Giant verstärkt sein Team mit Reto Indergand | Ride MTB

Giant verstärkt sein Team mit Reto Indergand

Die Rennsaison 2020 liegt noch in der Ferne. Wenn sie dann aber startet, ist das Giant Factory Off-Road Team mit einer jungen Equipe für den Cross-Country-Weltcup bereit. An seiner Spitze steht Reto Indergand, auch wenn er sich selbst nicht als Team-Leader sieht. Der 28-Jährige Urner bringt Rennerfahrung auf höchstem Niveau in das kleine Team.

Lange hat sich Giant im Cross-Country-Weltcup nicht blicken lassen. Nun baut die Marke in diesem Jahr das Engagement auch im Cross-Country wieder aus. Bereits für Giant unterwegs war der der 20-jährige Australier Cameron Wright in der U23-Klasse. Zu ihm stossen nun der Schweizer Reto Indergand und der Franzose Antoine Philipp.
Indergand fuhr zuletzt beim BMC-Mountainbike-Racing-Team, das Ende Oktober 2019 überraschenderweise aufgelöst und unter Julien Absalon neu aufgelegt wurde.

Wie es zur Zusammenarbeit mit Giant kam, die Vorbereitungen liefen und wie die Ziele in dieser von Verschiebungen geprägten Saison ausschauen, verrät Reto Indergand in den folgenden Zeilen.

Das BMC-Mountainbike-Racing-Team wurde Ende des letzten Jahres überraschend aufgelöst. Hast du bereits früher davon erfahren?
Nein, die Auflösung des Teams kam auch für mich überraschend. Allerdings unterschrieb ich bei BMC zuletzt einen Einjahresvertrag der Ende 2019 sowieso auslief. Bereits im Sommer wurde mir klar, dass ich nach acht Jahren eine Veränderung möchte, um einmal Teil eines anderen Teams zu werden. So habe ich mich früh damit auseinandergesetzt und Gespräche geführt. Bei Giant hat die Chemie einfach super gestimmt. Sie wollten das Team verstärken und ausbauen und haben mir von Beginn weg viel Vertrauen geschenkt. Dass ich bereits anfangs September eine fixe Zusage hatte, gab mir die benötigte Sicherheit.

Neben dir starten im Cross Country noch zwei junge Sportler. Bist du nun Team-Leader?
Mit Cameron Wright und Antoine Philipp stehen mir zwei jüngere Rennfahrer zur Seite. Sie haben in der vergangenen Saison gute Resultate eingefahren und können bereits grosse Palmares vorweisen. Ich sehe mich nicht als Team-Leader. Mir ist es wichtig, dass wir beispielsweise die Strecken zusammen besichtigen können. Dabei wird uns natürlich auch Performance Coach Oscar Saiz sehr unterstützen. Es ist nicht wichtig, als Leader zu agieren, sondern als Teamplayer. Seitens von Giant spüre ich grosses Vertrauen in der Produkteentwicklung. Dies schätze ich sehr und ich helfe gerne mit bei der stetigen Verbesserung der Produkte.

Wie sieht deine Rennplanung aus? Bisher warst du in einem Schweizer Team und somit auch immer beim «Proffix Swiss Bike Cup» am Start. Nun stammen alle drei Cross-Country-Fahrer aus ganz unterschiedlichen Ländern, wo fährt ihr die meisten Rennen?
Vor der ganzen Corona-Situation sah meine Planung so aus: Ich bestreite die gesamte Weltcup-Saison mit dem Team. Ebenfalls werde ich an den meisten Rennen des «Proffix Swiss Bike Cup» starten und auch noch weitere Rennen im nahen Ausland bestreiten.
Zurzeit gibt es für mich und für uns alle aber wichtigeres als Rennen zu fahren. Es ist ungewiss, wann und ob wir die Saison fortsetzen können. Ich rechne nicht damit, dass es diese Saison viele internationale Rennen gibt. Oberste Priorität hat nun, dass möglichst alle Leute gesund bleiben und die bereits erkrankten wieder genesen.

