«Der Erfolg eines Skigebietes basiert nicht auf Sommergästen.» | Ride MTB

«Der Erfolg eines Skigebietes basiert nicht auf Sommergästen.»

Der Österreicher Markus Schröcksnadel ist Chef von neun Skigebieten in Österreich und der Schweiz. Sie rentabel zu halten ist sein Tagesgeschäft. Er wird am Ride-Kongress im September als Referent auftreten und seine Perspektiven auf den Mountainbikesport darlegen. Einen ersten Einblick gibts im Interview mit Ride.

Viele Skigebiete versuchen im Sommer Mountainbiker anzuziehen. Wie halten sie es mit Bike-Angeboten in Skigebieten?
Wir bieten selbst in einem unserer Skigebiete mit dem Bikepark Wurbauerkogel für die Zielgruppe der Mountainbiker ein spezielles Angebot an und sind mit dem Bikepark auch Mitglied bei der Gravity Card.

Was macht ein Skigebiet rentabel?
So banal es klingt: Schnee. Denn der wirtschaftliche Erfolg eines Skigebietes basiert nicht auf den Sommergästen, sondern auf den Skigästen. Somit sind die Themen Schneesicherheit neben bestens gepflegten Pisten, modernen Beförderungsanlagen und einer guten Infrastruktur vor Ort, wie Geschäfte, Skiverleih, Gastronomieangebote bis hin zu Betten und Weitere, zentrale Eckpfeiler.
 
Die Skisaison wird kürzer, die Mountainbike-­Saison länger. Wäre es da nicht angezeigt, in das Sommerangebot zu investieren?
Prinzipiell ja, generell nein. Man muss immer individuell das jeweilige Gebiet analysieren und dementsprechend das Potenzial und die wirtschaftliche Machbarkeit ausloten. Hinzu kommt auch noch der Faktor der Destination vor Ort, wie sie positioniert ist und so weiter.
 
Ist der Klimawandel ein Thema für die Skigebiete, an denen die Schröcksnadel-Gruppe beteiligt ist?
Vor Kurzem hatten wir wieder Experten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik im Haus gehabt, um uns auf den letzten Stand der Wissenschaft zu bringen. Selbstverständlich ist das ein Thema und muss bei sämtlichen Planungen miteinbezogen werden.
 
Eine weitere Herausforderung für Skigebiete ist, dass sich nicht mehr so viele Menschen den teuren Skisport leisten wollen. Wie ziehen die Destinationen weiterhin genügend Wintersportler an?
Nicht der Skisport alleine ist teuer. Heute bezahlen sie für Bikes oder auch Rennräder, aber auch für eine Langlaufausrüstung sehr viel Geld. Sie nennen das ja richtig: «Die Menschen wollen sich den Skisport oft nicht mehr leisten.» Warum nicht? Weil sie oftmals auch den Bezug dazu verloren haben. Es ist daher wichtig, Kinder spielerisch an diesen Sport heran zu führen, ihnen die Faszination Berg von klein auf mit zu geben. Hierzu müssen alle am Skitourismus beteiligten Stakeholder an einem Strang ziehen – Tourismus-organisationen, Leistungsträger oder die Sportartikelindustrie. Deshalb unterstützen wir zum Beispiel auch aktiv die Kampagnen «Dein Winter. Dein Sport.»
 
Saas Fee trägt seit vielen Jahren das bekannteste Mountainbike-Abfahrtsrennen auf Schnee der Schweiz aus. Was halten Sie von Mountainbikern auf Skipisten? Sollten sich die Skigebiete ihnen auch im Winter öffnen?
Das sind wilde Hunde! Auch hier kann man nicht einfach ein Konzept oder eine Veranstaltung über den Rest stülpen. Es geht um organisatorische Fragen, sicherheits­technische, rechtliche und nicht zuletzt auch um wirtschaftliche.
 
Sie treten am Ride-Kongress auf und referieren zum Thema: Warum in den Sommer investieren oder warum gerade nicht. Was erwartet die Zuhörer?
Die Perspektive eines Bergbahnbetreibers, der verantwortlich dafür ist, dass am Ende des Monats rund 800 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu ihrem Lohn kommen und der gleichzeitig passionierter Skifahrer aber auch Mountainbiker ist.
 
 
Dr. Markus Schröcksnadel leitet die Vereinigte Bergbahnen GmbH. Weiters ist er Vorstandsvorsitzender die Feratel Media Technologies, eine der weltweit grössten Anbieterinnen touristischer Informationssysteme.  

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