Test: Shimano XTR M9100 R – Schaltpräzision auf die nächste Stufe gehoben. | Ride MTB

Test: Shimano XTR M9100 R – Schaltpräzision auf die nächste Stufe gehoben.

Mit der neuen XTR bietet auch Shimano eine 12fach-Schaltung. In diese haben die Japaner viel Hirnschmalz gesteckt. Vom Schalthebel über die Nabe bis hin zum Kettenglied – alles ist präzise aufeinander abgestimmt und erst noch robuster, leichter sowie komplett unter Last schaltbar. Nur leere Versprechungen oder hat Shimano die XTR tatsächlich auf ein neues Level gehoben? Der Test verrät es.

Natürlich bringt eine grosse Neulancierung auch einen neuen Look mit sich. Praktisch alle Teile der Schaltgruppe sind etwas filigraner, teilweise auch kantiger geworden – verglichen mit der alten Gruppe etwas aggressiver, was mehr zum Race-Look passt. Die Shimano-Ingenieure betonen hierbei, dass die hier die Funktion vor allem formgebend war. Generell passt der neue Look perfekt, und so würde die Schaltgruppe auch unbeschriftet als XTR erkennbar sein.
 

Ein gutes Gefühl

Auf den ersten Blick haben sich einige Details des Schalthebels verändert. Die Grip-Pads an den Daumenhebeln sind aber nicht die einzigen Neuerungen. Die Verbindung zwischen Schalt- und Bremshebel trägt die Bezeichnung «I-Spec EV». Diese ermöglicht einen grösseren Einstellbereich des Schalthebels – neu ist dieser bis zu 60 Grad schwenk- und um 14 Millimeter verschiebbar, wodurch er deutlich besser am Daumen liegt.
 
Die ersten Schaltvorgänge auf Platz geschehen auffallend leicht. Der Hebel lässt sich derart kraftsparend betätigen, dass der Unterschied zur elektronischen XTR-Di2 sehr viel kleiner ist als bei der «alten» XTR. Ob die Gummilamellen in den Hebeln einen Vorteil bringen, lässt sich beim Parkplatztest noch nicht eruieren.
 

Satt und präzise – auch unter Last

Es ist unbestritten: Die Schaltpräzision der Gruppe liegt spürbar höher als zuvor. Die Gangwechsel passieren knackig und sitzen perfekt. Das auch unter Last, hoch wie runter, und das auf allen Ritzeln, vom Zehner bis zum grössten Sprung auf das 51er. Selbst einige bewusst unsanfte Schaltvorgänge meistert die Schaltung ohne Klemmen oder beunruhigende Geräusche. Im Allgemeinen läuft die Kette auch sehr geräuscharm.
 
Bei der Abstufung hat Shimano Schritte gewählt, die in den meisten Anstiegen angenehm sind. Dies lässt sich vielleicht nicht verallgemeinern, aber für die meisten Nutzer sollte die Abstufung taugen.
 
Das erste Schaltgefühl vom Parkplatztest bestätigt sich dann auch auf dem Trail und in praktisch jeder Situation: Bei schnellem hin- und herschalten zwischen Abfahrten und Anstiegen oder Richtungswechseln sitzen die Gänge stets sehr präzise. Und gerade das hochschalten geht mit weniger Daumenkraft von statten und passiert dank der besseren Ergonomie noch etwas intuitiver. Verschalter passieren ebenfalls weniger. Die Grip-Lamellen in den Schalthebeln bringen vor allem im Nassen ihre Vorteile, im Trockenen kaum.
 

Grösser gleich besser, aber nicht überall

Die Grösse der Kassette bringt Vorteile, wie eine grösseres Kettenblatt und eine grössere Bandbreite mit sich, aber auch einige nicht ganz ideale Eigenschaften. So ist es technisch nicht anders lösbar, dass der Wechslerkäfig relativ lange ausfällt. Bei Twentyninern weniger ein Problem, liegt die untere Schaltrolle bei 27.5-Zoll-Bikes doch recht nahe am Boden und Hindernissen. Dass er da mal hängen bleibt, kann also passieren – kennt man aber auch schon von der Sram Eagle.
 
Fairerweise will hier aber erwähnt sein, dass der Wechslerkäfig ausser Kratzern bis dato keinen Schaden nahm. Wer die gleiche Schaltperformance sucht, aber das 51er-Ritzel nicht braucht, ist mit der «kleineren» 12fach-Kassette mit maximal 45 Zähnen sicherer bedient. Der Wechslerarm für diese Kassette ist um 28 Millimeter kürzer.
 

«Spurtreu» und steif vorne

Die Kupplungshärte wurde auf den unteren Ritzeln zugunsten der Schaltqualität verringert. Dies allerdings nicht zu stark, denn selbst im ruppigen Gelände liegt die Kette weiterhin satt auf dem Kettenblatt. Wie gut die Kette bei zunehmendem Verschleiss auf dem Blatt hält, wird sich noch zeigen.
 
Im Gegensatz zur alten XTR-Kurbel soll die neue, eine steifere Verbindung zum direktmontierten Kettenblatt haben. Ob die nun tatsächlich steifer ist, lässt sich im Praxistest schwer eruieren. Hier bleibt aber zu sagen, die Kurbelgarnitur ist sehr steif und mit ihren Pendants aus Carbon gefühlt vergleichbar.
 

«Nahtlos» und ruhig hinten

Nicht auffallend ist die Nabe – sie läuft fast geräuschlos. Das macht sie dank dem neuen, hauseigenen Sylence-System. Dieses besteht also nicht aus herkömmlichen Sperrklinken die in einen Zahnring greifen, sondern aus Ringen mit Stirnverzahnung, ähnlich wie man es von DT Swiss kennt. Der grosse Unterschied hier: Solange man nicht pedaliert, haben diese Zahnringe keinen Kontakt, wodurch Freilauf praktisch geräuschlos dreht. Dies ist nur ungewohnt sofern man darauf achtet, ansonsten verfügt man lediglich über ein ruhigeres Bike.
 
Die Zahnringe im Innern bieten 47 Einrastpunkte wodurch der Leerweg zwischen den Lastwechseln sehr kurz ausfällt – gefühlt fast nahtlos. Aussetzer beim Einrasten gab es bisher keine, respektive sollten systembedingt auch nicht möglich sein.
 

Fazit

In Sachen Ergonomie, Schaltqualität und Präzision ist Shimano’s neue 1x12 XTR-Schaltgruppe eine Wucht. Mängel kann man ihr keine nachsagen – der lange Wechslerarm, der dem Boden teilweise etwas nahe kommt, ist nach heutigem Stand der Technik systembedingt. Ausfälle gab es deswegen (bisher) keine. Über die Haltbarkeit des Antriebs lässt sich zwar noch nichts sagen, aber gesamthaft hat Shimano keine leeren Versprechungen gemacht.
 
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