Trail-Bussen in St. Gallen? | Ride MTB

Trail-Bussen in St. Gallen?

Vor einigen Wochen erhielten St. Galler Bike Shops und Clubs einen Brief des Kantonsförsters. Darin wies er darauf hin, das Befahren von Wegen, die schmaler als zwei Meter sind, seiweiterhin nicht erlaubt. Wer auf illegalen Trails erwischt werde, habe eine Busse zu erwarten. Umso wichtiger wäre es, dass der seit Jahren im Bau befindliche Waldegg-Trail am St. Galler Stadtrand fertig würde.

Ein Bericht auf Radio SRF, Regionaljournal Ostschweiz, hat die Aufmerksamkeit auf die Situation der Mountainbiker in St. Gallen gelenkt. Dort hat der Kantonsförster die Mountainbiker via Bike Shops und Veloclubs darauf aufmerksam gemacht, dass sie sich strafbar machten, wenn sie sich im Wald abseits befestigter Forststrassen bewegen. Zwar gab schon im Radiobericht ein Polizeivertreter bekannt, man werde nun nicht dauernd Streifen in den Wald schicken, es könne aber durchaus passieren, dass man mal kontrollieren gehe, ob sich die Biker an das Gesetz halten.

Adi Gerber gehört zu jenen Mountainbikern, die gerne Trails fahren. Deshalb hat er vor bald zehn Jahren mit Gleichgesinnten die Legalisierung des Waldegg Trails und dessen Ausbau initiiert. Wie ist die Situation in St. Gallen, wollen wir von ihm wissen. Begeistert ist er von dieser Anfrage nicht, das ist ihm anzumerken. Den Ball flach halten ist für ihn als Biker die oberste Devise – wie an so vielen Orten, wo das Trail Biking eher nicht geahndet als toleriert wird.

Noch keine Busse bekannt

«Ich habe von niemandem gehört, dass seit diesem Brief tatsächlich jemand gebüsst worden ist», gibt er zu Protokoll. Den Vorstoss sieht er als Rückschritt auf dem Weg zu einer Lösung, mit der Biker und andere Waldnutzer leben können. Dabei ist ihm klar, dass die Behörden mit dem aktuellen Waldgesetz das Recht auf ihrer Seite haben. Trotzdem gibt er zu bedenken: «Die Biker sind da und die werden nicht einfach wieder aus dem Wald verschwinden. Es braucht möglichst in jedem Wald einen legalen Trail und die verschiedenen Trails sollten sich auch in Touren verbinden lassen. Erst dann sinkt der Druck auf illegale Trails.» Hoffnung, dass diese Idee bald Realität wird, macht er sich keine. Sein Augenmerk gilt dem einzigen legalen Trail in der Nähe von St. Gallen, dem Waldegg-Trail. 2012 erhielt dieser eine Baubewilligung und seither bauen Freiwillige an der rund 2.5 Kilometer langen Strecke. «Der letzte halbe Kilometer ist noch nicht fertig, die oberen zwei Kilometer mussten wir aber bereits ein erstes Mal renovieren.»

Legaler Trail mit Ablaufdatum

Der Verein Funpark, der den Trail offiziell baut, hat 80 bis 90 Mitglieder. Es seien auch schon 130 gewesen, sagt Gerber, der den Verein präsidiert. Alle zwei Wochen wird am Waldegg-Trail weitergebaut. «Dieses Jahr waren wir oft wieder über zehn Personen. Das war nach der Anfangseuphorie die Ausnahme.» Da der Verein keine Bewilligung hat, im Wald Maschinen zu benutzen, kommt man trotz Schwerarbeit nur langsam vorwärts. Für die Renovation der oberen Streckenhälfte konnte der Verein die Ortsbürgergemeinde St. Gallen gewinnen, zu der der Forstbetrieb gehört. Das ermöglichte dann auch den Maschineneinsatz. Gleiches schwebt Gerber für die Fertigstellung des Trails vor: «Es ist eigentlich viel Goodwill vorhanden, aber die Ortsbürgergemeinde wartet mit ihrer Zusage, bis klar ist, dass die Stadt die Betriebsbewilligung auch zukünftig erteilt. Die Stadt will diese aber nur erteilen, wenn klar ist, dass wir die Strecke fertig bauen können, was von der Beteiligung der Ortsbürgergemeinde abhängt. Trotzdem bin ich zuversichtlich, die letzten Signale waren positiv.» Die Zeit drängt, denn 2021 läuft die Baubewilligung aus und die Betriebsbewilligung muss erneuert werden. Entweder spucken die St. Galler Biker in die Hände oder sie müssen vielleicht schon bald woanders hin, um Trails zu fahren.

Weitere Infos zur Strecke und die nächsten Bautermine: www.waldeggtrail.ch