst. Mit dieser potenten Fahrwerkskombination sind auf einmal Linien fahrbar, die vorher undenkbar waren.

Die von Fox empfohlene Grundeinstellung wird für die meisten passen. Schraubt man selbst rum, sollte man wissen, was man tut, sonst leidet die Performance. Hat man seine Feinabstimmung optimiert, profitiert man von einem sehr potenten Fahrwerk, das sich nicht nur bei Abfahrten bewährt, denn dank der Plattformfunktion sind längere Uphills kein Problem.

Fazit
Ganz klar ist dieses Federbein eher für den Enduro- und Downhill-orientierten Fahrer geschaffen. In Sachen Performance beim Downhill ist das «Fox DHX2 Factory»-Federbein kaum zu überbieten. Wer viel Höhenmeter bewältigt, ist mit einem luftgefederten Fahrwerk wie dem X2 besser bedient. Nicht, dass das DHX2 schlecht klettert, doch durch die Stahlfeder geht schon mehr Trittenergie verloren.

Der einzige Nachteil ist, dass man die Fahrwerkseinstellungen nur mit Werkzeugen vornehmen kann. Hat man sein perfektes Setup mal gefunden, passt das grundsätzlich für alle Arten von Trails und das Einstellen erübrigt sich.

Empfehlung
Personen unter 65 Kilo können mit nahezu offener Low-Speed-Compression fahren, ohne dass Einbussen hinzunehmen sind. 

Preis: CHF 919.00

www.foxracingshox.de

Fox Float X2 Factory 2pos

Das Wichtigste in Kürze
Das Topmodell der Fox-Luftfederbeine hat ebenfalls einige Neuerungen erfahren:

•    Hauptkolben mit erhöhtem Öldurchfluss
•    Progressiver Bottom-Out-Bumper
•    Höhere Überlappung der Schaftführungen bei metrischen Längen
•    Highspeed-Druckstufe und Highspeed-Zugstufe mit je acht Klicks, nun bei allen Grip2-Gabeln und X2-Dämpfern identische Klickzahl
•    Überarbeitetes Kompressionsverhältnis, Maximaldruck: 300 psi
•    Highspeed-Zugstufe nun mit Variable Valve Control (VVC)
•    Lineare Dämpfungscharakteristik für bessere Feinabstimmung und mehr Kontrolle bei schnell aufeinanderfolgenden Schlägen
•    Dieselbe Dämpfung wie beim DHX2
•    Dämpferschaft mit neuer, reibungsarmer und extrem haltbarer Beschichtung
•    Verbesserte Dichtungen mit weniger Reibung
•    Kürzerer Ausgleichsbehälter für höhere Rahmenkompatibilität

Erster Eindruck
Das X2-Federbein kommt massiv daher, es ist nur gerade mal 130 Gramm leichter als das DHX2. Wie bei den beiden anderen Fox-Factory-Federelementen ist die Verarbeitung äusserst hochwertig. 

Im Einsatz
Auch hier hilft das Fox-Manual, das Grund-Setup innert einer Minute zu erreichen. Im Direktvergleich zum DHX2 spürt man ganz leicht den Losbrechmoment. Das Luftfederbein läuft etwas weniger geschmeidig als die Stahlfedervariante, hat aber deutlich weniger Reibung als der Vorgänger. Das spürt man nur beim Drücken des Fahrwerks im Stehen. Während der Fahrt merkt man das kaum, da wirken zu grosse Kräfte.

Es braucht seine Zeit, bis man das Finetuning des Federbeins erledigt hat. Die Krux der vielen Einstellmöglichkeiten. Dafür kann jedermann sein gewünschtes Setup in allen Bereichen abstimmen. Der X2 lässt sich ähnlich linear wie ein Stahlfederdämpfer fahren oder man erreicht mit vielen Volumen-Spacern eine hohe Endprogression. Fox rät, die Einstellungen so zu wählen, dass bei einem grossen Schlag der Gummiring am Kolben bis zum Kashima-Aufdruck gleitet. So bleibt genügend Reserve für den «Notfall». Dieses Szenario hat sich bewährt.

Der X2-Dämpfer gibt gutes Feedback vom Untergrund und man weiss stets, was das Hinterrad gerade macht. Selbst wenn man tief im Federweg steht, schluckt er noch starke Kompressionen, ohne dass es einen vom Bike katapultiert. Springen geschieht mit viel «Pop», harte Landungen steckt er gut ein, jedoch nicht so smooth wie der DHX2. Er ist gefühlt etwas straffer als der Vorgänger, aber vielleicht liegt das auch am Tune des getesteten Federbeins. Selbst bei Abfahrten von 1000 Tiefenmetern ohne Pause entsteht nur wenig Wärme und die Performance bleibt konstant.

Der Griff zum Plattformhebel war beim Arc8 Extra nur bei langen Asphaltanstiegen nötig, bei denen man, um den Rücken zu entlasten, ab und zu in den Wiegetritt wechselte. Den Tretbewegungen wird gut Gegenhalt geboten und die Klettereigenschaften des Bikes werden optimal unterstützt.

Fazit
Das Fox Float X2 Factory 2pos ist ein Highend-Luftfederbein, das dem Stahlfederpendant in Sachen Performance in nichts nachsteht. Es ist ein Frage der Vorliebe für eine Dämpfungscharakteristik, nicht aber der Leistung. Sein Einsatzbereich ist klar auf Downhill und Enduro ausgerichtet, da kann es sein volles Potenzial entfalten.

Empfehlung
Für den Einsatz am Trailbike oder für Biker, die es eher gemütlich angehen, reicht ein Fox DPX2 vollends aus, da ist der X2-Dämpfer «too much».

Preis: CHF 949.00

www.foxracingshox.de

Hersteller/Vertrieb

www.foxracingshox.de / www.fuchs-movesa.ch​


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