Die Umweltverbände und ihre bedenkliche Rolle im Mountainbikesport | Ride MTB

Die Umweltverbände und ihre bedenkliche Rolle im Mountainbikesport

Eigentlich wären Umweltverbände wichtig. Doch im Mountainbikesport werden sie durch ihre grundlegende Ablehnung zunehmend zur Farce. WWF oder Pronatura sehen in den Mountainbikern bis heute eine Horde schädlicher Umwelt-Rowdies. Ride-Herausgeber Thomas Giger erklärt, warum er als ökologisch denkende Person von den zunehmend fundamentalistischen Verbänden Abstand nimmt.

Der schmale Pfad schlängelt sich durch das steile Gelände. Bei den Mountainbikern ist er eine beliebte und oft gefahrene Strecke, doch die intensive Nutzung hat ihm zugesetzt. Die Gemeindebehörden beschliessen, den Weg zu sanieren. Er soll abgeflacht und die Kurven etwas verbreitert, der Wasserlauf verbessert und in steilem Gelände besser befestigt werden. Ein gute Sache, Landwirte und Landbesitzer stimmen zu, und die Umweltverbände sind von Beginn weg Teil der Planungsgruppe. Guten Mutes reicht man für die Realisierung eine Baubewilligung ein und staunt dann nicht schlecht: Die beteiligte Umweltorganisation legt Rekurs ein – gegen ihr eigenes Projekt. Die Geschichte ist nicht erfunden sondern hat sich tatsächlich so ereignet.
 
Die Situation ist umso skurriler, als dass mit dieser Pfadsanierung primär die Natur und das Weideland besser geschützt wird. Wieso in aller Welt wollen nun ausgerechnet die Naturschützer dies verhindern? Der Grund ist einfach: Der Pfad wird auch für das Befahren mit Mountainbikes optimiert, und für die Verbandsbasis sind Mountainbiker unvermindert ein rotes Tuch. Deshalb müssen Umweltverbände selbst gegen vorbildliche Projekte Einsprache erheben, weil sie sonst ihre Daseinsberechtigung verlieren. Die Mitglieder wollen Taten sehen, und eine konstruktive Zusammenarbeit ist schlicht zu wenig aufsehenerregend.
 
Umweltverbände sind wichtig weil sie sich für die Natur einsetzen. In ihren Augen sind die Mountainbiker noch immer per se eine Gefahr, gegen die man prinzipiell vorgehen muss. Das Resultat dieser Denkhaltung ist die konsequente Bekämpfung von Mountainbike-Projekten. So gilt beispielsweise Graubünden zwar als vorbildlicher Kanton in Sachen nachhaltiger Mountainbike-Infrastruktur, aber hinter den meisten Angeboten steht der anfängliche und erbitterte Widerstand von Pro Natura oder dem WWF.
 
Ist unsereins dann in den Bergen unterwegs, wird das Unverständnis noch grösser. Für den Forstdienst werden meterbreite Waldstrassen gebaut, für die Pistenbeschneiung künstliche Seen in die Berge gebaggert oder auf Passstrassen werden ohrenbetäubende Autorennen bewilligt. Und gleichzeitig ist die Sanierung eines 40 Zentimeter breiten Alpenpfads ein ökologisch relevantes Problem? Ob diesem Verhältnisblödsinn können viele Mountainbiker bloss den Kopf schütteln und wenden sich verständnislos von den Umweltverbänden ab. Einer von diesen bin ich. Schade eigentlich.