Test: Cannondale Jekyll | Ride MTB

Test: Cannondale Jekyll

Das Cannondale «Jekyll 27.5 Carbon Team» ist ein Leichtgewicht für rasanten Enduro-Spass. Bergab schnell und wieselflink, enttäuscht es auch bei längeren Bergfahrten nicht.

Das Jekyll ist eines von Cannondales Mountainbikes, welches ein grosses Upgrade erhält. Der Rahmen ist optisch feiner gehalten als der Vorgänger und besticht mit seiner matten, schwarz-grünen Team-Lackierung. Optisch besticht das Bike vor allem mit der Lefty-Federgabel. Vor einem Jahr noch als Prototyp findet die Supermax Carbon mit 160 Millimeter Federweg nun Platz im Jekyll. Praktisch überall, wo man damit auffährt, erntet dieser einarmige Schluckspecht nach wie vor verwunderte Blicke. Was vorne die Lefty Supermax an Stössen abfängt, verarbeitet hinten das überarbeitete DYAD–Federbein. Neu setzt Cannondale auf 27.5–Zoll Laufräder.

Auch bei der übrigen Ausstattung ist das Jekyll in der Team-Version erstklassig spezifiziert. Srams bewährte XX1–Schaltung, gepaart mit Cannondales XX1­–kompatiblen Hologram–SI–Kurbel welche die Kraft auf die WTB–befelgten Laufräder leiten, geben zusammen mit dem Cannondale Cockpit und den Magura MT6 Bremsen einen soliden, aber auch leichten Eindruck ab. Tatsächlich ist das Enduro-Bike mit 12.2 Kilogramm ziemlich leicht. Fast schon kleinlich ist dabei der Negativpunkt Rahmenschutz zu erwähnen. Dieser sorgt, lieblos am Oberrohr nahe des Steuerkopfs angeklebt, dass bei Stürzen die Gabel den Rahmen nicht beschädigt. Lieblos deswegen, weil der Kleber nicht richtig hält und der Gummipuffer wie ein Fremdkörper am Rahmen wirkt.

Das geringe Gewicht lässt zusammen mit dem auf 74.9 Grad angewachsenen Sitzwinkels auf kräfteschonende Kletterpartien hoffen. Einzig die Federgabel verursacht Stirnrunzeln, da sich diese nicht absenken lässt. Im Fahrbetrieb fällt die Sitzposition des Jekyll angenehm sportlich aus. Bergauf rollt es weiterhin leicht des Weges und setzt jede Pedalumdrehung in Vortrieb um. Mit dem auf Uphill-Modus geschaltenes DYAD-Federbein lassen sich sogar Sprints und Antritte vortriebstark bewältigen, ohne dass der Stossfänger wippt. Die Lefty lässt sich ganz blockieren, ist jedoch durch ein Durchschlagsventil gesichert, welches aufpoppt, sollte man auf dem Trail vergessen die Gabel zu entblocken. In steilen Aufstiegen bockt das Bike, trotz des fehlenden Gabelabsenkmodus, wider erwarten nicht auf. Eine extreme Gewichtsverlagerung ist dabei nicht einmal notwendig. Somit lassen sich auch technische anspruchsvolle Aufstiege gut bewältigen.

Vor dem Fahrbetrieb ist eine gute Abstimmung der Federelemente, vor allem der des DYAD–Federbeins, unumgänglich. Wer mit solchen Sachen nicht vertraut ist, sollte die Abstimmung mit Hilfe seines Fachhändlers vornehmen. Wer diese jedoch selber vornehmen will, findet eine gute Hilfe im Internet, wo die Abstimmung des neuen Federbeins einfach erklärt wird.

 

Die nadelgelagerte Lefty SuperMax 2.0 Carbon mit PBR–Enduro–Dämpfer benötigt keine besondere Abstimmung. Um die 160 Millimeter Federweg optimal zu nutzen, belassen wir es bei 20 Prozent Negativfederweg – also 32 Millimeter.

Die erste Abfahrt ist gewöhnungsbedürftig. Das Jekyll 27.5 Carbon Team ist sehr einfach manövrierbar und wirkt ein wenig quirlig. Wird es ruppig und schnell, verfliegen die Bedenken der mangelnden Laufruhe schnell. Das Fahrwerk bügelt einiges an Unebenheiten weg und verleitet einen, vorsichtshalber die Bremse zu ziehen, um nicht schon auf der ersten Abfahrt zu schnell zu werden. Auch die Lefty überzeugt mit deren Ansprechverhalten, wie auch mit deren Federkennlinie. Sie schluckt grössere Schläge weg, bleibt aber im unteren Federwegbereich immer noch genügend progressiv. Immer wieder verblüffend ist die hohe Steifigkeit der Lefty, und das auch im grossen Federwegbereich, was ein präzises Steuern gewährleistet. Zusammen mit dem Lenkwinkel von 67 Grad kommt die Steifigkeit dem Handling des Jekylls zugute. Speziell in technischen und hakeligen Passagen sorgt es dafür, dass der Pilot flink aus den Kurven kommt.

Fazit: Mit dem Jekyll 27.5 Carbon Team bringt Cannondale ein tolles Mountainbike mit guten Allround-Eigenschaften auf den Markt, welches vor allem Enduro-orientierte Mountainbiker mit aktiver Fahrweise anspricht. Mit dessen Spezifikation und der sehr guten Fahrwerkseigenschaften gibt es dem Jekyll in seinem Einsatzbereich keine Schwächen anzuhängen.
 

Rahmenmaterial: Carbon
Preis: CHF 8'399.00 ab CHF 3'349.00
Gewicht: 12.2 kg (Grösse M, ohne Pedalen)
Federweg: 160mm vo./ 160mm hi.
Gabel: Lefty SuperMax 2.0 Carbon PBR Enduro Damper
Federbein: Fox DYAD RT2, 160/95mm adj. travel, 2015 tune
Schaltung: Sram XX1
Bremsen: Magura MT6 w/ Storm SL rotors, 180/180mm
Kurbelgarnitur: Cannondale HollowGram Si, BB30A, XX1, 30T
Felgen: WTB Team Issue i23, TCS, tubeless ready, 27.5
Naben: Lefty SM front, DT Swiss 350 142x12mm rear
Reifen: Schwalbe Hans Dampf Snakeskin Trailstar, 27.5x2.35" tubeless ready
Sattel: WTB Silverado Team Volt, CroMo
Sattelstütze: Rock Shox Reverb Stealth
Griffe: Cannondale Dual Locking Grips
Vorbau: FSA Gravity Light, 1.5", 31.8, 5°
Lenker: Cannondale C1 riser, carbon, 740x15mm

Hersteller:
www.cannondale.com

Testbericht erschienen in Ausgabe 03/2014 von Ride Magazin.

 

Das neue, bessere Dyad-Federbein. ©Alex Buschor
Steif, leicht und gut – die Lefty SuperMax. ©Alex Buschor
Der Unterrohrschutz dient zugleich als Kabelführung. ©Alex Buschor
Das Jekill bietet Spass in jedem Gelände. ©Alex Buschor