Zivilschützer als Trail-Facharbeiter – ein Modell für die Zukunft? | Ride MTB

Zivilschützer als Trail-Facharbeiter – ein Modell für die Zukunft?

Gemeinsam mit Velosolutions schulte Trailnet Region Biel im Jahr 2018 neun Zivilschutzführungskräfte im Trail-Bau. Der Pilotkurs fand grossen Anklang und es wurde ein Grossprojekt daraus. Anfang Mai 2019 sanierten rund 60 Zivilschützer den Biel-Trail – ein Modell das auch anderorts Schule machen könnte.

Der Verein Trailnet existiert nun seit 15 Jahren und setzt sich für die Entwicklung des Mountainbike-Sports in den Regionen Bern, Biel und Basel ein. So liegt auch der Biel-Trail – die Downhill-Strecke von Magglingen nach Biel – in der Obhut der Vereinssektion Biel.
 
Diese bietet der Schweizer Downhill-Szene schon seit elf Jahren viel Spass und fast ganzjährige Trainingsmöglichkeiten, doch sie ist etwas in die Jahre gekommen. «Da es an der Zeit war, eine Generalüberholung zu machen, war die Anfrage des Zivilschutz ein Segen für uns», sagt Serge Rau, Leiter von Trailnet Region Biel. Weiter führt er aus: «Der Zivilschutz ist immer wieder auf der Suche nach gemeinnützigen Projekten für ihre Wiederholungskurse. Zuerst musste ich mir aber überlegen, wie wir Bauarbeiten mit derart viel Personal effizient bewerkstelligen können. Darin hatten wir keinerlei Erfahrung. An der Idee, in einem Pilotprojekt ein kleines Spezialisten-Team für den Trail-Bau auszubilden und erst in einem zweiten Schritt eine grossangelegte Bau-Aktion durchzuführen, fand der Zivilschutzverantwortliche gefallen.»
 
So startete im Jahr 2018 am Biel-Trail das Pilotprojekt, Zivilschützer im Trail-Bau auszubilden. Gemeinsam mit einem Vertreter der Trail-Bau-Firma Velosolutions schulte Trailnet Region Biel neun Zivilschutzführungskräfte im Bau und Unterhalt von Bike-Strecken.
 

Vom Pilot- zum Grossprojekt

Der Pilotkurs im vergangenen Jahr hätte bei den neun Teilnehmern grossen Anklang gefunden, verrät Rau weiter. Es wurde ein Grossprojekt daraus. Unter Leitung von Trailnet, der im letzten Jahr ausgebildeten Zivilschutzgruppenleiter und zwei Velosolutions-Bauführer griffen in der zweiten Maiwoche rund 60 Zivilschützer zur Schaufel und nahmen den Biel-Trail in die Kur. Um nur die wichtigsten Beispiele zu nennen: Es wurden Entwässerungsysteme eingebaut, damit künftig weniger Unterhalt anfällt, eine neue Jumpline errichtet und die Chickenlines ausgebaut, damit die Strecke einem breiteren Publikum zugänglich ist. Die Charakteristik der Strecke sei aber beibehalten worden.

Auch die Standseilbahn von Biel nach Magglingen befindet sich in der Totalrevision. Diese benötigt allerdings etwas länger als die Trail-Pflege und nimmt erst Ende August wieder ihren Betrieb auf. Die Abfahrtstrecke wird zwar vorher wieder offen sein, aber erst nach der Betriebsaufnahme der Bahn plant Trailnet die offizielle Wiedereröffnung des sanierten Trails zu feiern.
Der Erfolg der Sanierung wird wohl auch erst dann wirklich messbar sein, wenn die Standseilbahn täglich wieder Mountainbiker zum Start des Biel-Trail bringt. Rau rechnet aber sehr damit, dass dieses Projekt ein positives Resultat hervorbringt. «Seitens Trailnet würden wir dann auch weitere Einsätze sehr begrüssen, sicherlich aber zu einem späteren Zeitpunkt.»

Auch Andreas Walter, Chef Unterstützung und zuständig für die Planung und Durchführung von Wiederholungskursen der Rettungseinheiten der Zivilschutzorganisation Biel/Bienne Regio, äussert sich positiv über den Einsatz: «Nach einer Woche Trailbau hat sich gezeigt, dass das Katastrophenschutz-Team der Zivilschutzorganisation Biel/Bienne Regio seinem Namen gerecht wurde. 60 Pioniere bauten die komplette Downhill-Strecke Biel neu auf. Trotz drei Tagen Regen und vollem Körpereinsatz war die Woche ein voller Erfolg. Es war sicher nicht das letzte Mal!»
 

Punktuell ein denkbares Modell

Mit ein Grund weshalb der Kanton diesen Grosseinsatz bewilligte, sei auch der Lernerfolg der WK-Teilnehmer. «Der Ausbildungsnutzen stand für uns dabei an erster Stelle. Wir konnten an etlichen Arbeitsplätzen unser Einsatzmaterial und Wissen einsetzen, während dem auch sämtliche Führungsstrukturen angewendet werden konnten», so Walter.

Dass sich der Zivilschutz für Wiederholungskurse künftig auch anderswo Sanierungs- und Bauprojekten der Mountainbike-Infrastruktur annimmt, wo Geld und Manpower fehlt, ist somit nicht nur denkbar. Gerade auch für Regionen wo kein kommerzielles Interesse am Mountainbike-Sport besteht, aber intensiv genutzte Trails liegen, wären solche Einsätze sinnvoll.
 

Unterstützung durch die Laufradgurus

Die Instandhaltung des Biel-Trails ist aber nicht nur im Interesse seiner privaten Nutzer. Auch die in Biel ansässige Firma DT Swiss ist bekennende Nutzerin der Strecke. «Unser Headquarter ist in Biel und wir fahren, entwickeln und testen hier alle unsere Produkte. Entsprechend sind wir froh darum, dass es solche Teststrecken in der direkten Umgebung gibt. Projekte wie jene am Biel-Trail oder auch dem Pumptrack in Biel liegen uns am Herzen. Es sind unsere Kunden die solche Projekte antreiben und damit die Passion des Mountainbikens an mehr Menschen weiter geben», sagt Friso Lorscheider, Marketing-Spezialist von DT Swiss.
 
Für den Laufrad- und Federungsspezialisten ist es deshalb eine Ehrensache den Verein Trailnet Region Biel auch weiterhin für künftige Bau- und Sanierungsmassnahmen zu unterstützen. Ihr Engagement besteht nun schon seit drei Jahren.
 
www.trailnet.ch