E-Mountainbikes sind Kannibalen | Ride MTB

E-Mountainbikes sind Kannibalen

Jedes vierte im Jahr 2016 in der Schweiz verkaufte Velo hatte einen Motor. Auch auf dem Singletrail wiederholt sich die Erfolgsstory für die Bikes mit den Aggregaten von Bosch, Shimano und Co. an Bord, diese legen mächtig zu. Wichtig zu wissen: Die E-Mountainbikes graben den konventionellen Bikes das Wasser ab.

Die Zahlen der Schweizerischen Fachstelle für Zweiradfragen (SFZ) sprechen eine eindeutige Sprache: Im Jahr 2016 holt sich das Mountainbike in der motorisierten Variante 20 Prozent Anteil im Mountainbike-Markt. Und das in kürzester Zeit – denn das Bike mit elektrischem Zusatz erscheint erst ab 2014 so richtig auf der Bildfläche.

Das Jahr 2016 markiert einen kometenhaften Aufstieg in einem stagnierenden Markt: Im Vergleich zu 2015 legt das motorisierte Geländevelo mit satten 36 Prozent eine Steigerung hin, die in den Marketing-Abteilungen der Hersteller und schlussendlich auch im Bikeshop sicherlich für Freude sorgt.

Konventionelles Mountainbike verliert an Terrain

Doch die Euphorie bei den Verkäufern dürfte bei genauer Betrachtung nur von kurzer Dauer sein. Das imposante Verkaufsplus beim wattstundenverstärkten Geländevelo geht zu Lasten des konventionellen Mountainbikes. Total rollten im Jahr 2016 102'651 Mountainbikes - ohne E- Mountainbikes – in den Verkauf, das entspricht 8.5 Prozent weniger als 2015. Auch ist anzunehmen, dass die seit mehreren Jahren grassierende und überbordende Innovationslust der Mountainbike-Branche den Kunden überfordert – und dessen Kauflust schmälert.

Es findet also nur eine Verdrängung statt. Mit dem E-MTB gelingt es bislang nicht, den Markt zu vergrössern. Sondern die Bikes mit den Antrieben von Bosch, Shimano, Brose & Co werden einfach anstatt eines unmotorisierten Mountainbikes gekauft.

Insgesamt schrumpft der Mountainbike-Markt zum zweiten Jahr in Folge. Wie erwähnt 2016 mit einem 8.5 prozentigen Minus, 2015 mit 4.1% weniger Absatz zum Vorjahr. Die fetten Jahre mit hohen Stückzahlen liegen definitiv in der Vergangenheit: Von 2004 bis 2010 fanden um die 130'000 Mountainbikes pro Jahr neue Käufer, teilweise auch deutlich darüber. Jetzt scheint sich der Markt mit jährlichen Stückzahlen mit knapp über 100'000 Verkaufseinheiten einzupendeln.

Weniger Einheiten, aber höherer Umsatz?

Leider macht die Erhebung der SFZ keine Angaben über die Preise der in den Verkauf gelangten Räder. Eines ist dabei aber sicher: Ein E-MTB geht zu höheren Preisen über den Ladentisch. Ein vernünftiges Produkt kostet meist mindestens 3'000 Franken aufwärts. Preise von 4'000 bis 6'000 Franken sind keine Seltenheit. Das Resultat der Bewegung zur motorisierten Variante: Obwohl der Markt nicht wächst, kann vermutlich der Umsatz gehalten oder gar gesteigert werden.

Welche Bedeutung hat das Mountainbike im Schweizer Velomarkt?

Wenn die Schweizer auf dem Velo Sport treiben, so ist das Mountainbike absolute erste Wahl. Die Zahlen der SFZ weisen für das MTB im Sportsegment rund 80% Marktanteil aus. Für das Rennrad bleiben im Jahr 2016 nur rund 15'000 Einheiten übrig, die neue Käufer finden. Am Gesamtmarkt macht das Mountainbike 2016 rund 40% aus, am besten verkauft sich im Gesamtmarkt das Velo für den Alltagsbereich, gefolgt vom MTB.

Bei den unmotorisierten Mountainbikes entschieden sich im Jahr 2016 gemäss der Erhebung der Fachstelle 54'202 Sportler für 27.5 Zoll. 30'492 wählten die 29 Zoll-Version und nur 17'957 Käufer entschieden sich für die altbekannten 26 Zoll-Räder. Somit ist der Markt für 26“ innerhalb von zwei Jahren eingebrochen, 2014 fanden noch über 50'000 26 Zoll-Bikes neue Käufer. Auch der Markt für E-Mountainbikes in 26 Zoll ist 2016 mit 41 abgesetzten Einheiten quasi in die Bedeutungslosigkeit verschwunden.

Der Markt stagniert

Insgesamt konnte der Schweizer Fahrradmarkt nur minimal zulegen zum Vorjahr. 2016 rollten in der Schweiz 324'581 neue Velos in den Verkauf, bescheidene 1522 Einheiten mehr als 2015. Das entspricht einer Steigerung um knapp 0.5 Prozent. Das E-Bike hat die Branche vor einem deutlichen Verkaufsminus bewahrt. Die SFZ schätzt, das heute circa 400'000 E-Bikes in der Schweiz unterwegs sind. Und einen (weiteren) Lichtblick vermeldet die Fachstelle auch: Das Junior-Velo legt einen starken Zuwachs hin im Jahr 2016. So vermag der Markt in kommenden Jahren vielleicht wieder zu wachsen. denn die Kids von heute sind die Biker von morgen.