Stöckli lanciert eine E-Bike-Eigenentwicklung | Ride MTB

Stöckli lanciert eine E-Bike-Eigenentwicklung

Der Schweizer Fahrrad- und Skihersteller Stöckli setzt auf die Karte Elektromobilität und präsentiert ein E-Bike, das in Bezug auf Reichweite, Akku-Integration und Design eigenständige Akzente setzt.

«Da wir ein starkes Wachstumspotential in der Elektromobilität sehen, gaben wir im Sommer des Jahres 2009 den Startschuss für die Entwicklung eines hauseigenen E-Bikes.», berichtet Stöckli-CEO Beni Stöckli an der Medienpräsentation des «e.t.» genannten Neulings. «Eine wesentliche Vorgabe war es, die elektrischen Komponenten mit einem formschönen Rahmendesign verschmelzen zu lassen.», führt der Stöckli-CEO weiter aus.

Beim Bikehersteller aus Wolhusen setzt man auf ein Baukastensystem. So kann das E-Bike in einem à la carte-System veloseitig individuell ausgestattet werden, so sind beispielsweise Anbauteile wie Schutzbleche, Federgabel oder Lichtanlagen frei konfigurierbar. Interessanter sind jedoch die Möglichkeiten zur Individualität beim Akku: das Lithium-Ionen-Paket ist in verschiedenen Grössen erhältlich. Für unterschiedliche Reichweiten kommen Akku-Pakete mit 36 Volt und 11 Ampère-Stunden (396 Wattstunden), 36 Volt und 15.4 Ampère-Stunden (555 Wattstunden) sowie 36 Volt und 17.6 Ampère-Stunden (634 Wattstunden) zum Einsatz.

Der Akku ist im voluminösen Sitzrohr untergebracht und funktioniert gleichzeitig als Sattelstütze. Zur Diebstahlsicherung ist die «Akku-Stütze» am Schnellspanner abschliessbar. Die Batterie ist direkt am Rad aufladbar, das Akku-Paket ist zudem ganz vom Velo abtrennbar. Damit die Stromkontakte im offenen Sattelrohr nicht ungeschützt freiliegen, schützt eine Art «Badekappe» die Elektronik vor Nässe. Der Akku stammt aus dem Hause Panasonic. Dieser Hersteller steuert auch die Verkabelung und das Kommunikationsprotokoll «Bikebus» bei, das den Akku, den Antrieb und die Konsole miteinander verbindet. Dieses Protokoll basiert auf dem aus der Bike- und Automobilbranche bekannten «Canbus», das 1983 von Bosch für die Vernetzung von Steuergeräten in Automobilen entwickelt wurde.

Beim Motor setzt Stöckli ganz auf Swissness und verbaut einen Hinterradnabenmotor vom Produzenten Ortlinghaus, einem führenden Spezialisten für schaltbare Reibungskupplungen aus dem St. Gallischen Gams. Hersteller wie Storck oder Simplon setzten ebenfalls auf diesen Antriebshersteller. Der Motor bietet fünf Unterstützungsstufen und drei Rekuperationstufen. Die Rekuperation ermöglicht die Rückspeisung von Strom in den Akku und der Motor kann als Bremse eingesetzt werden, was die Scheibenbremsen am Rad schont. 

Bei der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine setzt Stöcklis «e.t.» auf einen neuartigen Doppelsensor. Der Sensor misst sowohl Drehmoment als auch die Drehzahl. Damit soll ein optimaler Unterstützungsgrad beim Anfahren und bei hohen Geschwindigkeiten erreicht werden, zudem helfe dieser Doppelsensor die Effizienz und die Reichweite zu steigern. 

Auch bei der Software setzt Stöckli auf Individualität. In den Stöckli-Filialen sollen die E-Bikes genau auf die Kunden eingestellt werden. So sei gemäss Thomas Steger, Produktmanager der Sparte Bike bei Stöckli beispielsweise die Beschleunigungsstärke wählbar. Auch die Anfahrtsreaktion sei auf Kundenwunsch anpassbar, so also vom Kunden zu bestimmen, ob der Antrieb auf ein leichten Pedalimpuls anspringt oder erst nach ein paar Kurbelumdrehungen. Ebenfalls sei die Reaktion des Antriebs einstellbar beim Erreichen der 25 km/h-Schwelle, ob an diesem Punkt der Antrieb direkt die Unterstützung abbreche oder sanft herunterfahre. 

Bei den Displays hat Stöckli noch keine Serienausstattungen gezeigt. Die definitiven Displays sollen neben den üblichen Funktionen wie Geschwindigkeits- und Kilometermessungen auch Batterieverbrauch, Restreichweite oder Motortemperatur anzeigen. Das definitive Display soll in die Nähe des rechten Brems- und Schaltgriffs positioniert sein. 

Das E-Bike von Stöckli steht ab August 2011 in den Filialen des Sportausrüsters zu Testfahrten zur Verfügung. Das Elektrovelo kommt in einer 250 Watt  und einer 500 Watt Version auf den Schweizer Markt, das jeweils eine Motorunterstützung bis zu Geschwindigkeiten bis 25 km/h und 45 km/h leistet. Für das Herrenmodell sind vier Rahmengrössen geplant und das Bike in schlichtem schwarz gehalten. Für ein Damenmodell mit Tiefeinstieg kommen zwei Rahmengrössen zum Einsatz, dieses Modell geht in der Trendfarbe weiss Richtung Kundschaft. An beiden Varianten sind 26 Zoll Laufräder im Einsatz.

Bei ersten Fahrtest von Ride zeigt der E-Bike-Neuling ein gutes Fahrverhalten. Durch die Unterbringung des Akkus im Sattelrohr kommt das Gewicht sehr zentral zu liegen, mit einem gewöhnungsbedürftigen, hohen Schwerpunkt. Dieser hohe Schwerpunkt wird vor allem spürbar, wenn man das «e.t.» in den Wiegetritt dirigiert. Das Bike entwickelt dann ungewohnt hohe Querkräfte am Lenker. Der gut gewählte Radstand und der nicht allzu steil ausgelegte Lenkwinkel bescheren dem «e.t.» ein sattes, sicheres Fahrverhalten. Die 26 Zoll Laufräder helfen mit, den hohen Schwerpunkt nach unten zu verlagern.

Das Basismodell des «e.t.» ohne Anbauteile wie Schutzbleche, Gepäckträger oder Beleuchtungsanlage, aber ausgerüstet mit Alu-Starrgabel, Shimano 105 Schaltung und Shimano SLX Bremse ist preislich bei CHF 3'890.- festgemacht. Erste Auslieferungen sind für Dezember 2011 geplant.

www.stoeckli.ch