Flowtrails sind der Fastfood der Mountainbiker | Ride MTB

Flowtrails sind der Fastfood der Mountainbiker

Flowtrail Leukerbad

Die Diskussion um Flowtrails sei peinlich und schade der Sportart, meint Allegra-Teilhaber Claude Balsiger in einem Blog-Beitrag. Kritiker seien Puristen, denen es um die persönliche Profilierung gehe. Hier kommt die Replik von Thomas Giger.

Der Beitrag von Claude Balsiger wurde kürzlich auf Linkedin veröffentlicht. Kurz zusammengefasst erklärt er darin, warum er die Diskussion um Flow-Trails peinlich findet, warum sie die Sportart spalte und dem Image schaden könne. Unterschwellig bezichtigt er die «MTB-Puristen», sich gegen die Weiterentwicklung und gegen die Vielfalt der Sportart zu stellen. Mit der Ablehnung von Flow-Trails gehe es diesen vielmehr um Identitätsbildung und um ein Abgrenzungsmerkmal. Es sei für sie die Bestätigung ihrer Einzigartigkeit. Kurzum: Die Kritik an Flow-Trails basiere auf persönlicher Profilierung und nicht auf Tatsachen.

Den ganzen Beitrag von Claude Balsiger auf Linkedin lesen: linkedin.com

Es gebe im Mountainbikesport genug Raum für alle Formen und Vorlieben, meint Balsiger. Das ist richtig, lebt die Sportart doch von seiner Vielseitigkeit. Die Vielseitigkeit ist aber genau der Kern der Flowtrail-Kritik: Wenn irgendwo eine neue Mountainbike-Strecke entsteht, dann ist es fast durchwegs stets eine dieser «Murmelbahnen». Das Problem sind nicht die Strecken, die unbestritten ihre Existenzberechtigung haben, sondern die massenhafte und unreflektierte Verbreitung. Das Mountainbike-Angebot wird auf diese Weise austauschbar – von Sölden bis Zermatt entsteht quasi eine Einheitsinfrastruktur.

Flow-Trails sind der Fast-Food des Mountainbikens

Zudem widersprechen die Flow-Trails der DNA des Mountainbikesports: Die Sportart lebt vom Erlebnis, vom Unerwarteten, von den (Mikro-)Abenteuern. Flow-Trails dagegen stehen für Trail-Konsum. Mit ihnen wird die MTB-Infrastruktur «convenient». Wie die Sandwiches von der Tankstelle. Sie erfüllen ihren Zweck, sind sogar überaus erfolgreich und dazu höchst rentabel, aber mit Esskultur und kulinarischen Ansprüchen hat das nichts mehr zu tun. Im übertragenen Sinn: Flow-Trails sind der Fast-Food des Mountainbikens.

Nötig, nicht peinlich

Gemäss Balsiger führe das Lästern über diesen Trend zu einer Spaltung und könne dem Image der Sportart schaden. Ich sehe das gänzlich anders und erachte die kritische Auseinandersetzung nicht als peinlich sondern als nötig. Fragwürdig ist vielmehr, diesen Diskurs mit den pseudowissenschatlichen Vorwürfen wie der Selbstprofilierung abklemmen zu wollen. Balsiger umgeht den Diskurs und rückt die Kritiker pauschal in ein schiefes Licht: Sie seien Puristen in einer Sportsubkultur, die sich der Weiterentwicklung und der Vielfalt der Sportart widersetzen.

In einer abschliessenden «Selbstdeklaration» zeigt Balsiger, dass er als Mountainbiker in beiden Welten zuhause sei. Doch ein wichtiger Punkt fehlt: Balsiger ist Geschäftsführer von Allegra Trails, einer erfolgreichen Trailbau-Firma, die sich mitunter den Bau von Flowtrails auf die Fahne geschrieben hat.

 

Gigers «Selbstdeklaration»

Mein Name ist Thomas Giger und meine Leidenschaft fürs Mountainbiken begann im Jahr 1990. Damals gab es noch keine Flowtrails. Heute gibt es sie und sie gehören zum Bestandteil meiner Routen. Aber ich langweile mich auf ihnen. Das heisst aber nicht, dass ich den Flowtrails die Existenzberechtigung abspreche. Als Kritiker tummle ich mich aber auch nicht wie kolportiert in einer nerdigen Subkultur. Vielmehr glaube ich mich in der Vorstellung, dass ich in diesem Punkt einem grossen Teil der Mountainbiker aus der Seele spreche.

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