Test: Ibis Ripley LS – der Alleskönner aus Kalifornien | Ride MTB

Test: Ibis Ripley LS – der Alleskönner aus Kalifornien

Graziös und anmutig ist nicht nur der Vogel im Logo der amerikanischen Mountainbike-Marke, das Ibis Ripley LS strahlt diese Eigenschaften förmlich aus. Wir haben gestestet, ob der schöne Vogel auch fliegen kann, oder ob bei ihm eine Bruchlandung vorprogrammiert ist.

Der Unterschied zum «normalen» Ripley liegt in der Geometrie. Diese fällt hier länger und flacher aus (LS = long / slack) als beim Ripley. Das sorgt abwärts für mehr Fahrspass und Laufruhe, da der Federweg – wie bei Trailbikes üblich – mit 130 Millimeter vorne und 120 Millimeter hinten nicht gerade üppig ausfällt. Die Kabelführung wurde ebenfalls erneuert. Der Rahmen bietet nun zahlreiche Möglichkeiten, die Kabel und Leitungen intern verlegen zu können.

Der Hinterbau wurde gemäss Hersteller um einiges steifer, und das bei beinahe identischem Gewicht. Er bietet für breite Reifen (2.35 Zoll) zwar nicht gerade fürstlich Platz, sollte aber für beinahe alle Reifenmodelle ausreichen. Bei der Kombination von dicken Reifen und den wuchtigen 941-Carbon-Felgen die ebenfalls aus dem Hause Ibis kommen, könnte man auf den ersten Blick glatt meinen, es handle sich um ein Bike mit Reifen im Plus-Format.

Die weitere Ausstattung unseres Testbikes lässt kaum Wünsche offen: Rock Shox «Pike 29 RCT3» Gabel, Fox «Float DPS 3pos EVOL Kashima» Dämpfer, Guide-RSC-Bremsen von Sram wovon auch der «RD X0 1x11» Wechsler stammt. Im Sattelrohr steckt eine Kind-Shock-Lev-Remote-Sattelstütze, daraufgeschraubt ist ein Ibis-Custom-Sattel. Kurzum: Optisch eine Wucht und auf dem Papier eine Macht, aber wie fährt es sich?

Das Ripley LS in freier Wildbahn

Um den Vogel möglichst schnell an Höhe gewinnen zu lassen, schliessen wir den dreistufigen Dämpfer und begeben uns in den Steigflug. Hier machen sich die vergleichsweise leichten Carbon-Laufräder positiv bemerkbar. Das Beschleunigen fällt einem leicht, und man fühlt sich gleich wohl auf dem Bike. Das gefühlte Gewicht liegt klar unter dem gemessenen Gewicht des Ripley. Wir hätten es auf knapp unter zwölf Kilogramm geschätzt – auf der Waage leuchteten uns aber die Ziffern 12.6 entgegen – allerdings in Grösse L, mit Pedalen und Flaschenhalter.
Die Höhenmeter purzeln und wir sind froh, dass der Rahmen Platz für einen Flaschenhalter und einen Halbliterbidon bietet. Hier empfehlen wir eine Flaschenhalterung mit seitlichem Zugang zu wählen, ansonsten stösst die Flasche beim rausnehmen und verstauen am Dämpfer an.

Die Reiseflughöhe ist erreicht und eines steht bereits fest: Das Bike klettert hervorragend. Das Gewicht macht sich kaum bemerkbar und die Reifen bleiben auch bei steilen Rampen stets am Boden. Die Bandbreite der 1x11-Schaltung mit 30 Zähnen vorne und 10/42 Zähnen hinten bietet einen guten Alltagskompromiss und kann, respektive muss den eigenen Vorlieben noch angepasst werden. Gerade Speed-Freaks werden oben raus noch den einen oder anderen Gang vermissen.

Wir setzen zum kontrollierten Sturzflug an. Den Sattel leicht abgesenkt, die an dem 760 Millimeter breiten Carbon-Lenker montierten, blauen Lizard-Skins-Griffe fest umklammert und die Federelemente geöffnet, stürzen wir uns auf die Beute namens Trail. Die Rock Shox Pike harmoniert erstaunlich gut mit dem Fox-Dämpfer zusammen. Die Dämpferpumpe ist auf den ersten Ausfahrten dennoch «Sackbefehl», ein ausprobieren und abstimmen lohnt sich sehr. Einmal eingestellt, sprechen beide Systeme sehr feinfühlig an und haben genügend Reserven, sofern die Sprünge nicht gerade Bikepark-Niveau erreichen.
Ebenfalls keinen Grund zur Klage gaben uns die Guide-RSC-Bremsen mit 180 und 160 Millimeter Bremsscheiben. Von einer leichten Verzögerung bis zur brachialen Vollbremsung zeigen sich die Stopper stets gut dosier- und berechenbar.

Fazit

Ob Ripley oder Ripley LS? Keine Frage, wir würden uns für die knall-orange LS-Variante entscheiden. Das Bike ist ein Alleskönner, hat eine tolle Optik und macht einfach Freude. Zwei kleine Wehrmutstropfen sind die Kabelbinder am Unterrohr, die etwas an der Optik kratzen, und die Reifenkombination von Schwalbe Nobby Nick und Racing Ralph – gute Reifen, aber für diesen Einsatzzweck würden uns Hans-Dampf-Reifen besser taugen.
Das Bike in unserer Konfiguration strapaziert die Freizeitkasse mit rund 9000.- Franken. Wir finden, dass das Geld beim Ripley LS gut investiert ist. Wer weniger ausgeben möchte, findet aber diverse Ausstattungsvarianten die weniger kosten.

www.ibiscycles.com
www.trailworks.ch

 


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