Warum Rennfahrer der Bike-Technik wenig bringen | Ride MTB

Warum Rennfahrer der Bike-Technik wenig bringen

Am Sonntag stand mit Greg Minnaar erstmals ein 29er-Downhiller zu oberst auf dem Weltcuppodest. Sensation! Bloss kennt fast jeder Otto-Normal-Biker seit Jahren die Vorzüge, welche die Downhillprofis scheinbar erst jetzt überzeugen. Das ist nichts neues: Mountainbike-Profis waren schon immer Innovationshemmer.

Man erinnere sich an die frühen Neunziger Jahre. Rock Shox präsentierte damals seine erste Federgabel und legte damit die Basis für einen der grössten Meilensteine in der Entwicklung des Mountainbikes. Im Rennsport wollte man anfänglich davon nichts wissen: Federgabeln seien unnötig, zu träge, zu schwer und nicht steif genug. Fahrer wie Thomas Frischknecht zogen damals gefederte Softride-Vorbauten Federgabeln vor. Heute mag man darüber schmunzeln.
 
Vom Rennsport herrscht in der Regel die Vorstellung, dass dieser so etwas wie die Vorhut einer neuen Technologie sei. Was den Downhill-Pisten und den Cross-Country-Kursen Stand hält, das taugt später auch für den Massenmarkt, so die gängige Meinung. Der Rennsport kann tatsächlich einer neuen Technologie zum Erfolg verhelfen. Nicht selten ist allerdings genau das Gegenteil der Fall: Nach den Federgabeln kamen die Scheibenbremsen. Niemand hat solange an den herkömmlichen Felgenstoppern festgehalten wie die internationalen Cross-Country-Stars. Scheibenbremsen seien nicht nötig, zu träge und zu schwer. Heute haben sie alle Scheibenbremsen.
 
Dann kam die Hinterradfederung, die möglicherweise wichtigste Evolution im Mountainbikesport. Das damalige Urteil der meisten Cross-Country-Fahrer: Vollgefederte Bikes seien nicht nötig, zu träge, zu schwer und nicht steif genug. Das Urteil kommt irgendwie bekannt vor.
 
Der Downhillsport hingegen galt lange als Brutstätte für Innovationen: Federungs- und Bremstechnologien wurden früh angenommen und manch eine Technologie ausprobiert. Unterdessen singen aber auch die Downhiller den konservativen Leidpsalm. Besonders laut zu hören bei der 29er-Technologie. Ihr Urteil: nicht nötig, zu träge, zu schwer und nicht steif genug. Seit vergangenem Sonntag sind diese Stimmen leiser geworden.
 
Noch ein Beispiel gefällig: absenkbare Sattelstützen. Diese sind aus dem Alltag vieler Hobbymountainbiker bereits nicht mehr wegzudenken. Das Urteil dazu aus dem Rennsport: nicht nötig, zu träge, zu schwer und nicht steif genug. Wetten, dass in ein paar Jahren absenkbare Sattelstützen im Feld der Weltcupfahrer so normal sein werden wie Federgabeln, Scheibenbremsen oder 29-Zoll-Laufräder?