Das Unwort des Jahres: die «Lieblingstour»
Ich mag es gar nicht mehr zählen, wie oft mir diese Frage schon gestellt wurde: Was denn meine Lieblingstour sei. Anfänglich habe ich mir noch ernsthafte Gedanken dazu gemacht und versucht, mein Touren-Palmarès in eine Rangfolge zu bringen. Bis mir bewusst wurde: Das ist weder möglich noch sinnvoll. Denn der Reiz des Mountainbikens liegt bekanntlich in der Vielfalt. Wo bitteschön ist die Vergleichsbasis bei einer flowigen Route im Schwarzwald und einer hochalpinen Route im Engadin? Beide Touren sind wunderbar haben aber ausser dem Fortbewegungsmittel so gut wie nichts gemeinsam. Der Begriff «Lieblingstour» heisst nichts anderes als Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Deshalb darf und kann es für Mountainbiker keine «Lieblingstour» geben. Wer sie trotzdem erkürt, verkennt den Reiz der Vielfalt.
Ich habe mir stattdessen eine andere Strategie zugelegt: Jede Tour, auf der ich mich gerade befinde, ist genau zu diesem Zeitpunkt meine Lieblingstour. Denn die meisten Routen haben ihren Reiz, um sagen zu können: «Ich bin heute genau am richtigen Ort.» Das mag wie romantisierter Kitsch tönen, macht aber mein Leben als Mountainbiker attraktiver und mich glücklicher. Und darum geht es in der Quintessenz.
Und weil bei mir auf diese Weise in einem Jahr ziemlich viele «Lieblingstouren» zusammenkommen, habe ich zurückblickend auf das Jahr 2021 einige herausgepickt, welche mir besonders in Erinnerung geblieben sind. Sie könnten verschiedener nicht sein – und genau darin liegt doch der Reiz des Mountainbikens.
Saison-Highlight 1 – Karnischer Höhenweg in Sexten
Sexten liegt am Nordrand der Dolomiten und entlang dem ersten Bergkamm ausserhalb der Dolomiten zieht sich ein gefühlt endloser Singletrail durchs Gelände. Ich habe diese Tour nach einem regnerischen Vortag in Angriff genommen. Das Resultat war eine glasklare Fernsicht zur gegenüberliegenden Drei-Zinnen-Region.
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Saison-Highlight 2 – Lais da Rims in Scuol
Die Lais da Rims befinden sich inmitten einer felsigen Hochebene weit über Scuol. Ich habe das Gebiet aus früheren Touren gekannt, bin nun aber erstmals von Süden her aufgestiegen. Auf den heftigen Aufstieg mit Kletterpartien und Seilsicherungen folgte ein Spektakel sondergleichen. Der Lajet de Lischana gehört zu den schönsten Bergseen in Graubünden, dann geht es auf Trails hinab durch das hochalpine Gelände mitsamt dem Val d’Uina als Schlusspunkt.
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Saison-Highlight 3 – Tour du Grand Combin
Das Wallis und das Aostatal gehören zu besten besten Trail-Spots der Alpen. Mit der dreitägigen Tour du Grand Combin werden die Regionen kombiniert zu einer hochalpinen Supertour. Wir sind die Tour anlässlich eines Ride-Camps gefahren, zwei Tage faktisch wolkenlos, perfekte Trails, wunderbare Begleitung. Drei Tage, die an Intensität kaum zu überbieten sind.
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Saison-Highlight 4 – Lago di Colina im Veltlin
Ich mag es, neue Regionen zu entdecken. Und da kommt es ab und an zu Überraschungen. Eine davon war die Abfahrt vom Lago di Colina hinab nach Sondrio im Veltlin. Dieser 1300-Höhenmeter-Trail ist ein Flow-Spektakel der grossen Sorte. Unten angekommen, hatte ich Freude wie ein kleines Kind an Weihnachten. Es war die Freude, überraschenderweise ein neues Trail-Highlight entdeckt zu haben.
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Saison-Highlight 5 – Aosta im Oktober
Das Aostatal ist im Oktober Pflichtprogramm: Die goldgelbe Lärchenkulisse umgeben von den verschneiten Bergriesen Mont Blanc, Grand Combin, Monte Rosa und Grand Paradiso, mitten drin die unschlagbaren Aosta-Trails, das ist Jahr für Jahr ganz grosses Trail-Kino. Durch die geringe Schneelage konnten dieses Jahr die hochgelegenen Klassiker wie der Banzai-Trail und die Punta Leysser gefahren werden. Zuerst anlässlich des traditionellen Ride-Camps, und weils so schön war, am darauffolgenden Wochenende gleich nochmals.
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Das Unwort des Jahres 2019: der «Natur-Trail»
ride.ch/news/das-unwort-des-jahres-der-natur-trail
Das Unwort des Jahres 2020: die «Entflechtung»
ride.ch/news/das-unwort-das-jahres-2020-die-entflechtung
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