Mit Santa Cruz’ Heckler auf Jungfernfahrt | Ride MTB

Mit Santa Cruz’ Heckler auf Jungfernfahrt

Nun hat auch die Kultmarke Santa Cruz den Schritt in den E-Bike-Markt gewagt. Doch damit dieser nicht gewagt ist, haben sich die Kalifornier ordentlich Zeit gelassen, um die Santa-Cruz-DNA auch ihrem E-Erstling Heckler zu vererben. Ride-Redakteur Balz Weber hatte die Gelegenheit das Heckler durch den Dreck zu jagen und um in Erfahrung zu bringen, ob das Erbgut auch wirklich angekommen ist.

Hecklers Vorgeschichte in Kurzform

Anfänglich machten sich acht schlaue Köpfe von Santa Cruz an die Aufgabe, das erste E-Mountainbike dieser Marke zu entwickeln. Es wurden Zielgruppe und Designziele definiert, zehn Referenz-Bikes angeschafft, um die Vor- und Nachteile existierender E-Mountainbikes zu ermitteln und die Prototypen an Schauplätzen wie Whistler oder Finale Ligure über die Trails geprügelt. Rund 2.5 Jahre dauerte die Basis-Entwicklung des Hecklers.

Als Zielgruppe wurde der versierte Trailbiker definiert, der ein Bedürfnis nach grösserem Radius oder eine limitierte Zeit fürs Mountainbiken hat. Versierter Trailbiker reicht mir bereits aus, dass ich mich zur Zielgruppe zählen darf, muss oder soll.
Beim Design-Ziel wollte Santa Cruz das agilste, verspielteste und generell am spassigsten zu fahrende E-Mountainbike des Allmountain-Segments bauen – so ziemlich das was die Santa-Cruz-DNA ausmacht. Gelungen oder nicht?

Das erste Beschnuppern

Rein optisch war es seitens Santa Cruz eine weise Entscheidung, nicht sofort auf den E-Zug aufzuspringen. Der Heckler-Rahmen ist von A bis Z eine runde Sache, glänzt mit einer super Verarbeitung und ergibt mit integriertem Motor und Batterie eine Einheit mit kaum Ecken und Kanten.
Es ist nicht aus der Luft gegriffen, das Heckler einfach als weiteres Bike in der Santa-Cruz-Linie zu bezeichnen – quasi eine E-Version ähnlich dem Allmountain-Modell Bronson.

Das Testbike ist mit Srams X01-Schaltung und deren Code-RSC-Stoppern mit 200-Millimeter-Bremsscheiben bestückt. Für die Schlagabsorbierung sorgt am Hinterrad ein Super-Deluxe-Federbein von Rock Shox. Am Vorderrad nimmt eine «36 E-Float Perfomance Elite» Gabel von Fox die Unebenheiten in Empfang.
Beim Rollmaterial spendiert Santa Cruz dem Heckler einen Satz 32-Loch Reserve-Downhill-Felgen, bezogen mit Maxxis-Minion-DHR-II-Reifen. Gelenkt wird das Bike mit einem Santa-Cruz-Di2-Carbon-Lenker der speziell für die innenverlegte Kabelführung von Shimanos elektronischer Schaltung entworfen wurde.

Das «E» gerät in Vergessenheit

Dass sich ein E-Mountainbike wie ein Normales fahren soll, das versprechen viele Hersteller, allerdings mit gemischten Erfolg. Und wie steht es um das Heckler? Bereits auf dem ersten Trail bietet eine kleine Bodenwelle die Möglichkeit abzuheben. Die Absprungbewegung geht gleich von der Hand wie mit dem unmotorisierten Bike und fühlt sich trotz seinen gut 21 Kilogramm keineswegs träge oder schwer an. Ein voreiliger Eindruck? Nein, denn auch auf den folgenden Abfahrten erfreut das Heckler mit einem Fahrverhalten ähnlich seinem Pendant, dem Bronson. Agil lässt es sich flink um enge Kurven und technisch anspruchsvolles Terrain manövrieren, aber auch sehr spurtreu über schnelle Abschnitte jagen.

Im jugendlichen Übermut etwas schnell in die Kurven gefahren, wird man beim abrupten Anbremsen dann doch ans E-Mountainbike erinnert. Das Mehrgewicht schiebt etwas nach, was aber auf praktisch alle E-Mountainbikes zutrifft.

Beim Fahrwerk haben die kalifornischen Tüftler einen super Job geleistet. Auf ruppigen Abfahrten liegt das Bike sehr ruhig und hält mit seinen 150 Millimetern Federweg die Komfortzone erstaunlich lange aufrecht. Gleichzeitig arbeitet der Hinterbau sehr unterstützend. So gelingen Bunny Hops erstaunlich einfach und er annimiert zu allerlei fahrerischem Schabernack. Das macht dieses Bike auch für Fahrer mit aktiver Fahrweise interessant.

Ebenso gut im Klettern

Im Bezug auf das Fahrwerk fällt auf, dass der Hinterbau beim Berghochfahren praktisch regungslos bleibt – im Sitzen wie im auch im Wiegetritt ist praktisch kein Wippen wahrnehmbar. Und das ist selbst bei einem E-Mountainbike eine angenehme Eigenschaft. Auf dem Trail berghoch arbeitet der Hinterbau mit den gleichen Vorzügen wie bergab. Unebenheiten steckt er gut weg, bietet aber genügend Gegendruck, um aktiv Stufen zu überwinden. Auch in steilen Anstiegen legt das Heckler seine Kletterqualitäten an den Tag – nicht nur wegen des Motors, denn der macht einen soliden Job. Die Geometrie bietet eine gute Kraftübertragung und das Vorderrad hält brav Bodenkontakt, auch wenn das Gewicht zur besseren Traktion etwas nach hinten wandert.

Für Trail-Anstiege ist der Trail-Modus des Steps-E8000-Motors prädestiniert. Erfordern gewisse Passage etwas mehr Wumms, liegt der Mode-Switch-Schalter ergonomisch gut und ist intuitiv mit dem Daumen erreichbar, um den Boost-Modus zu aktivieren.

Fazit

Zu sagen, für’s erste E-Mountainbike ist es echt gelungen, wäre ein Hohn. Santa Cruz hat es geschafft seine DNA ans Heckler zu vererben und hat damit schlicht ein tolles Bike mit einem breiten Einsatzspektrum entworfen. Es mag zwar wenig objektiv klingen, aber Minuspunkte suchen, würde an Haarspalterei grenzen. Denn wenn man wie ich mit E-Mountainbikes so gar nichts am Hut, aber trotzdem massig Spass mit dem Bike hat, hat der Hersteller wohl alles richtig gemacht.

www.santacruzbikes.ch
www.santacruzbicycles.com
 

 

 


Alles Wissenswerte zu Santa Cruz gibts im Ride-Brandguide für Santa Cruz

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