Über den Unsinn separater Wege
Mountainbiker und Wanderer leben in einer Quasi-Ehe. Aufs Leben miteinander verbunden und aufeinander angewiesen. Zugegeben, es war vielleicht nicht Liebe auf den ersten Blick. Und Knatsch gibt es auch ab und an, vor allem wenn die rebellische Seite des Mountainbikers auf die zickigen Gene der Wandererin trifft. Aber im Grossen und Ganzen ist es eine harmonische Ehe. Die Zutaten für diese Harmonie sind auf dem Trail die gleichen wie vor dem Traualtar: Respekt, Toleranz und Kompromisse.
Immer häufiger werden nun Stimmen stark, die nach Trennung rufen. Weil die Mountainbiker etwas zahlreicher wurden und sich einige Wanderer die Zeit des Ledigseins zurückwünschen, soll nun das gut funktionierende Konzept der Trail-Ehe über Bord geworfen werden. Eine Trennung würde bedeuten, dass Mountainbiker und Wanderer über ein separates Wegnetz verfügen. In der Schweiz existieren heute 40‘000 Kilometer Wanderwege. Mindestens drei Viertel davon taugen als Bike-Routen. Ihr Bauwert: rund drei Milliarden Schweizer Franken. Das wäre hinzublättern, damit Wanderer und Mountainbiker nicht mehr aufeinandertreffen.
Im Wohnhaus der Wanderer und Mountainbiker ist es in einzelnen Räumen etwas eng geworden. Kein Mensch käme in einer normalen Ehe deswegen auf die Idee, sich zu trennen und nebenan ein zweites, weitgehend identisches aber enorm teures Haus zu bauen. In den Diskussionen um die Wegnutzung wird genau dies aber oft proklamiert. Dabei müsste man bloss im Haus ein paar kleinere bauliche Massnahmen ergreifen und die Bewohner sich auf die Grundwerte einer Ehe besinnen: Respekt, Toleranz und Kompromisse. Eine Scheidung hingegen ist in der Regel nicht die Lösung, sondern der Beginn der Probleme. Rosenkrieg nennt man das im richtigen Eheleben. Bei den Wanderern und Mountainbikern wäre es dann wohl der Alpenrosenkrieg. Diesen sollten wir verhindern. Mit Respekt, Toleranz und Kompromissen.