Wer Mountainbiker verstehen will, muss wissen: Sie sind die «Underdogs» | Ride MTB

Wer Mountainbiker verstehen will, muss wissen: Sie sind die «Underdogs»

Mountainbiker fühlen sich von vielen Destinationen nicht ernst genommen. Zu Recht. Bis heute verkauft man sie für dumm. Ans Tageslicht kommt dies nicht selten, wenn es um Bike-Verbote geht. Dann schlüpfen die Mountainbiker wieder mal in die Rolle des «Underdogs». Zur Recht, meint Thomas Giger in seinem Blog-Beitrag.

Es gibt viele gute Gründe, einen Singletrail mit einem Bike-Verbot zu belegen. Eine zu hohe Frequenz durch Fussgänger; Routen durch enge Schluchten oder exponierte Höhenwege, wo ein Kreuzen nicht möglich ist; Wege mit Kletterpartien. Doch vielen Verbotsschilder liegen nicht verständliche Argumente oder gesamtheitliche Strategien zu Grunde, sondern eine grundsätzliche Abneigung den Mountainbikern gegenüber. Mountainbiker werden als Prob­lem gesehen, das man lösen muss. Und am einfachsten geht das, indem man sie «kanalisiert» und ihnen den Zugang zu ungewünschtem Terrain verweigert. Das war die letzten 20 Jahre so und ist es vielerorts noch heute. Sogar in Regionen, die sich als «Mountainbike-Paradies» bezeichnen.

Gast zweiter Klasse

Die Mountainbiker wissen das nur zu genau. Zahlreiche Erfahrungen haben bei ihnen die Erkenntnis erhärtet, von vielen Behörden und Touristikern nicht ernst genommen zu werden. Man fühlt sich nicht verstanden und ist unfreiwillig in die Rolle eines «Underdogs» geschlüpft. Jede Verbots­tafel bestätigt sie in dieser negativen Einstellung. Das gilt auch für zeitliche Einschränkungen, die heute immer wieder als vermeintliches Heilsmittel für Nutzungskonflikte betrachtet werden. Doch die Mountain­biker interpretieren diese Massnahme auf ihre Art: Sie fühlen sich dadurch bloss zu Randstunden geduldet und sehen sich erneut in der Rolle als Gast zweiter Klasse. Als «Underdog» eben.

Die treuesten Gäste sind jene, die man ernst nimmt

Doch im Gegensatz zu früher melden sich die Mountainbiker unterdessen zu Wort und stehen für ihre Bedürfnisse und Anliegen ein. Da ist schon mancher Touris­tiker auf die Welt gekommen. Besonders hart sind die Voten, wenn sich die Mountainbiker von einem vermeintlich Verbündeten vor den Kopf gestossen fühlen. Dann gehen die Wogen hoch, und das mit viel Aufwand aufgebaute Image ist ordentlich angekratzt. Grund dafür ist nicht selten die Tatsache, dass man beim Beschluss einer Einschränkung das «Underdog»-Syndrom der Mountainbiker nicht verstanden hat. Dabei wären die «Underdogs» relativ einfach zu befriedigen. Gibt man ihnen zu verstehen, dass man sie ernst nimmt und eben nicht als Gruppierung zweiter Klasse sieht, dann werden sie zu den treuesten aller Gäste. Wer den Mountainbiker statt Verbotstafeln attraktive Alternativrouten anbietet, sie offensichtlich als Chance und nicht als Problem behandelt, der hat sie auf lange Zeit auf seiner Seite. Aber wehe sie erkennen das Feigenblatt, dann kippt die Stimmung. Denn «Underdogs» sind zwar treue aber äusserst sensible Tiere.

 

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