Test: Cane Creek Helm und Kitsuma – in Schwarz-Gold die Trails «planieren» | Ride MTB

Test: Cane Creek Helm und Kitsuma – in Schwarz-Gold die Trails «planieren»

Cane Creek hat vor ein paar Jahren mit dem Double-Barrel-Federbein für Aufsehen gesorgt. Nun doppeln sie mit der Kitsuma-Serie und einer überarbeiteten Helm-Gabel nach. Der schwarze-goldene Look und die vielen Einstellmöglichkeiten sind geblieben, neu sollen sich die Fahrwerke noch besser auf die individuellen Vorlieben einstellen lassen und an so gut wie jedes Bike passen.

Cane Creek Helm MKII Air 29 Federgabel

Das Wichtigste in Kürze
Die überarbeitete Gabel verfügt über eine neu entwickelte Dämpfung. Der Ölfluss wurde geändert, dazu kommen SKF-Dichtungen zum Einsatz, ebenso ein High-Performance-Öl von Motorex. Die Luftkammer hat mehr Volumen und einen komplett überarbeiteten Kolben. Die Federgabel soll dadurch mehr Support im mittleren Federweg bieten und insgesamt mit weniger Reibung arbeiten. Der Hub lässt sich mit ein paar Werkzeugen und Spacern selbst einstellen und reicht von 130 bis 160 Millimeter. Mit wenigen Handgriffen ändert man die Endprogression selbst, nicht wie gewohnt mit Kunststoff-Tokens, sondern indem man ein Bauteil im Innenleben verschiebt und dadurch das Volumen der Luftkammer ändert. Der Rebound sowie die High- und Low-Speed-Compression lassen sich über aussen liegende Drehknöpfe einstellen. Die getestete Gabel wurde mit 160 Millimetern gefahren, sie wiegt 2050 Gramm.

Erster Eindruck
Das Design der Gabel ist schlicht und gefällt, sämtliche Knöpfe drehen leicht und mit gut spürbarer Indexierung. Das Grund-Setup dauert ein wenig länger als bei anderen Gabeln, denn es gilt als Erstes, die Positiv- und die Negativluftkammern auszugleichen. Dazu pumpt man erst auf den vorgegebenen Luftdruck, dann schraubt man am unteren Ende des Holmens die Ausgleichsschraube auf und drückt diese ins Innere. Das gleicht die beiden Kammern aus. Danach komprimiert man die Gabel ein paar Mal und pumpt die Luftkammer, bis man den gewünschten SAG von 20 bis 25 Prozent erreicht – je nach Vorliebe.

Im Einsatz
Die Helm hat einen leichten, aber angenehmen Flex, der sich in Komfort äussert und die Lenkpräzision nicht schmälert. Die Gabel spricht sehr fein an und nimmt kleine Schläge und Unebenheiten auf, ohne dass man was mitbekommt. Es ist ratsam, im Innenleben die Endprogression zu erhöhen: Sie bleibt so lang im mittleren Federwegbereich, verhärtet sehr spät und schlägt nicht hart durch.

Es bleiben oft 20 bis 25 Millimeter ungenutzter Hub übrig. Nicht, weil sie zu wenig freigibt, sondern weil sie die Energie effizient absorbiert. Doch springt man aus Versehen mal in den Gegenhang, werden auch die letzten Reserven gebraucht.

Fazit
Die Cane Creek Helm MKII Air ist ein «Sensibelchen» der angenehmen Sorte, sie absorbiert feine Vibrationen genauso wie unerwartet starke Schläge. Die Dämpfung passt auch für leichte Piloten gut, was bei vielen Federgabeln nicht gegeben ist. Sie lässt sich optimal anpassen, egal ob man eher der Cruiser oder der Überflieger ist. Mit knapp zwei Kilo Gewicht ist sie etwas schwerer als die Produkte der Marktführer, kann aber in Sachen Performance problemlos mithalten. Abgesehen vom leicht umständlicheren Grundsetup hat sie keine Mängel gezeigt und begeistert.

Empfehlung
Wenn man spürt, dass sich die Fahrcharakteristik der Gabel geändert hat, schafft man Abhilfe, indem man ein erneutes Ausgleichen der Negativ- und der Positivluftkammer vornimmt.

Preis: CHF 999.00
 

Cane Creek DB Kitsuma Air Federbein

Das Wichtigste in Kürze
Nach dem Erfolg mit den Double-Barrel-Federbeinen präsentiert Cane Creek mit der Kitsuma-Serie eine neue Ära. Sie bietet dieselben Einstellmöglichkeiten, hat jedoch einen grösseren Verstellbereich. Das Ziel der Ingenieure war es, ein Fahrwerk zu schaffen, das sich ohne Anpassungen am Innenleben an möglichst allen Bikes nachrüsten und anpassen lässt – und das ohne den Einsatz von Werkzeug.

Die High- und die Lowspeed-Dämpfung für Druck- und Zugstufe werden über Drehknöpfe verändert, die Climbswitch-Plattformfunktion mit drei Stufen wird über einen Hebel bedient. Die Knöpfe sind farblich gekennzeichnet und so kann man sich an ihrer Position orientieren und muss nicht mehr die Klicks zählen. Die Lowspeed-Einsteller bieten genau eine Umdrehung, die für Highspeed maximal zwei.

