Koexistenz im Kanton Bern: Erfolgreicher Versuchsbetrieb in Adelboden-Lenk | Ride MTB

Koexistenz im Kanton Bern: Erfolgreicher Versuchsbetrieb in Adelboden-Lenk

Im Juli eröffnete das Gebiet Adelboden-Lenk den Höchst Trail, die erste gebaute Mountainbike-Strecke der Region. Darum herum definierten die Zuständigen weitere Wege als Mountainbike-Routen mit Doppelnutzung durch Bikende und Wandernde. Das Ganze ist bislang ein Versuchsbetrieb. Die Resultate nach den ersten zwei Monaten sind positiv.

«Wenn sogar Adelboden und die Lenk sich auf die Mountainbiker zubewegen, dann ist schon viel erreicht», sagt ein Insider, den wir hier nicht beim Namen nennen. «Im Berner Oberland ist es schwieriger als anderswo», sagt Alber Kruker, Direktor von Lenk-Simmental Tourismus, «Unser Gebiet ist bis zu den obersten Hängen bewirtschaftet. Die Biker können kaum in höhere Lagen ausweichen wie beispielsweise in Graubünden. Darum ist der Dialog mit den Grundeigentümern umso wichtiger.»
 
Sechs Jahre hat der Planungs- und Bewilligungsprozess in Anspruch genommen, bis die erste Bike-Strecke in der Region Adelboden-Lenk-Simmental gebaut werden konnte. Seit dem 9. Juli 2022 rollen die Biker über den Höchst-Trail. Seit jenem Tag nennt sich die Destination «Ski- und Bike-Region Adelboden-Lenk» – ein Bekenntnis, das aufhorchen lässt.
 
Weil aber zu erwarten war, dass ein Teil der Mountainbiker nicht nur Bahn und Piste benutzen würde, sondern auch weitere Wege in der Region, musste ein Konzept her, das Konflikte vermeidet oder wenigstens minimiert. Die Liste jener Organisationen, die sich am Projekt beteiligen, liest sich wie eine Seite des Branchen-Verzeichnisses der Gegend: Bergregion Obersimmental-Saanenland, Planungsregion Kandertal, BEBike Interessengemeinschaft Mountainbike Kanton Bern, Gemeinde Lenk, Gemeinde Adelboden, Ski- und Bikeregion Adelboden-Lenk und Lenk-Simmental Tourismus AG. In die Konzeption des Versuchsbetriebes waren zudem auch die Berner Wanderwege sowie das Tiefbauamt des Kantons Bern involviert.

Versuchsbetrieb als Übergang zur Bike-Region

Diese Arbeitsgruppe hat Routen definiert, auf denen Mountainbikerinnen die gebaute Strecke erreichen oder von dieser wegfahren können. Auf den zugehörigen Wegen gilt offiziell die Koexistenz der Gäste mit Velo und jenen ohne. Drei Jahre dauert der Versuchsbetrieb, dann soll das Bike-Wegnetz in den regulären Betrieb übergehen. «Der Versuchsbetrieb stellt somit eine Übergangslösung dar, bis der Kanton den Teilrichtplan touristische Mountainbike-Routen für die Region bewilligt hat oder neue Bikestrecken umgesetzt wurden», erklärt Kruker.
 
Eine der Vorgaben des kantonalen Tiefbauamts, welches die Signalisierung bewilligte, waren ein gut sichtbar publizierter Verhaltenskodex auf den Wegen. Dass auf diesen das Mountainbikefahren erlaubt ist, soll allen Wegnutzern klar kommuniziert werden. «Damit wir Bike-Regeln aufstellen können, muss klar sein, dass man hier Mountainbike fahren darf», erläutert Kruker im Namen der  Arbeitsgruppe. Auf jeder Hinweistafel ist ein QR-Code, der zu einer Online-Befragung führt, welche die Erfahrungen der Gäste auf den Koexistenz-Wegen sammelt.
 
Die Reaktionen seien überwiegend positiv, schreibt die Projektgruppe in einer Medienmitteilung. An den Bergbahnkassen und in den Tourismusbüros seien keine Beschwerden eingegangen; dort, wo sich Gäste sonst gerne melden, wenn sie Kritik üben wollen. Ein Makel haben die vorläufigen Ergebnisse allerdings: Sie stammen zu 90 Prozent von Mountainbikenden. Wanderinnen fühlen sich von der Umfrage offenbar nicht angesprochen. «Wir brauchen unbedingt mehr Reaktionen von Wanderern», betont Kruker, das sei auch der Grund, weshalb die Projektgruppe schon nach zwei Monaten erste Zwischenresultate veröffentlicht und zu mehr Rückmeldungen aufruft. Es seien auch persönliche Befragungen am Ort geplant, ergänzt Kruker.

Die Richtung stimmt

Immerhin sind die Landeigentümer an Bord. Der Versuchsbetrieb erlaube es, Erfahrungen zu sammeln, auf Rückmeldungen der Eigentümer zu reagieren und Anpassungen im Betrieb vorzunehmen, fasst Albert Kruker zusammen. Das Mountainbike hat in Adelboden-Lenk Fahrt aufgenommen. Weitere Strecken sind in Planung. Damit sie Wirklichkeit werden, gilt es, die Bedürfnisse und Bedenken aller Beteiligten zu berücksichtigen. «Im günstigsten Fall» können die Bergbahnen im 2023 weitere Flowtrails bauen. Woraus sich lesen lässt, dass es wohl eher länger dauern wird. Doch auch langsam kommt man ans Ziel. Entscheidend ist, dass die Richtung stimmt. 

Weitere Informationen zu Adelboden-Lenk

Touren in der Ride Touren-Datenbank: ride.ch/touren/berneroberland
Adelboden in der Singletrail Map: map.ride.ch

 


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