SBB: Gebrauchsanweisung für Biker | Ride MTB

SBB: Gebrauchsanweisung für Biker

Die erweiterte Reservationspflicht für Velos in Zügen der SBB macht den Transport nicht in jedem Fall teurer, die Planung aber definitiv komplizierter. Der Versuch einer griffigen Gebrauchsanweisung zeigt: Es gibt sehr viele Wenn und Aber zu beachten.

Viel wurde in den letzten Monaten über die generelle Reservationspflicht für Velos in allen Intercity-Zügen der SBB geschrieben und das letzte Wort ist in dieser Sache wohl noch nicht gesprochen. Fakt ist aber, dass seit dem 21. März 2021 neue Reservationsbestimmungen gelten. Wer weiterhin mit dem Zug zum Biken fahren will, tut gut daran, sich die Reservationsregeln in allen Details anzuschauen. Sie sind noch komplizierter als zu befürchten war.

Vom 21. März bis am 31. Oktober muss der Veloabstellplatz täglich reserviert werden auf den Linien:
Basel/Zürich – Tessin (Gotthard-Basistunnel)
Basel – Biel und St. Gallen/Zürich – Biel – Lausanne (Jura-Südfuss)

Reservationspflicht nur von Freitag bis Sonntag sowie Ostermontag, Auffahrt, Pfingstmontag, 1. August:
Auf allen weiteren Intercity-Verbindungen

Die Reservationsgebühr beträgt 2.– CHF und kann über die SBB-App bezogen werden. Sie gilt nur für eine Fahrt. Die Rückfahrt muss separat reserviert werden.
 
Das ganze Jahr über an jedem Tag gilt Veloreservationspflicht in den Zügen:
Eurocity
ICE
Railjet

In der App kann für den Railjet innerhalb der Schweiz sowie für den IC nach Stuttgart reserviert werden.
Für alle anderen Eurocity- und ICE-Züge kann die Veloreservation nur am Schalter vorgenommen werden, da die Reservationssysteme der ausländischen Bahnen keine Schnittstelle mit der SBB App haben. Nochmals in aller Deutlichkeit: Wer das Velo in einem EC oder ICE mitnehmen will, muss an den Bahnschalter.

Der TGV Lyria über Basel nach Paris transportiert KEINE Velos. Gewisse internationale Züge befördern Fahrräder nur, wenn sie über die Landesgrenze hinaus mitgenommen werden. Auch hier gilt: Fahrplan und Symbole ganz genau betrachten.
 
Velotransport in die Tourenplanung einbeziehen
Zur Tourenplanung kommt also das exakte Studium der Angaben zu den Zugverbindungen. Ist die gewünschte Verbindung ein ICE oder ähnlich, dann bricht man am besten eine Stunde früher zum Bahnhof auf.
Hat eine Verbindung das Veloreservationssymbol (Velo in Rechteck), dann muss reserviert werden. Hat eine Verbindung kein Reservationszeichen, dann nicht. Wählt man eine reservationspflichtige Bahnverbindung aus und erscheint in der Billettauswahl keine Veloreservation, dann sind die Plätze bereits ausgebucht.

Das Reservationsticket enthält auch die Wagen- und Abstellplatz-Nummer. Wird nur eine Wagennummer zugeteilt, dann hat der Zug einen Gepäckwagen, wo das Bike von einem SBB-Mitarbeiter entgegengenommen wird.
 
Rückfahrt buchen
Bike-Touren lassen sich selten auf die Minute genau planen. Wer das Risiko nicht eingehen will den Zug mit dem reservierten Veloplatz zu verpassen, muss mit der Reservation zuwarten, bis klar ist, welchen Zug man nehmen wird. Achtung: Wer zu lange zuwartet, riskiert, dass bereits alle Veloplätze vergeben sind.
 
Velobillett und Velopass
Natürlich muss weiterhin und auf jedem Zug ein Billett für das Bike gekauft werden. Für ein Fahrrad ist eine reduzierte Fahrkarte zu kaufen (wie für ein Kind). Ab einer gewissen Reisestrecke lohnt sich die Velo-Tageskarte für 14 Franken.
Auch wer einen Velopass («Velo-GA») besitzt, muss reservieren. Für alle, die bei Bekanntgabe der neuen Regeln bereits einen Velopass besassen, erhielten einmalig 25 Reservationen.

Gratis Velotransport in der Tasche
All diese Komplikationen machen die Velotasche wieder attraktiver. Weiterhin gilt, wer sein Bike mit demontiertem Vorderrad in einen Sack steckt, braucht im Zug weder Velobillett noch Reservation.

Petition für mehr Veloplätze

Hauptinteresse der SBB ist, den Velotransport in geordnetere Bahnen zu lenken – Velochaos im Bahnwagen ist ein Sicherheitsproblem und zu viele Biker am Zugeinstieg können Verspätungen verursachen. Die Reservationspflicht soll sicherstellen, dass nur noch so viele Velos auf dem Perron stehen, wie im Zug Platz finden. Immerhin haben die Bundesbahnen auch versprochen, an Spitzentagen die Transportkapazität für Zweiräder zu erhöhen. Ob das für die steigende Beliebtheit von Mountainbike, Rennvelo und Co. sowie der Anreise mit der Bahn genügt, ist alles andere als sicher. Der Veloplatz im Zug droht zur Mangelware zu werden. Lässt sich die Anreise noch präzise planen, so droht die Rückreise zur taktischen Herausforderung zu werden. Für die Organisationen Pro Velo und VCS steht fest, dass der Weg, den die SBB eingeschlagen hat, der falsche ist. Sie haben deshalb eine Petition lanciert, mit der den Verantwortlichen klar gemacht werden soll, wie viele SBB-Kundinnen und -Kunden sich mehr Platz für Bikes im Zug wünschen.