Die fünf grössten Irrtümer im MTB-Tourismus | Ride MTB

Die fünf grössten Irrtümer im MTB-Tourismus

Was für ein Fehler!

Denn sie wissen nicht, was sie tun! Der Mountainbikesport ist eigentlich kein Buch mit sieben Siegeln – und trotzdem laufen Touristiker immer wieder in die selben Fallen. Hier kommt nun der Blog-Beitrag mit den fünf grössten Fehlern, denen man als Mountainbiker seit Jahren begegnet.

Eigentlich sind wir Mountainbiker kein neues Sternchen am Tourismus-Himmel mehr. Seit dreissig Jahren kurvt unsereins durch die Alpen, und wer sich ernsthaft mit uns hätte befassen wollen, dem wäre dafür mehr als genug Zeit geblieben. Und trotzdem: Wenn ich heute durch die Alpen toure, begegne ich stets den immer wieder gleichen Tourismus-Fails. Hier kommt meine Top-5-Liste der Fehler, die im Umgang mit uns Mountainbikern gemacht werden.

Irrtum 1: Steuerung durch Verbote

Ein Irrglaube ist die Vorstellung, Mountainbiker mit Fahrverboten massregeln zu können. Denn Bike-Verbote werden erfahrungsgemäss nur da eingehalten, wo eine vernünftige Alternativroute vorhanden ist. Was kaum je der Fall ist.  Mountainbiker weigern sich, für die Abfahrt eine Strasse zu benützen und ignorieren das Verbot auf dem Trail. Es kommt damit zu mehr statt zu weniger Nutzungskonflikten. Viele Mountainbiker erkennen die Botschaft hinter den Tafeln: Sie sind Gäste zweiter Klasse und ein Problem, das es zu massregeln gilt.

Irrtum 2: es allen recht machen

Des Touristikers liebste Zielgruppe sind «alle». Das trifft nicht nur auf den Mountainbikesport zu, hier ist dieses Vorgehen wegen der ausgeprägten Heterogenität aber besonders untauglich. Der Spagat zwischen Anfängern und Downhillern, zwischen Familie und E-Mountainbiker ist faktisch nicht möglich. Den Tourismus-Managern fehlt in der Regel der Mut, sich auf ein Segment zu fokussieren und auf andere bewusst zu verzichten. Dabei gäbe es eine längst bekannte Grundregel: Wer es allen recht macht, macht nichts mehr recht.

Irrtum 3: E-Mountainbiker sind eine eigene Zielgruppe

Neuerdings positionieren sich Regionen speziell für E-Mountainbiker. Der Grund dafür ist nicht etwa eine besonders progressive Produktentwicklung. Vielmehr ist es ein Ablenkungsmanöver von der Tatsache, dass die Region den eigentlichen Mountainbike-Tourismus nicht in den Griff kriegt. Man erhofft sich, die E-Mountainbiker mit Schotterstrassen abspeisen zu können und sich nicht mit dem aufwändigen Zugang zu Singletrails abmühen zu müssen. Doch wer die Mountainbiker nicht bedienen kann, wird auch bei den E-Mountainbikern keinen Erfolg haben.

Irrtum 4: die Konkurrenz kopieren

Im Tourismus herrscht die Vorstellung, erfolgreiche Angebote adaptieren zu müssen. Das hat man über Jahrzehnte im Winter angewandt bis mittlerweile alle Skigebiete in den Alpen austauschbar wurden. Dieser Vorgehensweise verfällt man nun auch im Sommer und schaufelt einen Flowtrail nach dem anderen in die Berge – die allesamt mehr oder weniger gleich daherkommen. Statt aus den Fehlern aus dem Winter zu lernen, wiederholt man sie nun im Sommer.

Irrtum 5: ohne Strategie die Mountainbiker ansprechen

Im Mountainbike-Tourismus wird bis heute primär aus der Hüfte geschossen. Klare Konzepte, durchdachte Strategien und langfristige Perspektiven fehlen in aller Regel. Mountainbike-Tourismus ist aber zu vielschichtig und komplex, um es nebenbei abzuwickeln. Und wer keinen Plan hat, wird eines ganz sicher machen: die ersten vier der aufgelisteten Fehler begehen.
 
 
 
Das sind meine Top-5-Fails, denen ich als Mountainbiker das Jahr über auf den Trails leider nur zu oft begegne. Dabei wäre Mountainbike-Tourismus eigentlich kein Buch mit sieben Siegeln. Zwar anspruchsvoll, aber so schwierig nun auch wieder nicht. Was gegen die Fails helfen würde: nachdenken, zuhören und von den Fehlern der anderen lernen. Ist im «richtigen» Leben ja auch nicht anders.

 

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