Trotz allem wieder zurück in den «Normalzustand»: Wie ist die Unterstützung des Teams vor Ort geplant?
An den Weltcuprennen, vor allem an den Doppelevents mit den Downhill-Fahrern wird eine riesige Delegation vor Ort sein. Ich bin froh, dass ich weiterhin auf einen Rund-um-Support zählen darf: Physiotherapeut, Koch, Mechaniker, Techniktrainer, sportlicher Leiter. Das ist grosser Luxus. Im Team-Camp im Februar habe ich bereits einige Das gibt mir auch Sicherheit und Rückhalt.
In der Schweiz werde ich von meiner Familie betreut. Meine Frau Jennifer übernimmt einen Teil der administrativen und organisatorischen Aufgaben. Mein Schwager Severin Sägesser ist Velomechaniker. Er hat seine eigene Karriere im Februar beendet und steht mir für die Wartung meines Bikes vor und während den Rennen zur Verfügung. Dass ich dadurch oft mit meiner Familie unterwegs bin, bedeutet mir sehr viel.

Wie sind deine Saisonvorbereitungen und der Saisonstart gelaufen?
Meine Saisonvorbereitung ist sehr gut verlaufen. Im wurde mir die Metallplatte aus dem Handgelenk (Bruch im September 2018) entfernt. Im Anschluss daran startete ich den Aufbau. Wie immer habe ich mit der Nationalmannschaft die WK-Tage in Tenero und Gran Canaria absolviert.
Dazu kamen noch einige Tage Finale Ligure, das Team-Camp in Barcelona und der Rennstart in Banyoles. Glücklicherweise blieb ich gesund. Da es bei uns im Urnerland auch fast keinen Schnee und eher mildere Temperaturen gab, konnte ich die meiste Zeit auf dem Bike trainieren. Kurz bevor alle Rennen abgesagt wurden konnte ich in Alanya (Türkei) noch ein C2 Rennen bestreiten. Dies war auch das letzte relevante Rennen für die Weltrangliste. Diese gilt seit dem 15. März als eingefroren. Für mich ging es an diesem Rennen hauptsächlich darum, an meiner Rennhärte zu arbeiten, sowie auch nochmals UCI-Punkte zu holen. Mein Rennen gelang mir viel besser als noch in Banyoles. Hinter Martin Gluth wurde ich Zweiter.

Was denkst du zur Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio und ist eine Teilnahme für dich ein Thema?
Swiss Olympic hat einen Antrag zur Verschiebung gestellt und das IOC hat kurze Zeit später auch so entschieden. Dies ist vollends im Sinne von uns Athleten. Die Welt befindet sich in einem Ausnahmezustand. Zurzeit sollten wir Respekt zeigen gegenüber unseren Mitmenschen und anderen helfen, nicht gegeneinander antreten.
Und klar, Olympia ist nur alle vier Jahre und welcher junge Sportler träumt nicht von einer Teilnahme? Dies war bei mir schon als Junior nicht anders. Ich bin sicher in einer für mich neuen Ausgangslage. Fünf Schweizer, darunter auch ich, haben die Norm bereits erfüllt. Von diesen fünf Athleten, dürfen aber nur drei starten. Daher wird es nach Bekanntgabe der überarbeiteten Selektionsrennen bestimmt noch einen spannenden Kampf geben.

Gibt es in der jetzigen Situation noch sportliche Ziele im 2020?
Im Moment ist es wirklich schwierig, sich auf etwas zu fokussieren. Im Winter hätte ich auf die Frage nach meinen Saisonzielen klar geantwortet: es stehen auch dieses Jahr wieder Europa- und Weltmeisterschaften im Fokus. Bei den Europameisterschaften bin ich in den zwei vergangenen Jahren jeweils Fünfter geworden. Auch die WM-Strecke läge mir sehr zu gut. Zurzeit gibt es ein neues (noch nicht bestätigtes) Datum für die Europameisterschaften. Für die Weltmeisterschaften versucht man auch einen neuen Termin zu finden. Aber bei diesen wird es noch einmal viel schwieriger, da das Teilnehmerfeld viel internationaler ist und absolut nicht voraussehbar ist, wann mit einem Rückgang der Pandemie zu rechnen ist. Nichtsdestotrotz wäre es auch sehr schön, wenn ich ab Sommer noch ein paar nationale Rennen bestreiten könnte.

Gibt es neben der grossen Veränderung des Team-Wechsels noch weitere Bausteine, die du auf die neue Saison geändert hast?
Nein, ich habe auf die Saison 2019 einen Trainerwechsel vollzogen, der sich für mich ausbezahlt hat. Mir ist es aber wichtig, ein stabiles Umfeld zu haben. Deshalb schraube ich nicht gerne an bewährten Sachen. So bleiben Trainer, Physiotherapeut und Mentaltrainer die gleichen Personen. Sie kennen mich in- und auswendig und die Zusammenarbeit funktioniert bestens.

www.giant-bicycles.com/giant-factory-off-road-team