Schweizer Doppelsieg bei der Berner Radquer-Premiere | Ride MTB

Schweizer Doppelsieg bei der Berner Radquer-Premiere

Die Mountainbike-Weltmeisterin Jolanda Neff und ihr Landsmann Marcel Wildhaber entscheiden die Premiere des Bern-Stopps der EKZ-CrossTour für sich. Die Veranstaltung ist aber nicht nur aus sportlicher Sicht ein voller Erfolg – jetzt wird der Weltcup-Status angestrebt.

Vor ein paar Tagen lag sie noch am Strand und erholte sich von der anstrengenden Mountainbike-Saison, die sie im australischen Cairns mit dem erstmaligen Elite-Weltmeistertitel gekrönt hatte. Am Sonntag in Bern meldet sie sich zurück – und wie! Die 24-jährige Jolanda Neff ist besser als alle Radquer-Spezialistinnen und fährt bis ins Ziel einen Vorsprung von 20 Sekunden auf die tschechische Landesmeisterin Pavla Havlikova heraus, welche auch die Gesamtwertung der EKZ-CrossTour vor zwei Jahren gewonnen hatte. Nach Platz zwei in Baden, dem ersten Stopp der diesjährigen Serie, setzt sie sich jetzt wieder an die Spitze Gesamtwertung. Dritte wird die Französin Lucie Chainel, sie verliert auf Neff bereits 32 Sekunden.
 
«Ich kann es kaum glauben», sagt Neff im Ziel, nachdem sie vor Erschöpfung beinahe vom Rad gefallen ist. Es sei «brutal hart» gewesen, «mega hart!» – aber auch «unglaublich schön». Zu Beginn des Rennens merkt man ihr an, dass sie noch nicht über allzu viel Erfahrung im Radquer verfügt. Aber das legt sich rasch, und Neff beweist ihre Klasse, indem sie sich schnell an die neue Herausforderung gewöhnt. Auf der zweitletzten von sieben Runden setzt sie sich im Steilhang eher zufällig an die Spitze, weil sie eine etwas andere Linie wählt, als die zwei anderen Fahrerinnen des Spitzentrios. Ab da zieht sie durch.
 

Die Weltnummer vier auf Platz drei

Bei den Männern gibt es sogar einen Doppelsieg für die Schweiz: Marcel Wildhaber gewinnt vor Simon Zahner. Der Erfolg ist auch deshalb bemerkenswert, da er gegen den Niederländer Corné van Kessel zustande kommt, die Nummer vier der Welt. Vor Wochenfrist hatte van Kessel beim Weltcup im amerikanischen Waterloo noch Platz zwei belegt, jetzt wird er in Bern Dritter. Er sagt, er sei wohl etwas erschöpft von der langen Reise – aber betont, dass er das nicht als Ausrede verstanden haben will. «Es war ein unglaublich hartes Rennen, und Marcel und Simon sind super gefahren.»
 
Wie zuvor Neff führt auch Wildhaber im Steilhang die Vorentscheidung herbei. Er fährt einen Vorsprung von einigen Sekunden auf die Spitzengruppe heraus, die das Rennen fast seit dem Start prägt und lässt sich nicht mehr stellen. Zahner überspurtet van Kessel erst auf den letzten Metern. Die Entscheidung zwischen den beiden ist so knapp, dass er und van Kessel in der Rangliste beide mit je zwei Sekunden Rückstand auf Wildhaber gewertet wurden.
 
Wildhaber war vor zwei Wochen in Baden Achter geworden. Mit dem Sieg in Bern, dem zweiten von sechs Rennen in Serie, übernimmt er auch die Führung in der Gesamtwertung der EKZ-CrossTour.
 

«Es war toll»

Sowohl Neff als auch Wildhaber, Zahner und van Kessel sind begeistert von dem, was die Organisatoren in Bern innert so kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben. «Eine Veranstaltung, die zum ersten Mal stattfindet, ist selten so professionell organisiert wie diese», lobt Neff. Der Niederländer van Kessel, ein Weltstar der Szene, ist besonders überrascht über den Zuschaueraufmarsch. «Es war wirklich toll», sagt van Kessel.
 
«Wir sind sehr zufrieden», sagt denn auch Christian Rocha, der Präsident der EKZ-CrossTour und Initiator des Rennens in Bern. «Am meisten freut mich, dass die Stimmung so gut war – an einem Ort, an dem Radquer keine Tradition hat. Das zeigt mir auch, dass wir mit der Veranstaltung in Bern noch Potenzial haben. Mehr können wir für die Premiere eigentlich gar nicht wollen.»
 
Rund 3000 Zuschauer kommen ins Freibad Weyermannshaus im Westen der Stadt, um diesem aussergewöhnlichen Event beizuwohnen, dessen Parcours rund um das grösste künstliche Freibadbecken Europas führt. Rocha hat bereits im Vorfeld davon gesprochen, im Hinblick auf nächstes Jahr eine Kandidatur für die Austragung eines Weltcup-Events in Bern einzureichen. Davon, dass er beim internationalen Radverband UCI Erfolg haben könnte mit diesem Begehren, ist er nun überzeugter denn je. «Die Feedbacks der Verbandsleute waren sehr positiv.»
 
Der Bern-Stopp der EKZ-CrossTour war nicht nur ein Radquer-Wettkampf der Spitzenklasse, sondern auch ein Erlebnis für die ganze Familie. Vom «Cross für alle» über die Kids-Cross-Rennen bis zum Streetfoodfestival und der Velo-Expo: Es hat für alle etwas, und dass das Konzept gut ankommt, zeigt sich auch daran, dass manche Food-Stände bereits vor dem Ende ausverkauft sind. Zusätzlich sind für die kleinen ein mobiler Pumptrack, ein Geschicklichkeitsparcours, eine Rollenrutschbahn, ein grosser Spielplatz und eine Hüpfburg aufgestellt.
 
Das Ziel von 400 Teilnehmenden wird ebenfalls übertroffen: In den verschiedenen Kategorien sind 453 Radquerfahrerinnen und -fahrer am Start, ein bemerkenswerter Erfolg für eine Premiere.
 

Resultate EKZ-CrossTour Bern

www.ekz-crosstour.ch