Test: Norco Range 9.2 – Der Enduro-Klassiker zeigt mit grossen Schuhen seine Touren-Abilitäten | Ride MTB

Test: Norco Range 9.2 – Der Enduro-Klassiker zeigt mit grossen Schuhen seine Touren-Abilitäten

Kaum hat das brandneue Norco Range das Licht der Welt erblickt, durften wir es bereits über die Trails jagen und dabei auf Herz und Nieren prüfen. Unter die Lupe genommen haben wir die 29 Zoll-Variante in der zweithöchsten Ausführung. Dass es auf kanadischen Trails zurechtkommt, keine Frage. Wie es sich aber in hiesigen Gefilden geschlagen hat, könnt ihr den folgenden Zeilen entnehmen.

Der Rahmen besteht – ausgenommen von der aus Aluminium gefertigten Kettenstrebe – vollkommen aus Carbon. Er bietet sogar Platz für einen Flaschenhalter, doch dieser sollte von der Seite her zugänglich sein. Die Dämpfung arbeitet eine Rock Shox «Lyric RC SA» mit 160 Millimeter, hinten sorgt der Rock Shox «Super Deluxe RC3» Dämpfer für Ruhe. Verzögert wird mit Sram-Guide-RS-Bremsen, und für sorgenfreie und schnelle Schaltvorgänge sorgt die Eagle-X01-Schaltgruppe. Weitere Details, die uns ins Auge gestochen sind und überzeugt haben: Die Zugführung und -befestigung ist top – da rüttelt und klappert nichts. Am Unterrohr und ebenso an der Ketten- und Sitzstrebe sind robuste Schlagschützer verbaut, der Carbon-Rahmen dankts. Die Zugstufe am RS-Deluxe-Dämpfer kann über ein grosses Drehrad an der Oberseite auch während des Fahrens problemlos verstellt werden. Das gefällt und lädt zum ausprobieren ein.
 
Zum Setup: Die Reifen «Maxxis Minion DHR II 2.4 WT» und «Minion DHF 2.5 WT 3C Maxx Terra» fuhren wir mit 1.65 bar. Der Dämpfer hinten bekam 25, die Gabel 28 Prozent Negativfederweg, um den Hub optimal zu nutzen.

 
In der Geschwindigkeit liegt die Ruhe

Aufsitzen und losfahren, endlich! Der Lenkwinkel des Range wurde zum Vorgängermodell etwas flacher, der Radstand länger und, wie bei allen neuen Norco Modellen, wurde auch hier das sogenannte «Gravity Tune» umgesetzt. Bei diesem wird der Hinterbau bei zunehmender Rahmengrösse jeweils fünf Millimeter länger. Aber spürt man das alles auch beim Fahren? Wir können dies mit einer Gegenfrage beantworten: «Hast Du mal versucht, einen Wheelie mit dem Range zu machen?». Es braucht schon einen kräftigen Zug am Lenker und ein beherztes verlagern des Gewichtes nach hinten, um das Vorderrad gen Himmel zu bewegen. Das Bike ist definitiv auf Laufruhe bei hohen Geschwindigkeiten ausgelegt. Dennoch fühlt man sich auch auf Trails mit schnellen Richtungswechseln wohl. Von Trägheit ist da keine Spur.

Das Gewicht von 14.45 Kilogramm inklusive Pedalen geht für ein Bike dieser Ausrichtung mehr als in Ordnung. Müsste man das Gewicht schätzen, ginge die Tendenz eher gegen 13.5 Kilogramm. Zu unserem Erstaunen klettert es sich mit diesem Bike sehr gut. Selbst längere Aufstiege fallen nicht schwer. Kraftvolle Antritte setzt das Range ebenfalls in ordentlich Vortrieb um. Im Wiegetritt ist man dann froh, um die verstellbaren Federelemente. Beim Pedalieren im Sitzen hingegen spürt man – selbst bei komplett offenem Dämpfer – nur ein leichtes Wippen, sodass dieser zugunsten der Traktion meist offen bleibt.
 

Starkes Fahrwerk

In der Paradedisziplin des Range, dem vernichten von Höhenmetern, zeigt das Bike seine wahren Stärken. Elegant fliegt man über Hindernisse und Stufen, zirkelt um Ecken und lässt die Bremsen des Öfteren mal unangetastet, wo man sie sonst schon hektisch zieht. An steilen Stellen erwischen wir uns selbst, wie wir das Gewicht bereits weit nach hinten verlagern, obwohl das Bike dies noch gar nicht verlangt. Die Reserven sind gross, aber wir lernen schnell dazu, nehmen eine aggressivere Haltung ein und geniessen die Talfahrt.

Dabei speziell aufgefallen ist der Dämpfer. Die Federbeine aus dem Hause Rock Shox überzeugten zwar zuvor schon mit einem feinen Ansprechverhalten. Die neuen Deluxe-Dämpfer haben aber nochmals einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht. Im Range harmoniert der Super Deluxe RC3 auf alle Fälle perfekt mit dem A.R.T.-Federungssystem und erfreut mit einem hohen Mass an Sensibilität und Schluckfreudigkeit sowie einer perfekt abgestimmten Endprogression.
 

Fazit

Das Norco Range 9.2 (9.2 = 29 Zoll, zweitbestes Modell) ist definitiv ein Knaller. Genauso wie es optisch überzeugt, überzeugt es auch im Einsatz. Richtige Schwächen: Fehlanzeige, und auch der Preis geht mit 5'899.- Franken völlig in Ordnung. Wer also ein Enduro-Bike sucht, mit dem man durchaus grössere Bike-Touren ohne Shuttles und Lifte schafft und es bergab dennoch krachen lassen kann, der wird mit dem Range 9.2 mehr als glücklich.
 

Spezifikationen

Rahmenmaterial: Carbon
Preis: CHF 5'899.00, (ab CHF 2'699.00 Remedy 7 Alu)
Gewicht: 14.45 kg (Grösse L, mit Pedale)
Federweg: 160 mm vo./ 150 mm hi.
Gabel: Rock Shox Lyrik RC Solo Air
Federbein: Rock Shox Super Deluxe RC3
Schaltung: Sram XO1 Eagle
Bremsen: Sram Guide RS 180 mm
Kurbelgarnitur: Sram X1 Eagle, 32T
Felgen: Race Face AR 30 Tubeless ready
Naben: Sram MTH 716 Boost Front/MTH 746 rear
Reifen: Maxxis Minion DHRII 2.4 WT , Minion DHF 2.5 WT 3C Maxx Terra
Sattel: SDG Duster RL w/Norco Design
Sattelstütze: Race Face Turbine Dropper 150mm
Griffe: Race Face Love Handle lock on grip
Vorbau: Race Face Aeffect R 40mm ext 35mm
Lenker: Race Face Atlas 800mm, 20mm rise

Hersteller:  www.norco.com

 


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