Trailnet Biel schlägt Alarm: Es droht ein grossflächiges Bike-Verbot im Kanton Bern | Ride MTB

Trailnet Biel schlägt Alarm: Es droht ein grossflächiges Bike-Verbot im Kanton Bern

Es ist fünf vor zwölf. Die Frist, innerhalb der noch Änderungsvorschläge am regionalen Waldplan Seeland-Biel/Bienne eingegeben werden können, läuft am 30. September ab. Also heute. Die Biker befürchten, dass gemäss dem neuen Plan Mountainbiken abgesehen von Waldstrassen nur noch auf ein paar wenigen gebauten Strecken und in winzigen ausgeschiedenen Zonen erlaubt sein wird.

«Die aktuelle Fassung [des Waldplans] ist restriktiver als die bisherige Gesetzgebung und verbietet das Biken fast überall im Wald», steht in einem Schreiben von Trailnet Biel, das zurzeit die Runde macht. Es folgt der Aufruf, noch bis am 30. September auf der dafür vorgesehenen Website des Berner Amts für Wald und Naturgefahren dagegen zu protestieren oder Verbesserungsvorschläge einzubringen.
 
Der regionale Waldplan Seeland-Biel/Bienne unterteilt den Wald in vier Zonen. Nur in zwei davon sind Bike-Trails überhaupt bewilligungsfähig: in den Zonen «erhöhter» und «intensiver» Freizeitnutzung. Von diesen beiden Kategorien gibt es auf der Karte der Region Biel und des südlich daran angrenzenden Berner Seelands nur ein paar Farbspritzer (Nutzerhinweis: hineinzoomen, wenn die Farbflächen nicht sichtbar sind). «Viele Zonen sind so klein, dass es unmöglich ist, einen Trail darin unterzubringen. Längere, zusammenhängende Singletrail-Routen sind komplett ausgeschlossen», erklärt Ralph Rüdisüli Laurent von Trailnet Biel.
 
Der überwiegende Teil des Waldes gehört Zonenarten an, in denen das Mountainbiken nur auf Waldstrassen erlaubt ist. Das entspricht zwar auch die aktuelle Gesetzeslage im Kanton Bern, die das Radfahren nur auf genügend befestigten Wegen erlaubt, worunter praktisch nur Waldstrassen fallen. Weshalb also die Aufregung, wenn alles beim Alten bleibt? Schliesslich arrangieren sich die Mountainbiker im Kanton Bern schon lange mit einer äusserst restriktiven Regelung.
 
Der Unterschied ist, dass bis anhin Trail-Projekte wenigstens eingegeben werden konnten. Wird der regionale Waldplan in der vorliegenden Form gültig, sind solche Vorhaben von vornherein chancenlos, da nicht bewilligungsfähig. Hinzu kommt, dass diese Regelung der Popularität des Mountainbikens und hoffnungsvollen Signalen aus dem Kanton Bern diametral zuwiderläuft. Umso mehr, da der Plan für Biel und das Seeland als Pilot für den Rest des Kantons gilt. Trailnet und weitere engagierte Biker befürchten deshalb grossflächige Bike-Verbote auch im Rest ihres Heimatkantons. Sie sind überzeugt: Es geht nicht nur um Biel.
 
«Man weiss inzwischen, dass Lenkung nur funktioniert, wenn es attraktive Angebote gibt. Wenn man diese verunmöglicht, werden die Biker weiterhin fahren, wo sie wollen», prophezeit Ralph Rüdisüli Laurent. Der Plan sei also nicht nur schlecht für die Mountainbiker, sondern schlecht für alle.

Kritik der Mountainbiker wurde kaum gehört

Trailnet wurde im Frühling 2022 eingeladen, zur ersten Fassung des regionalen Waldplans Stellung zu nehmen. Das tat die Organisation, die im Kanton Bern diverse Trails realisiert hat und seit vielen Jahren betreibt. «Es wurden dann minimale Korrekturen vorgenommen, die Zonen erhöhter Freizeitnutzung rund um die Stadt Biel marginal vergrössert. Auf unsere grundlegende Kritik gingen die Verantwortlichen nicht ein», klagt Rüdisüli Laurent. Forstwirtschaftliche Fachleute hätten die Grundlagen geliefert, wie viel Platz dem Mountainbikesport gegeben werden könne, habe der Kanton die Regelung gerechtfertigt, erzählt er weiter.
 
Silvio Schmid vom Amt für Wald und Naturgefahren sieht den regionalen Waldplan in ganz anderem Licht. «Mit den Zonen erhöhter und intensiver Freizeitnutzung haben wir die Möglichkeit, Bike-Trails zu bewilligen. Das ist mit der aktuellen Gesetzeslage fast nicht möglich.» Dass es nur wenige solche Zonen gebe, räumt Schmid im Gespräch mit Ride ein. In den übrigen Zonen, die die überwiegende Mehrheit der Fläche ausmachen, sei die Rechtslage die gleiche wie bisher. «Der Waldplan ist deshalb keine Verschlechterung der Situation des Mountainbikens», gibt er die Position der Verwaltung wieder. Im Übrigen sei es auch nach Verabschiedung, bei einer Revision des regionalen Waldplans, möglich, die Zonengrenzen anzupassen, lässt Schmid ein Türchen offen.
 
Rüdisüli Laurent und mit ihm Trailnet hoffen, dass sich noch viele in letzter Minute am Mitwirkungsprozess beteiligen. Teilnehmen dürfen alle, die «vom regionalen Waldplan Seeland-Biel/Bienne» betroffen sind. Wohnsitz in dieser Region ist keine Voraussetzung. Betroffen sind also auch alle Mountainbiker, die irgendwann einmal in der Umgebung von Biel Spass haben wollen. Oder die mit ihren Sportsfreunden mitfühlen.

 


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