Blog. Internal Routing: schick, aber scheisse. | Ride MTB

Blog. Internal Routing: schick, aber scheisse.

Früher – also vor dem nicht ausgereiftem Internal Routing - gab es im Bikeshop beim Abholen des neuen Bikes oft die Ansage: Man kann problem- und kostenlos den Vorbau wechseln lassen, falls die Sitzposition nicht genau passt. Diese Ansage wird man künftig weniger hören. Denn umständlich intern verlegte Kabel machen eine profane Arbeit wie Vorbauwechsel mitunter zum Albtraum. Das Resultat? Ergonomisch schlechter angepasste Bikes.

Der Spruch stimmt wohl: Schönheit muss leiden. Denn intern verlegte Kabel, die am besten schon im Lenker, dann im Vorbau und dann im Rahmen verschwinden, sind sicherlich schöner als ein wilder Kabelsalat. Doch die um enge Winkel, in dunklen Löchern ohne Führung verschwindenden Kabel respektive Aussenhüllen für Schaltung und Bremse machen es extrem aufwändig beispielsweise den Vorbau oder Lenker (oder gar eine Bremsleitung der Hinterradbremse) zu ersetzten. Und um die Sitzposition anzupassen, ist und bleibt es wichtig, ohne grosses Gefummel einen Vorbau oder Lenker wechseln zu können. Geschieht dieses Feintuning nicht, kann es im Handgelenk, im Genick oder im Rücken unangenehm zwicken oder ziehen und den Fahrspass dezimieren.

Schick, aber scheisse

Doch die Zeiten, als man im Bikeshop oder als Selberschrauber ohne grosses Gerödel einen Vorbau (oder eine Hinterradbremsleitung oder eine Schaltaussenhülle) ersetzt hat, sind spätestens ab den 2020er Bike-Jahrgängen vorbei. Es gibt heute abenteuerliche Konstruktionen, um die Verkabelungen kurz nach Brems- und Schalthebeln im Inneren des Velos verschwinden zu lassen. Beim Ausbau zeugen geknickte und zerkratzte Aussenhüllen der Bremse oder Schaltung davon, dass es schon bei der Montage des Fahrrad mühsam und aufwändig war, alles unter die Haube zu bekommen. Der einzige Vorteil: Es sieht schick aus.

Die Fahrradhersteller sollten sich also bemühen, die Bikes nicht nur schön aussehen zu lassen. Teilweise sind heutige Lösungen für Internal Routing schlicht Pfusch und Murks. Ein Komponentenwechsel kann zur stundenlangen Werkstattorgie ausarten (mehr dazu im nächsten Blog). Die Bike- und Komponentenhersteller sollten sich zusammen tun, um Internal Routing-Lösungen zu erarbeiten, die benutzerfreundlich sind. Das gibt sonst früher oder später gleich doppelt unzufriedene Kunden: Die Mechaniker im Bikeshop nervt es, und die Kunden, die diese schönen, aber saumässig unpraktischen Bikes kaufen erst recht.

Zum Schluss ein Videoclip, der mit Realsatire gleichzusetzen ist: Die Komponentenspezialisten benennen das Verlegen von Bremsleitungen und Schaltaussenhüllen durch Lenker, Vorbauten und Gabelschäfte als "Easy Cable Routing Solutions, for all Bike categories"