Trail-Bau ist eine öffentliche Aufgabe!
Der Mensch ist ein intelligentes Wesen. Deshalb hat er zum Beispiel Kommunen gebildet für Aufgaben, die Individuen überfordern. Dazu gehören unter anderem der Strassenbau, der Rechtsstaat, die Bildung und Forschung, die Landesverteidigung, die Sozialhilfe oder das Gesundheitswesen. So funktioniert unsere Gesellschaft: Wir delegieren diese Aufgaben an die Behörden und bezahlen im Gegenzug Steuern.
Und jetzt sind da diese Mountainbiker. Sie würden gerne vom Staat bereits erstellte Infrastruktur mitnutzen. Weil dies aber oft nicht so einfach, viel öfter aber nicht gewünscht ist, schiessen neue Trails aus dem Boden. Und mit ihnen die Frage: Wer bezahlt den Bau und wer ist zuständig für den Unterhalt?
Die Kommunen weisen die Pflicht von sich und wir Mountainbiker stimmen unbedacht mit ein in einen diffusen Finanzierungs-Kanon. Crowdfunding-Aktionen werden gestartet, EU-Fördergelder beantragt, Vereinskassen angezapft und unzählige Stunden Freiwilligenarbeit geleistet. Doch eigentlich ist dies grotesk. Denn Mountainbiker sind kein gesellschaftliches Mikrosegment mit übertriebenen Individualbedürfnissen. Die Sportart ist so weit verbreitet, dass Trails und Routen eigentlich zur kommunalen Basisinfrastruktur gehören – und damit von den Behörden bezahlt und unterhalten werden sollten. Wie Spielplätze, Fussballfelder oder Wanderwege. Stattdessen werden Mountainbiker bis heute als Freaks degradiert, die ihre Bedürfnisse gefälligst selber zu berappen haben.
Outlaw-Ecke statt bewährte Modelle
Der neueste Finanzierungsvorstoss stammt aus Österreich, dem Trail-Absurdistan Europas. Aus den Kreisen der Mountainbiker kommt hier der vollmundige Vorschlag einer Art Pflichtabgabe. Jeder Mountainbiker zahlt in einen Topf, mit dem flächendeckend Bau und Unterhalt von Trails finanziert wird. Die Initiatoren träumen von vielen Millionen Euro. Das tönt zwar verheissungsvoll, bloss kennen wir dieses System längst: Es heisst Steuern.
Mit dieser Finanzierungsdiskussion befördern sich die Mountainbiker zurück in die Outlaw-Ecke, aus der sie sich eigentlich längst verabschiedet haben. Der Mountainbikesport ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen und das sollte sich auch bei Bau und Unterhalt der Infrastruktur wiederspiegeln. Crowdfunding, Freiwilligenarbeit oder Pflichtabgabe sind der falsche Weg, weil die Nachhaltigkeit auf der Strecke bleibt. Mountainbike-Infrastruktur ist Aufgabe der Kommunen und des Staates. Die Schweiz hat das begriffen und dies kürzlich explizit in die Staatsverfassung schreiben lassen. In Deutschland und Österreich ist man noch nicht soweit. Der Weg dorthin fängt aber bei uns Mountainbikern an, indem wir die Eigenfinanzierung und Freiwilligenarbeit über Bord werfen und die Öffentliche Hand in die Verantwortung nehmen. Denn Mountainbiker sind keine Freaks sondern Steuerzahler.