Marc Woodtli: «Wanderer sind schützenswert» | Ride MTB

Marc Woodtli: «Wanderer sind schützenswert»

Nach dem Aufschrei über die Teilsperrung von Trails in Flims, nimmt der Product Manager «Sommer» von Flims, Marc Woodtli Stellung zu der Massnahme. Ein Interview, das für Gesprächsstoff sorgen wird.

Die Destination Flims belegt ab dem Juli 2014 vier Wanderwege mit einer zeitlichen Fahrverbot für Mountainbiker. Betroffen sind der Panoramaweg bei Nagens, der Höhenweg bei der Segneshütte, der Kretenweg Mutta Höhe in Richtung Conn und die Rheinschlucht zwischen Castrisch und Versam Station.

Zuerst wurde der Runca–Trail durch einen Sturm zerstört, und jetzt werden vier der beliebtesten Trails zeitlich beschränkt. Gibt es eine Trendwende gegen Mountainbiker in Flims?
Nein überhaupt nicht! Diese beiden Ereignisse haben ja nichts miteinander zu tun. Die zeitliche Beschränkung muss man auch im Verhältnis sehen: Wir sprechen von 22 von circa 250 Kilometern Singletrail rund um Flims. Diese Einschränkung ist nicht gegen Mountainbiker, sondern für Wanderer. Wir haben ganz viele Nutzergruppen hier in Flims und probieren alle zufriedenzustellen.

Trotzdem: Früher hat Flims sehr viel für Mountain­biker gemacht, jetzt gibt es immer mehr Beschränkungen. Warum setzt Flims jetzt mehr auf Wanderer?
Das stimmt so nicht. Bisher gab es nur Wege, die für Wanderer gesperrt waren und keine, die für Biker gesperrt waren. Beispielsweise der Runcatrails und der Never End. Beide Wege sind mit einem kompletten Wanderverbot belegt. Auf lange Sicht hin wird diese Massnahme sogar positive Auswirkungen für die Mountainbike–Infrastruktur haben.

Wie kann eine Sperrung eine positive Auswirkung für Mountainbiker haben?
Wie erwähnt müssen wir die Bedürfnisse verschiedener Nutzergruppen berücksichtigen. Tatsächlich planen wir neue Angebote für Mountainbiker. Wir wollen das bestehende Netz ausbauen, und dafür sind wir auf das Einverständnis der anderen Nutzer angewiesen. Es geht um Behörden, Stimmbürger, Naturschutz, wie auch um Wanderer- und Jägervereinigungen. Wir sind uns bewusst, dass wir unser Netz für Mountainbiker ausbauen müssen, um attraktiv zu bleiben. Genau so, wie wir für die Wanderer ein attraktives Angebot erhalten müssen.

Das klingt nach einem Kuhhandel und nicht nach einer konkreten Strategie.
Nein, das ist eine konkrete Strategie, Teil eines grösseren Plans. Wir haben beispielsweise auch mehrere Wanderwege aufgehoben und zu Bike-Wegen gemacht und planen ein Strassenüberführung in Staderas. Diese Vorgehensweise hat sich schon in anderen Fällen als richtig erwiesen. Am Runcatrail beispielsweise hatten wir anfangs grosse Probleme mit den Jägern. Nun haben wir von uns aus die Befahrung während der Jagd minim eingeschränkt. Das Resultat ist, dass wir eine bessere Verhandlungsbasis mit den Jägern haben, wir werden ernst genommen und wohlwollend angehört

Auf was basiert die Analyse, dass es Konflikte auf diesen Wegen gibt?
Diese Erkenntnis basiert auf unseren Gesprächen mit verschiedenen Nutzergruppen. Wir haben keine Studie lanciert, aber das spüren wir an der Stimmungslage in Flims. Wir wollen proaktiv handeln und Nutzerkonflikte verhindern, bevor sie entstehen.

Ist nicht genau das die Gefahr, dass man für Tausende von Mountainbikern einfach entscheidest ohne handfeste Beweise?
Diese Entscheidung basiert auf der Strategie der Entflechtung und wurde aufgrund von Erfahrungen und diversen Gesprächen mit Behörden und Fachleuten gefällt. Es dürfte aber jedem logisch sein, dass die meist begangenen Wanderrouten nicht zum Biken geeignet sind. Beispielsweise in der Rheinschlucht ist es weder für Wanderer noch für Mountainbiker ein Vergnügen, wenn viel Betrieb herrscht. Der Mountainbiker muss ständig absteigen und der Wanderer kann das Naturerlebnis nicht geniessen.

Ist der Wanderer eine schützenswerte Spezies?
Ja, den Schwächeren sollte man immer Schützen. Wie im Strassenverkehr. Der Biker ist einfach schneller als der Wanderer unterwegs, das birgt Gefahren.

Wie kam die Dauer von 10 bis 16 Uhr zustande? Das entspricht praktisch einer Vollsperrung.
Es geht um eine Entflechtung. Wenn du vor 10 Uhr oder nach 16 Uhr unterwegs bist, dann wünschen wir dir viel Spass. Wir machen diese zeitliche Beschränkung, weil wir Fahr­verbote verhindern wollen.

Glaubst du also nicht mehr an Koexistenz?
Doch ich bin überzeugt, dass Koexistenz funktioniert auf 95 Prozent der Wege. Aber welcher Mountainbiker würde glauben, dass Koexistenz auf dem Runcat­rail funktioniert? Und diese vier Wegabschnitte, die wir mit der zeitlichen Beschränkung belegt haben, sind halt die meistbegangenen Wege und teilweise sogar sehr ausgesetzt und eng.

Was sind die Repressionsmassnahmen?
Es wird keine geben. Wir setzten auf Verständnis, und ich bin überzeugt, dass jeder Mountainbiker verstehen kann, wieso wir das machen.

Müssen Mountainbiker mit weiteren Sperrungen von Wegen in Flims rechnen?
Wir setzten auch in Zukunft sehr stark auf Mountainbiker und werden unsere gute Infrastruktur noch weiter ausbauen. Es wird noch mehr Singletrails geben und sie werden gut unterhalten sein. Wenn alles nach Plan verläuft, werden wir noch weitere Abfahrtsstrecken anbieten können.


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