Interview mit Sarah Heilig | Ride MTB

Interview mit Sarah Heilig

Im Interview mit Ride verrät Sarah Heilig, was sie als Guidin alles mitmachen muss und wer ihr wahrer Herzensbrecher ist.

Was macht dich zur Profi-Mountainbikerin?
Als Mountainbike-Guide muss ich glücklicherweise weder die Schnellste noch die Beste auf dem Mountainbike sein, sondern meine Gäste verantwortungsvoll führen und ihnen ein gutes, sicheres Gefühl vermitteln. Spass, Genuss und einen hoher Erlebnisfaktor stehen dabei im Vordergrund. Gehen die Teilnehmer müde, aber unversehrt und glücklich nach Hause, habe ich meinen Job gut gemacht.

Wie kamst du zum Guiding?
Mit Freunden epische Touren zu unternehmen ist toll. Doch irgendwann wollte ich mehr aus meiner Zeit auf dem Bike machen und meine Erfahrung weitergeben. Der Rennzirkus hat mich nie gereizt und so kam mir die Ausbildung zum Swiss Cycling Mountainbike Guide sehr gelegen. Dort konnte ich mich auf Themen wie Führungstechniken, Gruppendynamik und Methodik konzentrieren und so mein Leben als Hobby-Bikerin gezielt in eine professionelle Richtung lenken.

Warum bist du ein guter Guide?
Ich versuche, die Erwartungen der Gäste von Anfang an zu erkennen und diese möglichst individuell zu erfüllen. Geduld zählt ebenso zu meinen Stärken wie Einfühlungsvermögen. Da ich biken erst als Erwachsene gelernt habe, weiss ich sehr gut, wie schwer es sein kann, gewisse Fahrtechniken zu erlernen und was es alles braucht, damit es klappt.

Was kann eine GuideIn besser?
Sie kann nichts besser, macht aber vieles anders.

Was war deine beste Erfahrung als Guide?
Es gibt kein herausragendes Ereignis. Ein breites Grinsen auf den Gesichtern der Gäste nach einer gelungenen Tour ist aber sicher etwas vom schönsten.

Deine Schlechteste?
Als Projektionsfläche missbraucht zu werden. Als Guidin bin ich diesem Phänomen vielleicht etwas häufiger ausgesetzt als meine männlichen Kollegen.

Wer bist du ohne Mountainbike?
Ein Bürogummi! Ich arbeite als Assistentin der Geschäftsleitung in einem amerikanischen Chemieunternehmen und unterstütze ein internationales Team in allen möglichen und unmöglichen Belangen.

Welches ist deine Lieblingsstrecke?
Ein gut versteckter, flüssiger Waldtrail von Laax in Richtung Rheinschlucht, den ich Herzensbrecher getauft habe.

Was wünschst du dir für die Zukunft der Frauen-Mountainbikeszene?
Die Frauen-Mountainbikeszene ist stetig am wachsen und es ist schön zu sehen, wie die Hersteller dieses wichtige Segment erkannt haben und je länger je mehr Produkte auf weibliche Bedürfnisse abstimmen. Ich wünsche mir, dass sich dieses Wachstum auch im Guiding niederschlägt und sich mehr Frauen zum Mountainbike Guide ausbilden lassen.

Bist du lieber mit Frauen oder Männern als Gästen unterwegs?
Gemischte Gruppen sind mir am liebsten. Frauen haben eine ausgleichende, harmonisierende Wirkung, wohingegen Männer zu regelrechten Gentlemen auflaufen und eine respektvolle Atmosphäre kreieren können.

Ist das die beste Zeit deines Lebens?
Ich habe das Privileg, meine beiden Berufe parallel und ohne Kompromisse ausüben zu können. Insofern kann ich mich nicht beklagen.

Was kannst du? Was möchtest du noch können?
Wer gut plant, improvisiert besser. Getreu diesem Motto überlasse ich auf meinen Touren möglichst wenig dem Zufall. Als Mountainbike-Guide hat man aber nie ausgelernt. Es gibt immer wieder Situationen, die ich besser hätte meistern können oder anders hätte reagieren sollen. Doch schlussendlich lebt unsere Tätigkeit von Emotionen und glücklicherweise hat bis jetzt niemand von mir verlangt, perfekt zu sein.