Erster Eindruck
Die schwarz-goldene Optik des Kitsuma Air wirkt elegant und passt gut zur Helm-Gabel. Die Verarbeitung wirkt solide. Die Knöpfe und der Plattformschalter sind gut erreichbar, erstere benötigen jedoch sehr grosse Handkräfte, um sie zu bedienen. Dazu kommt, dass sie nicht sehr präzise einrasten.

Im Einsatz
Das Luftfederbein wurde an einem Arc8 Extra getestet. Beim Grundsetup zeigt sich, dass die Federkennlinie des Bikes in Kombination mit dem Kitsuma Air und einem Fahrergewicht von rund 70 Kilo eine Herausforderung ist. Der Verstellbereich kommt hier voll an sein Limit. Bei 30 Prozent SAG müssen alle Einstellungen auf «maximal soft» und «ganz schnell» gedreht werden, damit das Dämpfungsverhalten passt. Das ergibt am Schluss eine späte Endprogression ohne Durchschlag. Je höher das Tempo, desto satter liegt das Bike am Boden. Selbst bei sehr langen Abfahrten ohne Pause gibt es nur eine leichte Hitzeentwicklung und keine Performance-Einbussen. In verblocktem Gelände, wo man mit niedriger Geschwindigkeit fährt, ist das Fahrwerk etwas unsensibel. 

Fazit
Das Cane Creek DB Kitsuma Air hat auf schnellen und offenen Strecken mit gutem Bodenhalt überzeugt und verpatzte Landungen weggesteckt. Für gemässigteres Terrain wäre ein softeres Setup nötig gewesen, das konnte leider nicht erreicht werden. Fahrer mit 75 Kilo oder mehr haben da sicher keine Probleme, da sie mit mehr Druck auf dem System fahren. Das einfache, werkzeuglose Verstellen via Drehknöpfe gefällt grundsätzlich. Es bleibt aber zu hoffen, dass die Amerikaner das überarbeiten, damit nicht so hohe Bedienkräfte nötig sind und dafür die Indexierung besser spürbar wird.

Empfehlung
Wer 70 Kilo oder weniger wiegt, sollte das Luftfederbein nicht blind kaufen, sondern sich im Fachhandel oder beim Vertrieb beraten lassen, ob das Kitsuma zur Federkennlinie des Bikes passt.

Preis: CHF 699.00
 

Cane Creek DB Kitsuma Coil Federbein mit Valt Progressiv Feder

Das Wichtigste in Kürze
Obschon die Version mit Stahlfeder unterschiedlich aufgebaut ist, sind die Einstellmöglichkeiten identisch mit der Air-Version. Anstelle einer normalen Feder wurde die progressive Cane Creek Valt getestet. Diese bietet die Sensibilität eines traditionellen Stahlfederdämpfers, jedoch mit einer Progressionskurve. Die Windung der Feder wird auf einer Seite enger und bietet ab circa der Hälfte des Hubs eine Progression ähnlich der eines Luftfederbeins. Die Valt ist zudem leichter als andere Produkte, das wird durch den Einsatz von sehr hochwertigem Stahl erreicht, der weniger Material benötigt.

Erster Eindruck
Auch bei dieser Version laufen die Einstellknöpfe sehr streng. Dito die Vorspannung der Feder, da braucht es ein «bizeli» Bizeps. Anders als bei der Air gelingt das Setup beim Arc8, ohne dass man in die Extreme der Einstellungen geht, da bleibt überall etwas Reserve.

Im Einsatz
Bis man das Kitsuma Coil passend eingestellt hat, braucht es einige Abfahrten. Aufgrund der ungewohnten Progression des Stahlfederbeins muss man etwas experimentieren. Am Ende hat man ein Fahrwerk, welches das Beste aus zwei Welten vereint: das softe Ansprechverhalten der Feder und gegen Ende des Hubs mehr Gegendruck. Ist die passende Einstellung gefunden, passt diese zu allen Terrains und jedem Einsatzzweck. Dabei darf der Rebound gerne etwas langsamer sein als gewohnt, man erhält dadurch noch mehr Grip. Bei Jumps landet man mit dem Kitsuma Coil spürbar softer als mit anderen Stahlfederbeinen, da macht sich die Valt-Feder positiv bemerkbar.  

Auf langen Touren mit verblockten Singletrail-Aufstiegen hat sich der Climbswitch bewährt. Das Fahrwerk ist weniger «fluffy» und das Bike geht gut über Stufen und Absätze hoch, ohne tief in den Federweg abzusaufen.

Fazit
Abgesehen von den zäh drehenden Einstellfunktionen hat die Kombination von Cane Creek DB Kitsuma Coil und der Valt-Feder vollends überzeugt. Ist einmal das passende Setup erreicht, passt es für alpine Touren ebenso wie für den Abstecher in den Bikepark. Das Mehrgewicht von 129 Gramm gegenüber der Luftvariante ist da zu vernachlässigen.

Empfehlung
Weil das Grundsetup etwas mehr Zeit beansprucht, ist es sinnvoll, dieses auf einer Strecke mit Bahnunterstützung vorzunehmen. So kann man kurz hintereinander das Setup auf identischem Kurs fahren und testen. Der Biel-Trail mit seinem wechselnden Terrain ist dafür optimal.

Preis Federbein: CHF 699.00
Preis Stahlfeder: CHF 114.90

Hersteller/Vertrieb

www.canecreek.com / shop.tst-gpr.ch 

 


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