Weltmeisterin Balanche doppelt zum Weltcup-Start nach | Ride MTB

Weltmeisterin Balanche doppelt zum Weltcup-Start nach

An den Weltmeisterschaften 2020 in Leogang wurde Camille Balanche überraschend Weltmeisterin. Nun doppelt sie am Ort ihres bisher grössten Erfolgs nach und feiert ihren ersten Weltcup-Sieg. Bei den Männern gewinnt der Australier Troy Brosnan Quali und Rennen zusammen. Einziger Schweizer im Rennen ist Yannick Bächler auf Rang 55.

Wegen den starken Regenfällen scheint es eine ähnliche Schlammkatastrophe zu werden, wie an den Weltmeisterschaften 2020 auf gleicher Strecke. Mit ihrem fünften Platz zeigt Camille Balanche bereits in der Qualifikation, dass ihr sowohl die Strecke in Leogang, als auch die nassen Verhältnisse liegen und, dass ihr Erfolg kein Zufallsprodukt war.

Doch allmählich trocknet es undma Renntag ist die Strecke in einem deutlich besseren Zustand, aber das macht es nicht einfacher, auch für die Schweizerin nicht. Sie fährt meist sauber, hat ein paar kleine, folgenlose Rutscher, bewegt sich aber vor allem im schwierigen Waldstück sehr souverän. Es überrascht nicht, dass Balanche im Ziel in Führung geht, nur knapp 1.5 Sekunden vor ihrer Team-Kollegin Monika Hrastnik, die mit ihrer Zeit bereits eine Ansage machte – sie wird am Ende Dritte.

Auch die nachfolgenden Fahrerinnen müssen Risiken eingehen, jedoch mit weniger Erfolg. Marine Cabirou (FRA) führt zeitweise, hat aber zu viele Rutscher und Stopper die sie Zeit kosten. Sie klassiert sich am Ende auf Platz vier. Aber nicht nur das schwierige Waldstück sucht seine Opfer. Die Französin Myriam Nicole, Zweite in der Qualifikation, stürzt bereits im ersten Abschnitt. Sie holt aber nochmals eindrücklich auf, stürzt dann im Wald aber erneut. Es wird nur Platz acht.

Einen fast perfekten Lauf «vermasselt»

Die Augen sind auf Lokalmatadorin Vali Höll gerichtet. Sie fuhr seit ihrer Fussverletzung unmittelbar vor den Weltmeisterschaften 2020 keine Rennen mehr, meldet sich aber eindrücklich als Qualisiegerin zurück. Und auch in ihrem Rennlauf lässt sie keine Zweifel an ihrer Stärke aufkommen. Sie führt auf sämtlichen Zwischenzeiten und fährt ihrem ersten Weltcup-Sieg entgegen. Im entscheidenden Waldstück geht sie nicht das volle Risiko ein und verliert ein wenig Zeit. Doch kurz vor dem Ziel stürzt Höll, und der Sieg geht an Camille Balanche. Es ist der erste Weltcup-Sieg einer Schweizerin seit Marielle Saners Sieg im Jahr 2007 in Champéry.

«Ich habe mich während der ganzen Zeit hier sehr gut gefühlt und hatte heute ein wirklich guter Lauf. Dass es hier in Leogang zum Sieg reichte, ist der Hammer – ein Traum, Vielen sagten, ich hätte bei der WM einfach Glück gehabt, aber interessierte mich nicht und ich wollte hier auch nicht etwas beweisen, sondern einfach mein Bestes geben. Das ist mir gelungen und deshalb bin einfach mega zufrieden», freut sich Balanche.

Dass Höll mit erst 19 Jahren trotzdem ihr erstes Elite-Weltcup-Podest einfährt, ist für die Österreicherin ein schwacher Trost, wie sie verrät: «Es ist so hart. Ich hätte gewinnen können aber habs vermasselt. Eigentlich müsste ich mich über meinen zweiten Platz, mein erstes Elite-Weltcup-Podest freuen, aber ich bin wohl einfach zu kompetitiv. Womöglich muss ich es einfach noch etwas verdauen, danach kann ich mich sicher auch wieder über dieses super Resultat freuen.»

Wie Höll verletzte sich in an den Weltmeisterschaften vor einem Jahr auch Emilie Siegenthaler. So ist es auch für sie das erste Rennen seit langem und das schliesst sie auf dem respektablem siebten Rang ab.

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Australier gegen die französische Übermacht

Im Weltcup-Rennen der Männer werden früh Spitzenzeiten gesetzt. Laurie Greenland startet nach einer verhaltenen Qualifikation aus dem Mittelfeld. Dass der Engländer als einer der weltbesten Fahrer die Bestzeit einfährt, ist keine Überraschung. Doch lange hält sie nicht an, denn der Franzose Amaury – ebenfalls mit verhaltenem Qualifikationslauf – unterbietet die Zeit des Briten um über eine Sekunde. Dann bleibt es eine Weile still.

Der Weltmeister von Leogang, der Schotte Reece Wilson kommt Pierron sehr nahe, vermag ihn aber nicht hinter sich zu bringen und belegt Platz vier. Erst Pierrons Landsmann und Team-Kollege Thibaut Daprela – Dritter des Qualifikationsrennen – unterbietet seine Zeit um zwei Zehntelsekunden. Ähnliches würde man vom zweitletzten Fahrer Danny Hart erwarten. Doch der Mann für schwierige Strecken kann seine Stärken zu wenig ausspielen und verpasst als Sechster das Podium nur knapp.

So bleibt nur die Frage, vermag Qualisieger Troy Brosnan dem Druck standzuhalten? Den Qualifikationslauf gewann er immerhin mit 6.7 Sekunden Vorsprung. Doch es schaut bei den ersten Zwischenzeiten nicht danach aus, als könnte der Australier nochmals an diese Leistung anknüpfen, er liegt aber dennoch nur knapp zurück. Tatsächlich legt er im äusserst anspruchsvollen Waldstück eine aggressive, aber präzise Fahrt hin und siehe da, bei der nächsten Zwischenzeit liegt Brosnan sieben Zehntelsekunden vorne. Auf dem kurzen Abschnitt bis ins Ziel baut er seinen Vorsprung auf 1.2 Sekunden aus und holt sich damit den Weltcupsieg seit 2017.

«Das war verrückt! Nach dem Qualifikationssieg war ich wieder voller Selbstvertrauen und glücklich wieder die Geschwindigkeit fahren zu können, um ganz vorne dabei zu sein. Und ich versuchte auch Rennen voll zu attackieren, zu fahren als wenn es trocken wäre – es war auch sehr viel griffiger als noch am Morgen – ich bin einfach nur überwältigt», sucht Brosnan überglücklich nach Worten.

Aus dem Schweizer Lager schaffte es mit Yannick Bächler nur ein Fahrer, sich unter den Top-60 zu qualifizieren. Es ist sein erstes Weltcup-Rennen bei der Elite und somit auch seine erste Finalteilnahme. Im Hauptrennen fährt Bächler auf Platz 55 und zieht Fazit: «Da ich dachte es sei rutschiger, bin ich etwas verhalten und zu sehr auf Sicherheit gefahren, dabei wäre der Untergrund schon ziemlich griffig gewesen. Für das erste Rennen bin aber trotzdem zufrieden.»

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