Zürcher Hochschule entwickelt kompostierbaren Helm | Ride MTB

Zürcher Hochschule entwickelt kompostierbaren Helm

Ein Helm, den man nach dem Ausmustern komplett rezyklieren oder kompostieren kann – das gibt es bislang nicht und daran arbeitet ein Team der Zürcher Hochschule der Angewandten Wissenschaften.

«Wir haben ein Ziel, aber wir stehen noch am Anfang», relativiert Salome Berger gleich zu Beginn. Die vor kurzem veröffentlichen Bilder des rezyklierbaren und biologisch abbaubaren Velohelms zeigen erste Versuche, was mit dem vorerst gewählten Material möglich ist.

Aber von Anfang an! Das Zentrum für Produkt- und Prozessentwicklung der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaft ZHAW will einen «kreislauffähigen Velohelm» entwickeln. Denn, so steht es in einem LinkedIn Post, die aktuell erhältlichen Helme können am Ende ihrer Lebenszeit nur verbrannt werden.

Als Material für die Dämpfungsschicht haben die Forschenden Mycelium gewählt. Ursprünglich steht der Begriff für das Fadengeflecht, das gewisse Pilzarten im Boden bilden. In den letzten Jahren wurden Verfahren entwickelt, mit denen solche Pilzgeflechte zu Baustoffen kultiviert werden können. Das Mycelium, das nun zum Velohelm werden soll, wächst in einem Substrat heran und wird nach einer bestimmten Zeit mit diesem zu einer festen Form verpresst. «Ob dieses Material tatsächlich die Eigenschaften hat, um die Schutzwirkung zu gewährleisten, müssen wir erst herausfinden», schränkt Produktedesignerin Berger abermals ein. Die veröffentlichten Bilder zeigen eine Helmschale aus Mycelium, aber ohne Deckschicht. Das Endprodukt wird weniger rustikal aussehen, aber genau so kompostierbar sein.

Nachwachsende Werkstoffe

Als Material für diese Aussenhaut steht Karuun hoch im Kurs – ein Furnier auf der Basis von Rattan (ja, aus Rattan waren die Korbmöbel, die vor einigen Jahrzehnten mal angesagt waren). Ein süddeutsches Start-up hat das Holz der Rattanpalme zu einem vielseitigen, nachhaltigen Werkstoff weiterentwickelt.

Ziel des Projekts ist es, Ende 2021 einen funktionstüchtigen Prototyp zu haben, der entweder komplett rezykliert werden kann oder biologisch abbaubar ist. Acht Studierende und wissenschaftliche Mitarbeitende der ZHAW arbeiten daran. Zwei Start-ups tragen Wissen und Entwicklungskapazität bei. «Wir sind interessiert, danach den Prototyp zur Serienreife weiterzuentwickeln und führen Gespräche mit Firmen aus der Sportindustrie, die sich vorstellen können, einen nachhaltigen Velohelm auf den Markt zu bringen», erklärt Berger. Noch arbeiten sie und die weiteren Beteiligten an der Materialwahl. Erst dann kommen die Funktions- und Sicherheitstests. «Wir tasten uns heran», umschreibt sie das Vorankommen.