Neuer Federungshersteller stellt die Gabel auf den Kopf | Ride MTB

Neuer Federungshersteller stellt die Gabel auf den Kopf

Die Taichung Bike Week ist nicht nur ein Branchentreffpunkt, an der derzeit die Produktmanager mit der Industrie die Bike-Modelle der Saison 2014 definieren. Am Anlass erblicken auch neue Trends und Produkte das Licht der Bike-Welt. So geschehen mit der «Emerald», dem ersten Sprössling des brandneuen Suspension-Spezialisten DVO.

 

Mischt neu mit im Federungsmarkt: DVO mit der Upside-Down-Forke Emerald.

Aus US-Abteilung von Marzocchi entstanden: DVO
Die Gabel steht Kopf: mit der «Emerald» zeigt DVO eine Upside-Down-Forke für den Downhill- und Freeride-Einsatz. Doch von Anfang an: unter dem Label DVO – das Kürzel steht für Developed Suspension - haben sich vormalige Mitarbeiter von Marzocchi USA zusammengetan. So war der DVO-Gründer Bryson Martin der vormalige Direktor der Marzocchi-Division in den USA und auch die weiteren Mitarbeiter rund um die Bereiche Sales, Marketing und Engineering stammen aus der US-Abteilung des italienischen Gabelherstellers.  

Turbulenzen bei Marzocchi
Beim Hersteller mit den vollbusigen Bomber-Girls ging es letzhin drunter und drüber. Marzocchi hat einen Besitzerwechsel hinter sich und gehört nun Tenneco, einem Zulieferunternehmen der Automobilindustrie. Neben dem Neuzugang Fahrradgabeln gehört zum Kerngeschäft von Tenneco die Produktion von Stossdämpfungs- und Abgasregelsystemen im Erstausrüstungs- und Aftermarket-Geschäft. Zudem musste Marzocchi den Verlust von SR Suntour als Hersteller der Gabeln verkraften, was zu einem Ausfall des OEM-Geschäfts für das Jahr 2013 führte. So zeigt sich John Pelino an der Taichung Bike Week auch zufrieden darüber, nicht mehr bei Marzocchi zu arbeiten: «Tenneco hat innert Kürze den Spirit von Marzocchi zunichte gemacht».
 

Vormals bei Marzocchi USA, jetzt bei DVO: John Pelino und das erste Produkt, die Emerald-Gabel.

Steif und synchron
Und nun scheint DVO dort anzuknüpfen, wo Marzocchi abreissen lasssen musste. Mit SR Suntour im Rücken als Fertigungspartner zeigen die Kalifornier mit der «Emerald» ihre eigene Interpretation einer langhubigen Gabel. 203 Millimeter Federweg sind nichts besonderes, doch die Upside-Down-Bauweise ist eine Rarität am Mountainbike.

Mit dem «CTA» oder «Carbon Torsion Arch», also der Gabelbrücke, will man eine hervorragende Torsionssteifigkeit erreichen. Diese aus Carbon gefertigte Brücke ist mit den Magnesium-Ausfallenden der Gabel verbunden und soll neben Steifigkeit auch für ein synchrones Einfedern der Gabelholme sorgen. Sollte sich diese Steifigkeit und das synchrone Einfedern auch bei Fahrtest zeigen, ist es DVO mit ihrem Einstandsprodukt gelungen, eine der wenigen Schwächen von Upside-Down-Konstruktionen zu eliminieren.  

Ausgeklügelte Dämpfung
Nicht nur bei der Gabelbrücke zeigen sich die Kalifornier innovativ, die Dämpfung ist ebenfalls mit Hirnschmalz geschmiert. In der «Twin Tube»-Bauweise zirkuliert das Dämpfungsöl zwischen den Kammern der Zug- und Druckstufe und passiert ständig diese jeweiligen Bauteile. Ein Vorteil dieser Konstruktion ist die geringe notwendige Ölmenge, die das Gesamtgewicht tief hält. Dazu sind die Dämpfungskomponenten ständig in einem Ölbad, was für das Ansprechen der Gabel von Vorteil ist. 
 

Die Druckstufeneinheit steckt unten im Gabelholm, mit einem Umdrehen der Gabel kann diese ohne Ölverlust ausgestauscht werden. Mit zwei bis drei Druckstufeneinheiten soll die Gabel für sämtliche Einsatzbereiche anpassbar sein.

Selbstverständlich ist der Luftdruck der Gabel justierbar, doch auch die Progression beim Einfedern durch das Verringern des Luftkammervolumens ist einstellbar. Auch die Vorspannung der Negativfeder ist individualisierbar - dass sich die Zug- und Druckstufe in High- und Low-Speed einstellen lassen, ist beinahe selbstverständlich.

Voll benutzerfreundlich zeigt sich DVO beim Einstellen der Druckstufeneinheit. Diese Einheit kann via Shim-Stack-Tuning individuell eingestellt werden: was kompliziert tönt ist in echt einfach umsetzbar. Die Druckstufeneinheit steckt unten im Gabelholm, mit einem Umdrehen der Gabel kann diese ohne Ölverlust ausgestauscht werden. Mit zwei bis drei Druckstufeneinheiten soll die Gabel für sämtliche Einsatzbereiche anpassbar sein. 
 

Bei der Steckachse belässt es der Hersteller bei einem System ohne Schnellverschluss - die Achse ist simpel per Inbus zu klemmen.

Die DVO-Forke zeigt sich nicht nur bei der Dämpfung variabel und kann auf die Radgrössen 26 Zoll sowie 650b angepasst werden. Dazu auzutauschen ist die untere Gabelbrücke sowie die CTA-Einheit. Beim Gewicht gibt der frischgebackene Hersteller ein Ziel von 2900 Gramm an. Bei der Steckachse belässt es der Hersteller bei einem System ohne Schnellverschluss - die Achse ist simpel per Inbus zu klemmen. Die an der Taichung Bike Week gezeigte Gabel befindet sich noch im Prototypen-Stadium und ist eine der ersten Exemplare, die zusammengebaut wurden. Technisch sollte sich die Gabel in der Serie nicht mehr stark verändern, doch bei den Farben - schwarz als Option neben grün - und bei den Decals soll sich gemäss DVO noch etwas tun.
 

An der Taichung Bike Week 2012 wird ein Downhill-Dämpfer-Prototyp in Aussicht gestellt, der bereits im Mai 2013 aus dem Prototypen-Stadium heraus sein soll.

Erst der Anfang
In einem Rekordtempo hat der Hersteller die «Emerald»-Gabel auf die Beine gestellt, zu Beginn des Mais 2012 erfolgten die Startschüsse für dieses Produkt. Und in diesem Tempo soll es weitergehen: an der Taichung Bike Week wird ein Downhill-Dämpfer-Prototyp in Aussicht gestellt, der bereits im Mai 2013 aus dem Prototypen-Stadium heraus sein soll. Für das Segment Enduro und Allmountain sind von DVO auf die Eurobike 2013 eine Gabel und ein Dämpfer zu erwarten.  

Gemäss Pelino von DVO sind Gespräche im Gang für eine Distributorenlösung in der Schweiz. Es sei dazu noch nichts bestimmt, doch die Nähe von DVO zu Marzocchi könnte sich auch beim Distributionspartner wiederholen beim zukünftigen Anbieter hierzulande.  

www.dvosuspension.com