Waldgesetz Bern: Swiss Cycling kommt mit Online-Petition | Ride MTB

Waldgesetz Bern: Swiss Cycling kommt mit Online-Petition

Die geplante Änderung des Waldgesetzes im Kanton Bern hat in den letzten Wochen hohe Wellen geworfen. Geht es nach dem Kanton Bern, sollen Mountainbiker gänzlich von den Singletrails verbannt werden. Nun schaltet sich nach Trailnet auch der nationale Radverband Swiss Cycling ein und lanciert eine Online-Petition, um gegen das neue Gesetz vorzugehen.

Direkter Link zur Online-Petition: http://swiss-cycling.ch/de/news/1761-online-petition-gegen-bikeverbot-im-kanton-bern-.html

Pressemitteilung von Swiss Cycling:

Das kantonale Berner Waldgesetz soll das Biken abseits von befestigten Waldstrassen verbieten. Dieses Verbot würde das Ende des Mountainbikesports bedeuten; sowohl für den Bereitsport, als auch für den Leistungssport. Swiss Cycling, der nationale Radsportverband, wehrt sich gegen die geplante Gesetzesänderung, welche nationale Signalwirkung hätte und forderte alle auf, sich bei der neu lancierten Online-Petition gegen die Gesetzesänderung einzutragen.

Die Gesetzesänderung im Kanton Bern beschäftigt Swiss Cycling seit mehreren Wochen. Denn diese Änderung hätte für das Mountainbiken, eine der beliebtesten Schweizer Freizeitbeschäftigungen, verheerende Folgen: Der Sport könnte in seiner heutigen Form nicht mehr betrieben werden. Denn Biken nur auf befestigten Waldwegen ist nicht mehr Biken. Tausende Kinder, Jugendliche, Breitensportler und Spitzensportler würden mit der Umsetzung des neuen Berner Waldgesetzes ihre Sportart nicht mehr, oder nur illegal, ausüben können.

Spitzensport wird Infrastruktur geraubt
Der dreifache Weltmeister, Olympiamedaillengewinner und ehemalige Weltcupsieger Christoph Sauser ist direkt betroffen. Der Sigriswiler hat mit grosser Verwunderung während seines Trainingsaufenthalts in Südafrika von den Plänen des Berner Regierungsrats erfahren: «Wird diese Gesetzesänderung angenommen, hat das für mich als Mountainbikeprofi einschneidende Folgen. Der Wald, die Natur, das ist meine Trainingsinfrastruktur. Ich hätte keine Möglichkeit mehr, technische Trainings zu absolvieren. Das wäre fast so, wie wenn Skifahrer nur noch im Kraftraum trainieren könnten.»

Die Natur als Infrastruktur ist für die Spitzenathleten von Swiss Cycling unverzichtbar. Der Wald, welcher respektiert und dementsprechend beim Training behandelt wird, ist das Herz der Erfolge des Schweizer Mountainbikesports. Sauser möchte im August in London an den Olympischen Spielen um eine Medaille kämpfen. Just im Jahr der Olympischen Spiele soll nun aber auf Gesetzesebene dem Bikesport ein Ende gesetzt werden. 2013 finden zudem in der Bundeshauptstadt Bern die Mountainbike-Europameisterschaften statt. Kaum vorstellbar, dass dies in einem Kanton sein wird,
der die Biker in die Illegalität treibt.

Neben den Leistungssportlern, Profis genauso wie hoffnungsvolle Nachwuchsfahrer, beträfe die Gesetzesänderungen rund 400 Kinder, Jugendliche in Berner Veloklubs. Die Vereine bieten den Kindern und Jugendlichen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Für Klubs ist ein Biketraining im Wald nur auf Forststrassen kaum mehr durchzuführen. Dadurch würden mehrere hundert Kinder ihre geliebte und sinnvolle Freizeitbeschäftigung verlieren.

Bedürfnisse von 50‘000 missachtet
Bei der Erarbeitung des neuen Gesetzesentwurfs erstaunt es, dass dem Bevölkerungsbedürfnis in keinster Weise Rechnung getragen wurde. Laut Statistiken gehört das Mountainbiken längst zu den meistausgeübtesten Sportarten der Schweizer Bevölkerung. Allein im Kanton Bern sind 50‘000 Biker regelmässig im Wald unterwegs. Die Interessen einer solch grossen Bevölkerungsgruppe werden missachtet. Es ist ein unvorstellbares Szenario, dass mehreren 10‘000 Biker, welche sich in einem gesundheitsfördernden Mass sportlich betätigen, ihre Freizeitbeschäftigung verboten wird.

Wie die meisten Freizeitbiker, kann auch Christoph Sauser kaum von Konflikten mit anderen Waldbenutzern berichten: «Über all die Jahre, hatte ich mit wenigen Ausnahmen keine Probleme mit anderen Waldbenutzern – und diese auch nicht mit mir», so Sauser. Das rücksichtsvolle Nebeneinander im Wald funktioniert. Dennoch ist sich Swiss Cycling gewissen Problematiken unter den verschiedenen Nutzergruppen durchaus bewusst. Die Bedürfnisse der Natur müssen beachtet und respektiert werden. Die Diskussion um ein Bikeverbot entbehrt allerdings jeglicher Verhältnismässigkeit: Die Schäden, welche Bikes verursachen, sind mit den Schäden durch massive Eingriffe mit schweren Forstmaschinen nicht vergleichbar.

Der Weg des Verbotes verfehlt das Ziel deutlich. Im November 2010 hat Swiss Cycling mit den Schweizer Wanderwegen, dem bfu und SchweizMobil ein gemeinsames Positionspapier verabschiedet. Zusammen treten die vier Parteien weiterhin für ein rücksichtsvolles Mit- und Nebeneinander ein. Swiss Cycling beteiligt sich ebenfalls in der neuen nationalen «Fachgruppe Sicheres Mountainbiken» (FSMTB) um mit verschiedenen Bundestellen (ASTRA Langsamverkehrt, BASPO, bfu), den Schweizer Seilbahnen, Schweizer Wanderwege, Pro Velo Schweiz und Vertretern der Tourismusregionen einen Konsens zwischen den einzelnen Nutzergruppen im Erholungsraum zu finden.

Aufforderung zur Teilnahme am Vernehmlassungsverfahren
Swiss Cycling wird dem Berner Regierungsrat ein eigenes Schreiben im Rahmen des Vernehmlassungsverfahrens zukommen lassen. Zudem fordert der nationale Radsportverband alle betroffenen Personen, Gruppen, Vereine, Firmen und Interessengemeinschaften auf, sich bei der Online-Petition einzutragen und sich am Vernehmlassungsverfahren bis spätestens am 2. März 2012 zu beteiligen. Der Widerstand gegen das geplante Waldgesetz im Kanton Bern muss möglichst breit ausfallen. Wird die Gesetzesänderung angenommen, droht bald ein gesamtschweizerisches Bikeverbot.


Weitere News zu diesem Artikel