Mehr Freiheit, mehr Motivation – Olympiasieger Kulhavy im Interview | Ride MTB

Mehr Freiheit, mehr Motivation – Olympiasieger Kulhavy im Interview

Es war eine Überraschung, als Jaroslav Kulhavy verkündete, er fahre im Jahr 2019 für sein eigenes Team. Der Olympiasieger von 2012 und Silbermedaillengewinner 2016 wird in zwei Wochen beim Cyprus Sunshine Cup starten. Wir haben mit dem 34-jährigen Tschechen gesprochen, über seine Entscheidung, warum er 2018 Probleme hatte und was es für ihn bedeutet das Cape Epic auf Zypern vorzubereiten.

Wie ist dein Winter und die Vorbereitung auf die Saison 2019 gelaufen? 
Die Vorbereitung war ziemlich gut. Ich habe drei Wochen später begonnen als sonst, aber das ist okay. Der Weltcup startet ja dieses Jahr auch später. 
 
Du wirst weiter auf Specialized Bikes fahren, aber 2019 für dein eigenes Team, Kulhavy Racing. Was hat dich dazu bewogen was Eigenes auf die Beine zu stellen und wann hast du das so entschieden? Warum bist du nicht im sehr erfolgreichen Team Specialized Racing geblieben?
Ja, ich werde 2019 für mein eigenes Projekt fahren. Nach der Saison 2019 habe ich über Veränderungen und neue Motivation nachgedacht. Und diese Kombination ist perfekt. Ich bin sehr froh darüber, dass ich weiter auf Specialized fahren kann. Die Nachricht von Specialized, dass sie mich mit Bikes unterstützen würden, kam ziemlich spät – natürlich habe ich mit anderen Teams gesprochen, aber es war letztlich nichts interessant. Mein eigenes Projekt gibt mir mehr Freiheit und größere Motivation. 
 
Du bist 34 Jahre alt. Ist diese Veränderung ein Stück weit ein Fenster in die Zukunft von Jaroslav Kulhavy? In eine Karriere als Team-Manager, so wie Thomas Frischknecht, Ralph Näf, Bart Brentjens oder andere?

Ja, das kann der Start eines „Zukunft-Teams“ sein, aber im Moment habe ich immer noch viele Ziele für diese und die Olympia-Saison 2020. Wir müssen für 2020 auch zuverlässige Partner haben. 
 
Für dich ist Zypern und der Sunshine Cup Jahr für Jahr eine Art Tür in die Cross-Country-Saison. Was ist es wert, das jedes Jahr zu wiederholen?
Ich liebe Zypern und der Sunshine Cup ist perfektes Training, bevor es richtig los geht. Es gibt auch viele Weltranglistenpunkte. So ist es die beste Wahl. Das hört sich vielleicht nach einem langweiligen Programm an, jedes Jahr auf Zypern zu sein, aber ich mag das – jede Etappe macht Spaß und ist schön zu fahren (smiling). 
 
Im Jahr 2018 bist du auch das Afxentia gefahren, genauso wie dein Specialized Teamkollege Howard Grotts. Auf Zypern bist du gegeneinander gefahren, aber ein paar Wochen später hast du mit ihm das Absa Cape Epic gewonnen. Wie wichtig sind diese Tage auf Zypern? Besprecht ihr da noch Dinge oder gewöhnt ihr euch vielleicht aneinander? 
Ich glaube, dass es gut ist, ein paar Wochen vor dem Epic Kontakt mit seinem Partner zu haben. Wir testen unsere Verfassung, die Bikes und anderes Material. Auch die Wettkampf-Intensität und der Kontakt mit dem Terrain ist nach dem Winter von grosser Bedeutung. 
 
Voriges Jahr hast du mit Howard das Cape Epic zum dritten Mal gewonnen, aber danach lief die Saison nicht mehr rund. Im Rückblick, was waren die Gründe dafür?
Da kamen einige Dinge zusammen, aber der Hauptgrund war ein Problem mit der Atmung bei höchster Intensität. Für den Cross-Country-Weltcup ist es ein ziemliches Problem, wenn du nicht hundert Prozent geben kannst, sondern nur 90 oder 95. 
Und was genau hat das Atem-Problem verursacht?
Es sieht so aus als ob es vor allem ein muskuläres Problem war, das vermutlich schon nach meinen letzten Verletzungen begonnen hat – eine gebrochene Kniescheibe und das gebrochene Handgelenk. Dadurch gab es ein Problem mit einer Disbalance der Muskulatur und eine Schwäche im Rumpf. 
 
Im Blick auf 2019, was ist dein grösstes Ziel, was ist für dich wichtig in der bevorstehenden Saison?
Das erste Ziel ist das Cape Epic. Dann würde ich mir gerne meine alte Leistungsfähigkeit im Weltcup zurückholen. Und die Olympia-Qualifikation ist auch ein Ziel. 
 
Stichwort Weltcup, was denkst du über das neue Short Track Format im Weltcup?
Der Short Track verändert vieles. Da gibt es so viele Fahrer mit Ambitionen, aber man kann auch müde sein für das Cross-Country-Rennen. Es ist eine Frage der Prioritäten. Das XCC-Format kann für Zuschauer gut sein und es ist eine Chance für Sponsoren, wenn die Fahrer zwei Rennen pro Woche fahren. 
 
Was hast du für dich persönlich gelernt über den Einfluss des Short Track am Freitagabend auf das sonntägliche Cross-Country-Rennen?

Hauptsächlich hat es mein letztes Training vor dem Cross-Country-Rennen verändert. Normalerweise habe ich (Freitag) einen Ruhe-Tag, jetzt ist da das Short Track. Deshalb musste ich die letzten vier Tage vor dem Cross-Country umbauen. 
 
Du hast bei den Olympischen Spielen Gold und Silber gewonnen. Sind die Spiele in Tokio 2020 immer noch ein wichtiges Ziel?
Sicherlich. wenn ich gesund bin, dann ist Tokio ein sehr wichtiges Ziel. Mein Programm bleibt fast dasselbe. Cross-Country plus ein paar Etappenrennen und Marathons. Vielleicht fahre ich zum Training ein paar mehr Straßenrennen.