Dozent mit Stigmata | Ride MTB

Dozent mit Stigmata

Roland Anderegg hat die Entwicklung des MTB-Sports in Graubünden entscheidend mitgeprägt. Als Touristiker, als Event-Manager, als FH-Dozent und als einer, der seiner Zeit gerne mal voraus ist. Ausser wenn es um Laufradgrössen geht…

Rolli, fangen wir mit einer einfachen Frage an: Wo warst Du als letztes mit welchem Rad unterwegs?

Das ist tatsächlich einfach, weil ich es noch gut spüre: Ich war mit einem Freund auf Zweitages-Tour. Er kommt vom Rennrad, ich vom Bike und in der Mitte liegt das Gravelbike – in meinem Fall das Santa Cruz Stigmata. Wir sind von Disentis über den Lukmanierpass nach Grono und am nächsten Tag über den St. Bernandino nach Zillis gefahren. Super an der Strecke ist, dass du variieren kannst zwischen Forststrasse und alten Passstrassen. Nur Schotter und leichte Singletrails kann schon streng sein. Und so hatten wir die Option, auf Asphalt zu wechseln, wenn die Energie mal knapper wurde.

Dir hat es das Gravelbiken ganz schön angetan, oder?!

Ich bin früher oft und gerne Pässe gefahren. Aber als Mountainbiker bist du das Verkehrsaufkommen einfach nicht gewohnt. Mit dem Gravel bin ich sorgenfrei. Aber ich mache kein Bikepacking mit Zelt und Satteltaschen, das war einmal. Das war auch super, aber ein-, zweimal zu übernachten das finde ich cool im Moment. Da reicht eine grosse Satteltasche locker.

Wie bist Du grundsätzlich zum Radsport gekommen?

Ich bin am Zürichsee aufgewachsen und mit 13, 14 Jahren habe ich mir von meinem Taschengeld ein Rennrad gekauft. In den späten Achtzigern, das weiss ich noch, da waren wir mit der Familie eine Woche im Engadin. Wir konnten in einem feinen Hotel übernachten, mussten dafür abends mit Familienmusik die Leute unterhalten. Tagsüber sind wir dann ausgebrochen, haben uns Kettler Räder geliehen und sind losgebiked – wenn man das so bezeichnen kann. Anfang der 90er hatten wir dann eine kleine Mountainbike-Gruppe im Verein. Wir sind den Zeitschriften verfallen und haben uns dazu verführen lassen, viel Geld in teure Bikes zu investieren.

In welche Bikes investierst Du heute?

In so wenig wie möglich. Ich mag eigentlich mit zwei Rädern auskommen. Ich habe das Stigmata und das Santa Cruz Hightower, weil ich endlich das 29er entdeckt habe – das hat ein wenig länger gedauert…

Du bist schon seit zwei Jahrzehnten in die Entwicklung des Bikesport in Graubünden involviert. Erst als Marketingleiter bei Lenzerheide Tourismus, dann als Dozent am Institut für Tourismus und Freizeit der HTW Chur. Wie kam der Wechsel?

Bei einer Destination bist du sehr gebunden. Politik, Vorstände, das Gesetz, das Budget. In den Nullerjahren wussten die Regionen nicht, dass oder wie man den Bikesport nutzen kann. Es fehlte an Vorstellungskraft und durchdachten Konzepten. Es gab zwar an unterschiedlichsten Orten spannende Sachen wie die Red Bull Bike Attack, wo 700 Leute vom Rothorn nach Chur runtergerast sind. Aber vieles davon wurde im Keim erstickt.

Aber Du bist immer dran geblieben. 2006 hast du gemeinsam mit Ride-Chefredaktor Thomi Giger den testRIDE lanciert und so kam 2007 erstmals die ganze Branche nach Lenzerheide – und das ist bis heute so. Genauso hast du mit Darco Cazin, Gründer von Allegra, das Ur-Konzept zur Initiative Graubünden Bike entwickelt.

Jeder Rückschlag war auch Motivationstreiber und hat Energie freigesetzt, neue Dinge zu entwickeln. Ich habe 2007 schliesslich die Seite gewechselt und das Bike-Thema mitgenommen. So konnte ich im Institut zusammen mit Agenturen Mountainbike-Konzepte entwickeln und ich bin zudem nebenbei selbständig im Bereich touristische Konzeption.

Und wie haben sich die Dinge im Bike-Tourismus entwickelt?

Von Fans und Freaks zum etablierten Breitensport. Das ist dank einer wachsenden Gruppe von engagierten Touristikern mit kleineren Umsetzungen, Beharrlichkeit, Motivation und Überzeugungsarbeit gelungen. Seit vier, fünf Jahren kann in Graubünden niemand mehr behaupten, dass das Mountainbike keine Wertschöpfung bringt.

Was willst Du heute Deinen Studierenden mitgeben?

Vor allem auch ein konzeptionelles Denken und Strategien als Basis für Umsetzungen in der Praxis. Ein Bewusstsein dafür, dass man alle Stakeholder abholen muss – Hotels, Bergbahnen, Bike-Schulen und auch andere Akteure, die nicht so offensichtlich involviert sind. Ausserdem ist es gut, ein Gespür dafür zu bekommen, wie man Dialoge führen kann, um Dinge voranzubringen.

Noch einmal zurück zum Gravelbiken. Warum hat Dich das so gepackt?

Es ist einfach so unkompliziert. Das Stigmata habe ich jetzt seit 15 Monaten und nutze es, wenn ich von A nach B muss, genauso für Trainingsrunden, lange Touren und kurze Dinge. Morgens auf der Hauptstrasse nach Chur und abends über einen Forstweg zurück nach Lenzerheide. Man sagt ja vom Laufsport, dass er so cool sei, weil du nur deine Schuhe brauchst. Beim Graveln brauche ich nur mein Stigmata und den Helm und los geht’s. Den Kranz vorne habe ich auf 34-Zähne reduziert, damit ich wie ein Bündner Steinbock klettere und ansonsten kommt noch das Seat Pack von Ortlieb viel zum Einsatz. Was auch toll ist: Ich muss nicht darüber nachdenken, wo es jetzt den schönsten Trail hat. Beim Biken spreche ich immer über Trails, beim Graveln überhaupt nicht. Easy come, easy go.

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