Test: Giant Reign Advanced Pro 29 1 – geschaffen für die EWS, gemacht für heimische Trails | Ride MTB

Test: Giant Reign Advanced Pro 29 1 – geschaffen für die EWS, gemacht für heimische Trails

Im Jahr 2005 hat Giant das erste Reign auf den Markt gebracht. Damals als eines der ersten Modelle mit Maestro-Federung. Seither hat sich das Bike kontinuierlich zu einer der bekanntesten Enduro-Maschinen entwickelt. Die neuste Version gibt es nun endlich als Twentyniner.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis Giant ihr Vorzeige-Enduro mit grossen Laufrädern ausstattet. Sie haben sich Zeit gelassen – zum Glück. Mit der angepassten Geometrie sowie einer aktualisierten Maestro-Hinterradfederung und einem Federbein mit mehr Hub haben sie ein verspieltes und dennoch schluckfreudiges Bike geschaffen. Es wurde in Zusammenarbeit mit den Rennfahrern des Giant Factory Off-Road Team entwickelt und auf den anspruchsvollsten Rennstrecken der Enduro World Series (EWS) getestet.

Was auf jeden Fall für das Reign spricht, ist der Maestro-Hinterbau, der alles perfekt beherrscht – Bremsneutralität wie auch Treteffizienz – und der sich mit weniger Federweg nach mehr anfühlt. Das Reign 29er fährt sich mit Leichtigkeit bergauf und rollt laufruhig über die härtesten Steinfelder. Die einzigartige Umlenkwippe, die mit der patentierten «Advanced Forged Composite»-Technologie hergestellt wird, macht den Hinterbau des Reign extrem steif und das Handling präzise.

Aussage von: Dano Maurer, Komenda/Giant Schweiz

Ausstattung

Giant verbaut wie gewohnt viele Parts aus dem eigenen Haus. Das geht weit über das Cockpit hinaus, Stütze und Laufräder sind ebenfalls Eigenprodukte. Das Spitzenfahrwerk von Fox wird mit Schaltung und Bremsen von Sram ergänzt. Das Test-Bike hatte schon viele Kilometer absolviert und hinten nicht mehr die Originalbereifung, sondern einen Schwalbe Hans Dampf, kombiniert mit einer Pepi’s Tire Noodle. Auf das Fahrverhalten hatte das jedoch keinen Einfluss.

Verarbeitung & Details

Bei strahlendem Sonnenschein glitzert der graue Metalliclack in allen Farben, ein echtes Schauspiel. Leider schien beim Fotografieren nur gerade mal zwei Minuten lang die Sonne. Somit kommt das Flinkern auf den meisten Fotos nicht rüber. Die Verarbeitung des Lacks sieht hochwertig aus und auch die des Rahmens an sich. Einzig die Gummielemente bei den Kabel-Ports wirken billig und trüben das Bild. Der Hinterbau ist aus einem Stück gefertigt und verspricht dadurch hohe Steifigkeit.

In der Ebene

Im Flachen reagiert das Bike nervös und wendig, jedoch nicht unangenehm. Bei hoher Trittfrequenz und wenig Druck auf den Pedalen wippt das Heck leicht. Doch nach dem Motto «Hebel zu und Ruh», löst der Griff zum Plattformhebel das Problem im Nu. Eine zentrale und aufrechte Sitzposition beschert ein komfortables Treten.

Berg hoch

Bergwärts verhärtet der Maestro-Hinterbau durch den Kettenzug und das Bike schaukelt weniger auf als im Flachen. Im Wiegetritt – wo man folglich mehr Gewicht auf der Front hat – taucht das Heck tief ein. Da kommt man um die Plattformfunktion nicht herum. Das Reign lässt sich gut hochtreten und klettert souverän über Wurzeln und Stufen. Kein Meister seiner Klasse, aber viel besser als der Durchschnitt.

Berg runter

Um die volle Performance des Hinterbausystems auszuschöpfen, muss man dem Setup genügend Zeit widmen. Das X2-Federbein von Fox ist Hightech und nicht ganz einfach abzustimmen. Doch bleibt man geduldig dran, erntet man am Ende hervorragenden Bodenhalt. Das Bike wird nicht so schnell aus der Ruhe gebracht. In Anlegerkurven hat das Fahrwerk genügend Gegendruck, damit es nicht durchsackt und damit man viel Energie wieder mit rausnimmt. Das Reign verleitet zum Jumpen und dank einer gut gewählten Endprogression steckt es harte Landungen spielend weg. Das Federbein gibt viel Hub frei, ohne am Ende harsch zu sein. Ein weiterer Vorteil des Giant-Hecks ist die gute Entkoppelung der Bremskräfte, es ist keine Verhärtung des Fahrwerks spürbar und auch kein Bremsstempeln, sondern Traktion satt.

Um offene Kurven zieht es mit einer gewissen Eleganz. In engem, technischem Terrain neigt es zum Untersteuern, hier wäre ein etwas längerer Vorbau allenfalls ein Vorteil.

Fazit

Das Giant Reign hat nicht umsonst eine grosse Fangemeinde, es ist ein sehr breit einsetzbares Bike. Das Upgrade auf das neuste Maestro-System und auf 29-Zoll-Räder bekommt dem Advanced Pro 29 1 gut. Die DNA, die es von den EWS-Athleten des Giant-Teams geerbt hat, merkt man ihm an. Nicht nur Racer werden das Bike sehr schätzen, sondern alle, die einen guten Allrounder suchen.

Empfehlung

Dank der guten Fahrqualitäten spricht das Giant Reign Advanced Pro 29 1 eine breite Zielgruppe an.
Abgesehen davon trumpft es mit der speziellen Lackierung. Ideal für jene, die in der Masse mit dem silbergrauen Bike nicht auffallen, aber mit dem Metalliceffekt dennoch was Besonderes wollen.

Spezifikationen

Rahmenmaterial: Karbon
Preis: CHF 6299.00 (ab CHF 3599.00 mit Aluminiumrahmen)
Gewicht: 14.4 kg (Rahmengrösse M, mit Pedalen)
Federweg:  160 mm vorne / 146 mm hinten
Federgabel: Fox 36 Float, GRIP2
Federbein: Fox Float X2
Schaltung:  Sram GX Eagle
Bremsen:  Sram Code R, 200 mm
Kurbelgarnitur:  Truvativ Descendent
Laufräder: Giant TR-1 29
Reifen:  V: Maxxis Minion DHF 29 x 2.5 WT, 3C Maxx Terra, EXO+, 29.0 x 2.5 WT
H: Schwalbe Hans Dampf, Evo, Addix Speedgrip, Snakeskin, 29 x 2.35
Sattel: Giant Contact SL
Sattelstütze: Giant Contact Switch Vario, 150 mm
Vorbau: Giant Contact SL 35 
Lenker: Giant Contact SL TR35, 800 mm, 20 mm Rise

Hersteller/Vertrieb

www.giant-bicycles.com / www.komenda.ch
 


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