Versteh ich nicht – wieso wollen Bikerinnen unter sich sein? | Ride MTB

Versteh ich nicht – wieso wollen Bikerinnen unter sich sein?

Unter Seinesgleichen ist es dem Menschen am wohlsten. Das scheint ganz besonders für Mountainbikerinnen zu gelten. Trail-Angebote für Frauen liegen voll im Trend. Mountainbikerinnen können fast jedes Wochenende an einem der vielen Womens-Camps teilnehmen. Fahrtechhnikkurse für Frauen gibt es en Masse. Und unterdessen sogar einen «Womens Bike Summit». Doch wieso um alles in der Welt stellen die Frauen beim Mountainbiken die Geschlechterfrage, wo diese doch auf dem Trail wohltuend unbedeutend wäre. Gedanken dazu im Blog von Thomas Giger.

Offenbar scheint für viele Mountain­bikerinnen die Gender-Frage in Zusammenhang mit ihrem Hobby von grosser Bedeutung zu sein. Das habe ich nie verstanden. Mir ist die Verbindung zwischen Mountainbiken und X-Chromosomen schleierhaft. Ich meinerseits setze mich aufs Mountainbike für einen schönen Abfahrts-Trail. Für ein aussergewöhn­liches Naturerlebnis. Für die sportliche Herausforderung. Für ein tolles Erlebnis mit Freunden. All das hat nichts mit der Geschlechterfrage zu tun. Das ist eine der wunderbaren Seiten des Mountain­bikesports: Es ist egal, ob jemand gross oder klein, jung oder alt, dunkel- oder hellhäutig, männlich oder weiblich ist. Was zählt ist das gemeinsame Erlebnis. Sonst nichts.

Es gebe durchaus Unterschiede, sagt man. Frauen könnten in Fahrtechnik und Fitness den Männern mehrheitlich das Wasser nicht reichen – und wollen deshalb gerne mal unter sich bleiben. Mumpitz! Wieso in aller Welt soll eine Frau ihrer Gene wegen schlechter um eine Serpentine kommen? Versteh ich nicht. Und wer wie schnell den Berg hoch kommt, das hat mehr mit Training als mit Genetik zu tun.

Warum rücken Frauen in dieser doch so gleichberechtigten Sportart das Geschlecht trotzdem ins Zentrum und wollen an den Womens-Camps unter ihres­gleichen sein? Versteh ich nicht. Ich meinerseits habe noch nie daran gedacht, an einem Event explizit und ausschliesslich für Männer teilzunehmen. Ich sehe darin weder Sinn noch Zusammenhang. Vielleicht gründet dieses Phänomen darauf, dass Frauen im Mountainbikesport in der Minderzahl sind. Auf rund einen Viertel wird ihr Anteil geschätzt. Vor dem geistigen Auge drehe ich nun den Spiess um und versetze mich in die Lage eines Synchronschwimmers. Im Wasserbecken spielt das Geschlecht – gleich wie auf dem Singletrail – im Grunde keine Rolle. Und trotzdem wäre für mich als Minderheitsmann die Geschlechterfrage wohl nicht bedeutungslos. Es ist gut möglich, dass es vielen Frauen im Mountainbikesport ähnlich ergeht. Ich verstehe das Verhalten vor diesem Hintergrund zwar weiterhin nicht, kann es aber nachvollziehen.

Übrigens: Synchronschwimmen war ursprünglich eine reine Männersportart. Was wohl passiert, wenn sich der Mountain­bikesport ebenso von der männlich zur weiblich dominierten Sportart entwickelt? Warum auch nicht? Ich wäre dann vielleicht der erste, der die Gender-Frage stellen und sich für ein Mens-Camp anmelden würde.


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