First Ride: Der eMTB-Modus von Bosch | Ride MTB

First Ride: Der eMTB-Modus von Bosch

Bosch löst jetzt das Versprechen des flowigen Uphills ein: Der neue Modus, speziell fürs E-Mountainbike entwickelt, bringt einen spürbar besseren Vortrieb und mehr Kontrolle bergauf. Eine kurze Testfahrt im solothurnischen Jura im eMTB-Modus hat das bereits breite, fürs E-Mountainbiking typische Grinsen, noch etwas breiter werden lassen.

Eco, Tour, Sport und Turbo. So heissen bis Ende Juni die Unterstützungsstufen beim Performance CX Motor von Bosch. Ab Juli steht dann ein fulminantes Update bereit, dass die Sport-Stufe ersetzt durch den Modus eMTB. Das ist zwar nur ein simples Software-Update, das aber auf dem Trail eine spürbar spassige Änderung mit sich bringt, wie erste Testfahrten zeigen. Der neue Modus hält eine Art Automatik bereit: Mit einem maximalen Drehmoment von bis zu 75 Nm verstärkt der Motor die Eigenleistung des Fahrers dynamisch zwischen 120 und 300 Prozent. Ganz ohne Umschalten der Fahrstufe unterstützt der Motor schon bei geringen Trittfrequenzen stets mit Leistung.

Bislang war für viele Fahrer die Ansage im Uphill auf einem Bosch-Bike stets: Turbo-Modus: Das geht rassig, in kurzer Zeit erlebt man so viel der oft gerühmten Quality Time auf dem Trail. Doch der Uphill gleicht so stark angetrieben einer Hatz - denn der Motor gibt derart Schub, dass bergauf bereits Sprünge möglich sind und Uphill-Stürze aufgrund der erhöhten Durschnittsgeschwindigkeit auch immer wieder vorkommen. Eine Bergauffahrt im Turbo- oder auch Sport-Modus hat mit dem bekannten Gefühl auf einem konventionellen, unmotorisierten Mountainbike sehr wenig gemeinsam. Und die Tour- oder Eco-Modi sind meist keine Option, da diese zwar Unterstützung bieten, es sich aber auch so anfühlt, als würde der Motor nur das Mehrgewicht des Fahrzeugs kompensieren.

Zuerst durchrutschen, dann ein Gefühl von mehr Kontrolle

Die erste Testrunde mit einem Trek-Fully mit Performance CX-Motor erfolgte auf der Teststrecke der Bike Days - auf einem rutschigen Grashang musste die neue Steuerung zeigen, was in ihr steckt. Der allererste Eindruck? Das Hinterrad rutscht entgegen den Erwartungen durch - und das geschah, weil ich nicht gewohnt bin, wie der neu angesteuerteAntrieb reagiert. Es brauchte eine kurze Eingewöhnung, denn der Motor reagiert jetzt selbständig mit einer Unterstützung innerhalb der Modi Eco bis Turbo. Je mehr ich Tretkraft investiere, desto mehr gibt der Antrieb Schub. Deutlich neu fühlt sich das Einsetzen der Motorkraft an: Bislang brauchte es mindestens eine halbe bis gar ganze Kurbelumdrehung, bis der Motor beim Anfahren anschob. Im eMTB-Modus reagiert der Antrieb sehr schnell und gleichzeitig nicht ungestüm: Die Tretkraft wird angenehm unterstützt, es fühlt sich natürlich an. Oder anders formuliert: Es fühlt sich keineswegs mehr danach an, auf einem Mountainbike-Töffli zu sitzen, sondern auf einem Mountainbike mit eingebautem Rückenwind. Die Sensorik und die Motorsteuerung haben die Bosch-Ingenieure derart hochgezüchtet, dass beispielsweise pro Sekunde 1000 Messungen vorgenommen werden, wie es um sämtliche Fahrparameter steht. Als Bosch den ersten Antrieb lancierte, waren das noch rund 100 Messungen pro Sekunde.

Profis wie Einsteiger profitieren

Mit einer kurzen Eingewöhnung gehört in den allermeisten Situationen ein durchrutschendes Hinterrad beim Anfahren bergauf definitiv der Vergangenheit an. Das Anrollen im steilen Anstieg gelingt wesentlich müheloser als bislang. Auch kommt es in diesem Modus nicht mehr vor, dass das Rad Anstalten macht, sich zu verselbständigen. Stieg man bislang im Turbo-Modus in einem Steilstück übers Hinterrad ab und drückte noch kurz aufs Pedal, dann «spickte» das Bike mit voller Power unter dem Fahrer hervor. Dieses mitunter nicht ungefährliche Manöver vollzieht ein Bosch-Bolide im neuen Fahrmodus nicht mehr.

Fazit: Mit dem neuen Fahrmodus bringt Bosch ein natürliches, spassiges Fahrgefühl. Eingefleischte Mountainbiker erleben ein Fahrverhalten, das stärker ans unmotorisierte Mountainbike erinnert, einfach ohne das Mühsal des langen Uphills und mit mehr Traktion und Kontrolle im schwierigen Gelände bergauf. Dem bisherigen Versprechen des uphill-flows kommen die Schwaben damit ein deutliches Stück näher. Für ungeübte Fahrer oder Einsteiger in die E-Mountainbike-Disziplin ist der neue Modus sicherlich auch interessant. Denn der Antrieb reagiert sensibel, ohne den Fahrer mit ungestümer Kraftentwicklung zu überfordern. Durch die dynamische Steuerung wird auch eine bessere Reichweite erreicht, was jedem E-Mountainbiker nur recht sein kann.