Rock am Rad | Ride MTB

Rock am Rad

Lange ist’s her, seit sich Frauen die Erlaubnis erkämpfen mussten Sport zu treiben. Zuerst durften sie nur, solange sie dabei Röcke trugen. Inzwischen schreibt nicht einmal mehr Wimbledon den Tennisspielerinnen das frauentypische Beinkleid vor. Doch nun ist der Jupe als Sportbekleidung zurück. Jüngstes Beispiel ist der Multisport-Skort von Maloja.

Der Skort? Ja, der Skort, halb Short, halb Skirt (Jupe). Mit vollem Namen heisst das Teil PischaM. Multisport Skort. Das kommt erstmal reichlich angestrengt daher und erinnert ein wenig an die Männerröcke, die ein Zürcher Label namens Amok dem metrosexuellen Partygänger schmackhaft zu machen versuchte. Maloja hingegen treibt einen Trend voran, der seit einigen Jahren besteht. Angefangen bei Röckchen für Läuferinnen (oder Läufer) über Climbing Skirts bis zu Jupes fürs Radfahren, haben heute die meisten Outdoor Sport Labels einen Skort im Sortiment. Die meisten Sportröcke sind schlicht Jupes aus Funktionsstoff oder Minis mit integrierten kurzen Tights (Tennis, Landhockey, Lacrosse). Maloja geht einen Schritt weiter: Vorne ist der PischaM nämlich ein Rock, hinten eine kurze Hose.

Lass ihn flattern

Ob die Damenwelt darauf gewartet hat? Darüber masst sich der Schreibende keine Prognose an und fragt stattdessen nach. Pia Affolter, langjährige, freischaffende Modedesignerin für Marken wie Quiksilver, Zimtstern oder Burton meint: «Ich verstehe die Überlegung dahinter, für mich hat das kleidungsmässig aber keinen Mehrwert. Das Röckchen vorne hat etwas schamhaft Bedeckendes.» Simone Mauz designt mit Erfolg für ihr eigenes Modelabel SNE. Daneben biket sie intensiv und führt hin und wieder eine Frauen-Bike-Gruppe über die Trails. Zum PischaM. Skort meint sie: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass er die gleiche Bewegungsfreiheit bietet wie eine Short. Zudem hätte ich auf steilen Abfahrten Angst am Sattel hängen zu bleiben.» Doch Mauz findet auch Positives, namentlich den Überraschungseffekt, wenn frau damit vom Bike steigt und die schönen Prints, mit denen sich Maloja einen Namen geschaffen hat. Trotzdem empfiehlt sie: «Lieber in einer Hose auf die Biketour und für den Drink danach in einen weich fliessenden Jerseyjupe steigen»
Auch heute noch gibt es Athletinnen, die nur im Rock Sport treiben: Die iranische Mountainbikerin Faranak Partoazar trägt stets einen Minirock über ihrer die Beine und Arme bedeckenden Lycra-Bekleidung. Beatie Deutsch ist die beste Marathonläuferin Israels, fünffache Mutter und orthodoxe Jüdin. Sie läuft immer in kniebedeckenden schwarzen Röcken. Daneben gibt es Frauen, die sich in flatternden Jupes wohler fühlen, als in den gängigen figurbetonenden Sporttextilien. Die Marke Skirt Sports rüstet sie mit genügend Stoff aus. Leider nicht mehr angeboten werden die Off Kilter Bike Tours in St. Andrews by-the-Sea (New Brunswick, Kanada). Es gibt aber weiterhin Männer, wie den Kilter Writer, die gerne auf zwei Rädern den Schottenrock flattern lassen.