Tag der Kletterkünstler: Van der Breggen und Grotts triumphieren | Ride MTB

Tag der Kletterkünstler: Van der Breggen und Grotts triumphieren

Am zweiten Tag des Afxentia-Etappenrennens gibt es bereits Leader-Wechsel. Anna van der Breggen holt sich mit ihrem Etappensieg nach 52.2 Kilometern in Lefkara das Gelbe Trikot. Bei den Herren gewinnt Specialized-Markengefährte Howard Grotts die Regen-Etappe, zwölf Sekunden vor Lars Forster, der damit am Samstag im Gelben Trikot zur dritten Etappe antreten wird.

Howard Grotts (Specialied Racing) gehört zu den besten Kletterern unter den Mountainbikern und das stellt der US-Amerikaner auch in Lefkara unter Beweis. Grotts schlägt auf dem acht Kilometer langen Anstieg, der etwa bei Kilometer neun beginnt, ein hohes Tempo an und geht bereits mit einem Vorsprung von rund 30 Sekunden in die folgende Abfahrt hinein. «Ich wollte als Erster in den Downhill, um mein eigenes Tempo fahren zu können», erklärt Grotts. «Ich habe damit gerechnet, dass sie mich im Downhill wieder einholen.»

An der zweiten Verpflegungszone hat er noch 45 Sekunden Differenz, doch danach gelingt es Lars Forster (BMC Racing) zu Grotts aufzuschliessen. Kurze Zeit später, etwa zehn Kilometer vor dem Ziel rutscht Grotts weg und stürzt. Forster entscheidet sich nicht alleine vorneweg zu fahren und seine Kräfte für den Schluss-Anstieg zu sparen. So kommt es zum Zusammenschluss von zwölf bis 14 Fahrern, die mehr oder weniger gemeinsam in den fünf Kilometer langen Schluss-Anstieg gehen. Sebastian Fini Carstensen (CST Sandd American Eagle) beschleunigt. «Um zu testen, wie die anderen drauf sind», erklärt der Däne später.

Das hat zur Folge, dass sie nur noch zu dritt sind, als es drei Kilometer vor Schluss in den steilsten Abschnitt hinein geht. Howard Grotts attackiert dort und schlägt ein hohes Tempo an, dem weder Forster noch Carstensen folgen kann. Der Schweizer und der Däne bleiben bis einen Kilometer vor dem Ziel nebeneinander, dann setzt sich Forster von seinem Begleiter ab und erreicht das Ziel nur acht Sekunden hinter Grotts und sichert sich damit das Gelbe Leader-Jersey. «Es war trotz des Regens gut zu fahren», kommentiert Howard Grotts, der in knapp vier Wochen gemeinsam mit Jaroslav Kulhavy das Cape Epic in Südafrika bestreiten wird. «Ich wusste, ich muss vom Beginn des letzten Anstiegs mein Tempo fahren.»

Grotts liegt in der Gesamtwertung jetzt auf Rang drei, 41 Sekunden hinter Lars Forster und eine halbe Sekunde hinter Sebastian Fini Carstensen, der als Tagesdritter 19 Sekunden verliert. Forster bekennt, dass ihm auf den letzten Kilometern «die Spritzigkeit» gefehlt habe. «Aber ich bin sehr zufrieden mit meiner Verfassung», sagt Forster und im Blick auf seine Gesamtführung: «Ich bin gespannt, wie es morgen wird, Howard ist richtig stark. Beim Cross-Country-Rennen am letzten Tag ist der Vorteil dann wieder auf meiner Seite.»

Carstensen zeigt sich «sehr froh» über seinen dritten Platz an diesem Tag. «Am Schluss konnte ich Lars nicht mehr folgen, aber im Vergleich zum letzten Jahr, als ich auf dieser Etappe gestürzt bin, ist es natürlich viel besser.» Jaroslav Kulhavy (Specialized Racing) wird hinter Carstensens überraschend starkem Teamkollegen David Nordemann aus den Niederlanden (+0:31) Fünfter (+0:33), liegt in der Gesamtwertung aber auch nur fünf Sekunden hinter Rang zwei.
 
