Was bringt «Flying Bag» den Mountainbikerinnen? | Ride MTB

Was bringt «Flying Bag» den Mountainbikerinnen?

«Flying Bag» ist der Name eines neuen Gepäck-Kurierdienstes. Anders als die SBB transportiert er auch Mountainbikes von Tür zu Tür. Der Service hat seinen Preis. Mitgründer und Geschäftsführer Lukas Fuchs erklärt im Interview, weshalb er sich für Mountainbiker lohnt.

Herr Fuchs, Sie haben im Management bei der Flughafen Zürich AG gearbeitet. Ihre Geschäftspartnerin arbeitet nach wie vor dort. Ist Flying Bag ein Kind der Luftfahrtkrise?
Lukas Fuchs: Nein, Flying Bag ist kein Kind der Luftfahrtkrise. Im November 2019 habe ich ins Blaue hinaus gekündigt. Zu diesem Zeitpunkt wusste in der Schweiz noch kaum jemand, was auf uns zukommt und welchen Einfluss Corona auf die Luftfahrt hat. Ich wollte einfach einmal meinen Kopf frei kriegen und meinen Horizont erweitern. Ich war also offen für neue Ideen und Herausforderungen.
 
Und wann hatten Sie die Idee für Flying Bag?
Meine Geschäftspartnerin Lydia Naef kam mit der Idee von Flying Bag auf mich zu. Bei unserer Tätigkeit am Flughafen haben wir beide miterlebt, wie kompliziert und mühsam das Handling mit dem Fluggepäck ist. Die Idee, den Menschen das Reisen zu vereinfachen hat uns nicht mehr losgelassen. So entstand Flying Bag im Frühling 2021.
 
Stand also Fluggepäck am Ursprung der Idee für Flying Bag?
Ja, durch Corona haben wir den Fokus jedoch vorerst auf das Inlandgeschäft von Tür zu Tür gesetzt. In Zukunft werden wir aber auch den Transport von Reisegepäck von zu Hause bis zum Flughafen, inklusive Check-In anbieten. Ziel ist es, allen Reisenden ein entspanntes und stressfreies Reisen zu ermöglichen.
 
Was unterscheidet das Schweizer Angebot von Flying Bag vom Gepäcktransportdienst der SBB?
Da wir uns ausschliesslich auf den Transport von Gepäck spezialisiert haben, sind wir in der Lage, unser Angebot auf unsere Kunden abzustimmen. Wir können schnell und individuell auf Kundenbedürfnisse reagieren. Unser USP ist die «Next Day Delivery». Am Vorabend der Abreise wird das Gepäck abgeholt, spätestens am Abend des Folgetages wird es ins Ferienhaus oder Hotel geliefert. Ein persönliches Cockpit sowie SMS Updates informieren unsere Kunden laufend über den Status der Lieferung. Flying Bag transportiert nicht nur Koffer, sondern auch Sportgeräte, Kinderwagen und last but not least Fahrräder und E-Bikes. Und dies von Tür zu Tür.
 
Warum braucht es die Nacht dazwischen?
Der Kundenwunsch nach flexiblen Abhol- und Zustellzeiten erfordert eine komplexe Logistik. Für eine optimale Koordination und Auslastung unserer Fahrzeuge benötigen wir diese Zeit. Für das Fluggepäck werden wir Transporte auch «Same Day» anbieten können.
 
Wie knapp vorher kann man buchen?
Drei Tage vorher muss die Buchung online vorgenommen werden. Den «Flying Bag Tag», die Gepäcketikette mit QR-Code, schicken wir per Post. Diese hängt man ans Gepäck und übergibt es an der Haustür dem Fahrer. Durch den Bag Tag ist es uns möglich, das Gepäck während der Reise zu tracken und eine zeitgerechte und sichere Zustellung zu garantieren.
 
Welche Kundschaft haben Sie im Auge?
Unsere Dienstleistung ist für alle Kunden, die stressfrei reisen möchte. Familien, Gruppen, Sportler*innen, Alleinreisende oder Senioren*innen. Mit Flying Bag kann der Kunde selbst entscheiden, wie er anreisen möchte und was er mitnehmen will. Es ist sogar möglich, mit dem Fahrrad in die Ferien zu radeln und sich das Gepäck direkt an den Zielort liefern zu lassen.
 
Wie viel kostet der Versand von Gepäck und Bikes?
Verschickt ein Kunde beispielsweise zwei Bikes und einen Koffer von Zürich nach Pontresina und wieder zurück, kostet ihn das 178 Franken.
 
Das ist nicht gerade billig. Nach drei Reisen ins Engadin hat man den Preis eines Fahrradträgers bezahlt.
Klar kostet eine solche Dienstleistung. Ich glaube aber, dass eine angenehme Anreise und auch das spontane und unkomplizierte Reisen einen grossen Mehrwert mit sich bringt. Übrigens sind wir der einzige Anbieter, der Fahrräder von Tür zu Tür transportiert und auch unverpackt mitnimmt. Dass die Fahrräder oder andere Gepäckstücke ohne Schaden am Zielort ankommen, ist für uns eine Selbstverständlichkeit.
 
Warum sollte jemand, der aus ökologischen Gründen die Bahn nimmt, sein Gepäck auf der Strasse transportieren lassen?
Weil viele vermutlich erst wieder die Bahn nutzen, wenn die Anreise mit dem Zug angenehmer wird. Aufgrund schweren Gepäcks, limitierter Transportmöglichkeiten, enger Platzverhältnisse, kombiniert mit knappen Umsteigezeiten, ist dies heute oft nicht möglich. Ausserdem ist uns deshalb eine Auslastung der Transportfahrzeuge so wichtig. Die Transporte werden mit anderen Fahrten clever kombiniert, um eine möglichst gute Auslastung zu erreichen. Auf Wunsch werden die Fahrten in Zusammenarbeit mit myclimate klimakompensiert. Bald wird es auch möglich, die sogenannte «Smarte Routenplanung» – flexible Abhol- und Zustellzeiten – zu wählen, um zur Reduktion von CO2 Emissionen beizutragen.
 
Wie ist Ihr Geschäft angelaufen?
Wir sind im Juni 2021 mit den ersten Testkunden gestartet, um unser Produkt im Markt zu testen und fortlaufend zu optimieren. Wir konnten die Testphase erfolgreich abschliessen und liefern seither Gepäckstücke in der gesamten Schweiz von Tür zu Tür.
 
Wie oft waren Velos dabei?
Velos machen zurzeit die Mehrheit der Transporte aus.
 
Und wenn auf die Herbstferien hin 500 Transporte an einem Tag gebucht werden, können Sie diese Menge bewältigen?
Auf jeden Fall können wir zusammen mit unserem Logistikpartner eine solche Menge transportieren und pünktlich an den Zielort fahren. Mehr geht immer, Leerfahrten wären da schon eher ein Problem. Die rechnen sich einfach nicht.

flyingbag.com
 


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