Eliminator-WM in China: Jetzt ist die Sportart faktisch hirntot | Ride MTB

Eliminator-WM in China: Jetzt ist die Sportart faktisch hirntot

Stell dir vor, es sind Weltmeisterschaften und keiner geht hin. Keine Fahrer, keine Zuschauer. So geschehen dieser Tage im Mountainbikesport. In China wurden die Eliminator-Titel vergeben – interessiert hat es niemanden. Es ist der Höhepunkt eines unglaublichen Trauerspiels.

Die Farce um die junge Disziplin Eliminator hat sich bereits während der Saison abgezeichnet. Die Wettkämpfe wurden von den Cross-Country-Weltcups abgekoppelt und in die Innenstädte verlegt. Das Resultat: kleine Starterfelder ohne grosse Stars. Das interessiert auch in den Innenstädten niemanden, entsprechend klein war das Zuschaueraufkommen. Gegipfelt ist das Ganze nun bei den Weltmeisterschaften in China, die nach Reglement eigentlich nicht hätten stattfinden dürfen: Es waren mit elf Männern und zehn Damen schlicht zu wenige Athleten am Start. Zuschauer? Etwa gleich viele wie Athleten.

Die Weltmeisterschaften in China sind der vielleicht letzte Akt des Dramas um die Disziplin Eliminator. Angefangen hat das Schauspiel aber als Komödie mit hohem Unterhaltungswert. Damals hiess die Sportart noch Four Cross. Geboten wurde pures Spektakel: tobende Zuschauermengen und professionelle Sportler prägten die Wettkämpfe. Fahrer wie Roger Rinderknecht, Brian Lopes, Guido Tschugg, Michal Prokop, Cédric Gracia oder Jared Graves waren als Stars gefeiert. Dann verschwand die Sportart von einem Tag auf den anderen: Am 22. September 2011 gab der Weltradverband UCI bekannt, die Disziplin nicht mehr als Weltcup auszutragen. Als Grund wurden die hohen Streckenkosten und der negative Umwelteinfluss genannt. Aus der Komödie wurde innert Sekunden ein Trauerspiels.

Aus dem Four Cross wurde die Disziplin Cross Country Eliminator. Man hoffte, mit weniger Aufwand eine grössere Wirkung zu erzielen. Vergeblich. Während die Wettkämpfe anfänglich nicht aus dem Schatten des olympischen Cross-Country-Sports heraustreten konnten, versuchte man jetzt die Emanzipierung mit der Trennung vom offiziellen Weltcup hin zu separaten Austragungen in Stadtzentren. Der Schuss ging nach hinten los, und sechs Jahre nach dem Kaiserschnitt ist der Patient namens Eliminator nun faktisch hirntot. Die Sportart ist zwar noch da, interessiert aber niemanden mehr. Unterdessen nicht einmal mehr die grossen Athleten, sie verzichteten auf eine Teilnahme am wichtigsten Rennen der Saison. Gewonnen haben übrigens Titouan Perrin Ganier und Coline Clauzure. Schon mal gehört? Eben…
 

Das war einst die Show, welche man beim Four Cross zu sehen bekam:

 

Was sechs Jahre später aus Four Cross geworden ist:


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