Kommentar: Die Eurobike ist der neue Autosalon | Ride MTB

Kommentar: Die Eurobike ist der neue Autosalon

Bei der Eurobike 2018 ist (fast) alles neu: Der Termin, der beliebte Publikumstag hat sich in Luft aufgelöst und der Besucherandrang ist sehr verhalten. Auch neu ist, dass an der immer noch weltweit grössten Fahrradmesse plötzlich viele Autos in den Messehallen stehen. Es macht beim Gang über die Messe den Anschein, als müsse sich die Bike-Branche vor der Automobilindustrie in Acht nehmen.

Was erblickt der Eurobike-Besucher als Erstes? Ein Auto, mit Fahrrädern auf dem Dachträger. Direkt vor dem Eingang, das gleiche Bild nochmal: Ein PS-starker Bolide muss hinhalten, um Produkte fürs Fahrrad schmackhaft zu machen. Vielleicht ist es bloss eine Bestandsaufnahme, vielleicht auch ein Vorbote: Beim Gang durch die Messehallen der Eurobike fallen zahlreich ausgestellte Autos auf.

In der Messehalle A1 steht ein Maserati. Wäre es bis vor Kurzem nicht schlicht undenkbar gewesen, einen solchen PS-Boliden dem Eurobike-Publikum vor die Nase zu stellen? Doch im Schwung des unaufhaltsamen E-Bike-Booms scheint ein Maserati salonfähig zu sein, denn Maserati baut jetzt auch E-Bikes. Man kann darüber hinweg sehen, oder es auch so deuten: Die Autobranche drängt mit Macht in die Zweiradmobilität. Wenn Cargobikes die Verkehrsprobleme in den Städten lösen sollen oder können, dann wird die Autobranche früher oder später einen Blick in diesen Markt werfen. Das Velo wird künftig der Autobranche nicht mehr nur dazu dienen, sich via Design-Studie ein grünes Mäntelchen anzuziehen. Wer E-Autos verkaufen will, braucht in Zukunft vielleicht auch E-Bikes im Portfolio.

Neu ist diese Marktbewegung indes nicht. Mit Bosch ist längst ein Big Player aus der Automobilindustrie in der Velobranche angekommen. Und das nicht zu Ungunsten der Fahrradhersteller und der Velofahrer. Schön wäre dabei einfach, wenn künftig das Velo auch so grosszügig bezüglich Infrastruktur gefördert wird wie der Automobilverkehr.