Prolog-Sieger Thomas Litscher (jb Brunex Felt), der schon am Tag zuvor über einen leichten Infekt klagte, fühlt sich von Beginn an nicht gut und versucht die Etappe zu überstehen, ohne sich zu überfordern. Später entscheidet er sich, nicht mehr zur dritten Etappe anzutreten. «Der Weltcup in zwei Wochen ist wichtiger», meint Litscher etwas enttäuscht. Dass er am Freitag überhaupt antrat, das hatte vor allem mit dem Gelben Trikot zu tun. «Wenn ich das schon mal habe», zuckt er mit den Schultern. 
 

Damen: Van der Breggen die stärkste Kletterin

Strassen-Olympiasiegerin Anna Van der Breggen (Boels Dolmans) bestätigt am zweiten Tag den starken Eindruck, den sie schon beim Prolog hinterlassen hatte. Van der Breggen diktiert am Berg das Tempo, doch es ist Annika Langvad (Specialized Racing), die im Singletrail-Downhill die Führung übernimmt. Die Dänin wird jedoch erneut zum Pechvogel. Nach ihrem Defekt vom Auftaktzeitfahren, erleidet sie auch am zweiten Tag einen Reifendefekt und damit alle Chancen auf einen Etappensieg. Sie wird von Anna Van der Breggen, Erin Huck (Construction Zone Racing) und von Sina Frei (Ghost Factory Racing) überholt. Dieses Trio ist für eine kurze Phase zusammen, doch dann kann Van der Breggen mit ihren Qualitäten auf welligem Gelände die Spitzengruppe auseinander reissen.

Weder Frei noch Huck sind in der Lage dagegen zu halten. So klettert Van der Breggen alleine den Schluss-Anstieg hoch und holt 2:24 Minuten Vorsprung auf Sina Frei heraus. Die Schweizer U23-Weltmeisterin schafft es Erin Huck einen Kilometer vor dem Ziel zu passieren und sich Rang zwei zu sichern, zwölf Sekunden vor Huck. «In der Abfahrt war ich sicher nicht so schnell wie die anderen, deshalb haben sie mich auch eingeholt. Ich war vor dem langen Singletrail schon ziemlich nervös», bekenntez Anna Van der Breggen. «Wenn ich ehrlich bin, konnte ich das Mountainbiken gar nicht so geniessen. Es war doch ziemlich hart heute.» Die Niederländerin geht am Samstag mit einem Polster von 3:43 Minuten auf Sina Frei in die dritte Etappe mit Start und Ziel in Lythrodontas.

Frei zeigt sich zufrieden mit ihrem Auftritt. «Ich habe mich eigentlich ganz gut gefühlt. Ich bin ja noch nie so ein langes Bike-Rennen gefahren», erklärt die 20-Jährige. Erin Huck zeigt sich überrascht, dass sie am Berg so gut mithalten konnte. «Schade für Annika, sie war stark. Ich selbst hatte wegen dem Matsch am Schlussanstieg Probleme mit der Kette und am Ende richtig Sternchen gesehen», erklärt die US-Amerikanerin, die auch in der Gesamtwertung auf Position drei liegt (+4:11).

Vorjahresgesamtsiegerin Githa Michiels (Versluys) erreicht hinter Annika Langvad (+3:07) das Ziel als Fünfte (+5:02) und ist jetzt Gesamt-Vierte (5:36) vor Gunn-Rita Dahle-Flesjaa (Merida), die weitere 1:05 Minuten zurückliegt.

Prolog-Siegerin Linda Indergand (Focus XC) muss bereits am ersten Berg abreissen lassen. «Damit war zu rechnen», meint der Schweizer Nationaltrainer Edi Telser. Sie kommt als 22. ins Ziel. 

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