Manuel Scheidegger: Für Nepal auf den Everest | Ride MTB

Manuel Scheidegger: Für Nepal auf den Everest

Everesting – an einem Tag 8848 Höhenmeter zurückzulegen ist unter ambitionierten Ausdauersportlern schwer angesagt. Manuel Scheidegger machte sich die Sache noch etwas schwerer, indem er die Höhe des Mount Everest im Wheelie überwand. Mit der Aktion, die am 20. Juni in der Nähe von Steffisburg stattfand, sammelte der Berner Spenden für ein Projekt in Nepal, das Strassenkindern die Möglichkeit bietet, Mountainbike zu fahren und so Momente des Glücks zu erleben, die sonst in ihrem Leben selten sind. Mit einer Bike-Werkstatt sollen sie nun Geld verdienen können.

Über das Bike-Projekt Wheels4Nepal, das Manuel Scheidegger seit Jahren unterstützt, hat Ride schon verschiedentlich berichtet. Dank den von ihm gesammelten Spenden verfügt ein Waisenhaus, das Strassenkinder aufnimmt, über Mountainbikes, mit welchen täglich Ausfahrten stattfinden. Nun kann man kritisieren, dass diese Kinder andere Formen der Förderung nötiger haben, als Mountainbike zu fahren. Schulbildung und Möglichkeiten, etwas Geld zu verdienen erhalten sie natürlich auch. Daneben ist es aber von nicht zu unterschätzendem Wert, wenn diese Kinder und Jugendlichen das Glück erleben dürfen, einen Anstieg zu bezwingen und wieder hinunter in die Stadt zu rollen.
Und damit zur jüngsten Spendenaktion des ehemaligen Wheelie-Stundenweltrekordhalters Manuel Scheidegger: Eine kurze Strecke, keinen Kilometer lang, pedalte er 130 Mal hoch und wieder hinunter. Bergwärts stets auf dem Hinterrad. Am Ende waren gut 9000 Höhenmeter auf seinem Zähler, sowie 220 Kilometer (hoch und runter). 21 Stunden dauerte die ganze Aktion, knapp 14 Stunden betrug die reine Fahrzeit.
Dass Scheidegger diese Gewaltsleistung vollbrachte, ist umso erstaunlicher als er im vergangenen Jahr eine schwere Erkrankung überwand. Zudem erlitt er eine doppelte Diskushernie, weshalb Trial-Mountainbiking wie auch technisch anspruchsvolle Bike-Runden für ihn nicht mehr möglich sind. Wheelies auf dem Rennvelo gehen aber weiterhin, wenn nötig auch über 110 Kilometer an einem Tag.

Ride: Welches Körperteil schmerzte bei dieser Aktion am meisten?

Manuel Scheidegger: Der Rücken. Die Beine waren in Bewegung und gut durchblutet, der Rücken war statisch unter Zug und musste die Position halten. Zwischendurch löste mal ein befreundeter Physiotherapeut einen Triggerpunkt. So hielt ich bis zum Ende durch. Für ein normales Everesting hätte ich einen längeren Anstieg gewählt. Für diese Belastung war es ein Vorteil, dass ich nach ein paar Minuten den Rücken wieder entspannen konnte, hinunter bin ich auf beiden Rädern gefahren.
 

Musstest du das Vorderrad auch mal absetzen?

Das passierte etwa fünfmal. Ich bin dann jeweils von dem Punkt wieder im Wheelie losgefahren, an dem es zuletzt in der Luft war.
 

Wie viel Spenden habt ihr mit dieser Aktion gesammelt?

Wir haben kein spezielles Spendenkonto nur für diese Aktion. Aber wir haben viel Aufmerksamkeit für das Projekt bewirkt. Wer die Website von Wheels4Nepal besucht, ist schnell bei den Konto-Angaben. Uns ist es wichtig, Menschen zu erreichen, die sich längerfristig für das Projekt interessieren und hoffentlich immer wieder spenden.
 

Das Projekt mit den Mountainbikes und den Ausfahrten in Nepal läuft schon einige Jahre. Welche weiteren Aktivitäten willst du finanzieren?

Wir wollen eine Velo-Werkstatt im Stadtzentrum von Pokhara aufbauen, in der Velos repariert werden. Einerseits soll das Projekt dadurch selbsttragend werden. Anderseits soll die Werkstatt den Strassenkindern, von denen einige mittlerweile Teenager sind, bezahlte Arbeit bieten.
 

Wie geht es dem Projekt aktuell?

Es läuft gut, die Bike-Ausfahren finden täglich statt. Die ersten Velos, die wir kauften und dem Projekt übergaben, mussten wir inzwischen ersetzen. Die Belastung durch die Feuchtigkeit und die Sandpisten ist enorm. Toll ist, dass auch andere Jugendliche aus der Stadt an den Ausfahrten teilnehmen und die Strassenkinder so mit der Bevölkerung in Kontakt kommen. Denn generell erhalten die Streetkids von dieser keinerlei Wertschätzung. So hilft das Mountainbike Brücken zu bauen.

Du hast eine schwere Erkrankung durchgemacht. Was bedeutet es dir persönlich, dass du wieder zu so einer Leistung fähig bist?

Vor eineinhalb Jahren lag ich im Spital und es war undenkbar, so etwas zu schaffen. Allerdings habe ich mir in der Zeit diese Aktion ausgedacht. Als ich nun auf den letzten Runden war und es klar wurde, dass ich es schaffen würde, kämpfte ich gegen die Freudentränen.


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