Test: Rocky Mountain Pipeline/Instinct Carbon 50 – zwei Bikes in einem | Ride MTB

Test: Rocky Mountain Pipeline/Instinct Carbon 50 – zwei Bikes in einem

Der Unterschied zwischen den Modellen Pipeline und Instinct liegt lediglich bei den Laufrädern. 29 Zoll gegen 27.5 plus, gibt es da überhaupt einen nennenswerten Unterschied und wenn ja, wo macht sich dieser bemerkbar? Wir haben beide Laufräder getestet und genau diese Unterschiede für euch rausgefunden.

Pipeline/Instinct – was haben sie gemeinsam?

Beginnen wir mit dem Carbon-Rahmen. Dieser unterscheidet sich im Design doch ziemlich stark vom Vorgängermodell und kommt sehr schlank und aufgeräumt daher. Die Kabel und Leitungen verschwinden fein säuberlich im Rahmen. Im Tretlagerbereich entdecken wir zudem Öffnungen für Shimanos Di2-Schaltung und das (noch nicht erhältliche) Live-Valve-System von Fox. Die Kette wird vom «Spirit Guide» auf der Spur gehalten, einer einfachen aber nützlichen Kettenführung. Wer lieber eine andere Kettenführung benutzt, findet am Rahmen zwei ISCG-05-Bohrungen.

140 Millimeter Federweg stehen am Heck und an der Front zur Verfügung. Vorne werkelt eine Fox «34 Float Performance» Gabel, hinten ein «Float DPS EVOL Performance» Dämpfer der gleichen Marke. Die Schaltarbeit übernimmt Srams Eagle-GX-Gruppe. Die LevelTL-Bremsen stammen ebenfalls von Sram. Die Transfer-Sattelstütze stammt hingegen wieder aus dem Hause Fox. Vorbau, Lenker und Griffe stammen von Rocky Mountain selber, der Sattel heisst «Volt Race» und kommt von WTB. Durch unterschiedlich hohe Lagerschalen (die Korrektur beträgt ca. ein Grad) lässt sich die Geometrie des Instinct/Pipeline an die verschiedenen Laufradgrössen anpassen, zwingend notwendig ist dieser Umbau allerdings nicht.
 

Pipeline/Instinct – wo liegen die Unterschiede?

Das Pipeline rollt auf klobigen «Minion DHR II» Reifen von Maxxis in der Dimension 27.5x2.80. Die breiten Düroc-40-Felgen stammen von Sun Ringlé, die Boost-Naben von DT Swiss (hinten) und Rocky Mountain (vorne).
 
Das Instinct hingegen steht auf edlen Race-Face-Carbon-Felgen (NEXT R), bezogen mit Onza-Ibex-Reifen in der Dimension 29x2.40. Die markanten Naben stammen ebenfalls von Race Face. Dessen fetter Aluminium-Body ist aber nicht bloss Show oder ein Alleinstellungsmerkmal, sondern er ermöglicht den Einsatz von kürzeren Speichen und somit verwindungssteiferen Laufrädern.
 
Selbstverständlich haben wir das Bike auch mit beiden Laufradsätzen an den Haken der Waage gehängt. Mit den 27.5-Zoll-Laufrädern wiegt es 14.18, mit den 29-Zöllern 13.49 Kilogramm, jeweils mit Pedale.
 

Auf dem Trail mit den 27.5-Zöllern...

Zuerst lassen wir das Rocky Mountain mit den 27.5-Zoll-Plus-Rädern vom Stapel, also als Modell Pipeline. Den Stossfängern spendieren wir 25 Prozent Negativfederweg und die Reifen bepumpen wir mit maximal einem Bar. So abgestimmt, rollen wir los, die Berge zu erklimmen. Hektik kommt dabei keine auf und wir geniessen es, ruhig pedalierend stetig an Höhe zu gewinnen. Dabei fällt auf, dass der Hinterbau nochmals etwas antriebsneutraler funktioniert als beim Vorgängermodell. Die Traktion am Hinterrad ist beeindruckend, selbst über nasse Wurzeln und Steine bleibt der Gripp erhalten. Das Gewicht von 14.18 ist dennoch merklich in den Waden spürbar und wir sind froh, endlich den Einstieg zum Trail erreicht haben. Talwärts strahlt das Pipeline die gleiche Ruhe aus, wie im Aufstieg. Die breiten Gummis walzen über (fast) alles hinweg, was sich ihnen in den Weg stellt, je gröber, desto lieber mag es das Pipeline. Trotz Reifendruck am oberen Limit und breiten Felgen, kippen die Reifen auf hartem Untergrund in den Kurven merklich weg, was dort ein leicht schwammiges Fahrgefühl ergibt.
 

... und mit den 29-Zoll-Laufräder

Zurück am Ausgangspunkt, schrauben wir sogleich die 29er an das Bike, das von nun an auf den Namen Instinct hört. Luftdruck auf 1.7 Bar, Negativfederweg auf gut 30 Prozent und los gehts.  Das Rocky Mountain hat sich innert Minuten vom gutmütigen Cruiser in einen Racer verwandelt. Rund 700 Gramm weniger, der grössere Laufradsatz, ein geschlossener Dämpfer und Gabel animieren gleich zu einer etwas forscheren Gangart den Berg hoch. Die Onza-Ibex-Reifen (29x2.40) krallen sich ebenfalls gut im Untergrund fest, aber im Vergleich zur Plusbereifung ist der Fahrer deutlich mehr gefordert, sobald das Terrain nass und schmierig wird. Im Downhill spielen die leichteren Räder in schnellen und nicht ganz so verblockten Abschnitten ihre Stärken aus, hier fährt es sich deutlich dynamischer als zuvor. Erwartungsgemäss mussten wir dafür über Wurzeln und grobe Steinfelder den Lenker um einiges fester in Händen halten und uns viel mehr um eine gute Linienwahl bemühen, als zuvor mit den dicken Schlappen von Maxxis auf den breiten Düroc-Felgen.
 

Fazit zum Pipeline/Instinct

Die Wandelbarkeit des Rockys hat uns sehr beeindruckt. Vom Bulldozer zum Rennwagen innert einem Radwechsel, respekt! Die Plattform, also Rahmen samt Anbauteilen, funktioniert als Gesamtpaket tadellos. Die Bremsen (Sram Level TL) sind für pure Enduristen etwas unterdimensioniert. Bei den Laufrädern hat man die Qual der Wahl: Wer es gerne etwas sportlich mag, ist mit den Twentyninern besser beraten. Wer hingegen den Komfort und ein plus an Sicherheit mag, wählt die Plus-Bereifung. Perfekt bedient ist, wer beides hat, man gönnt sich ja sonst (fast) nichts, oder?

www.bikes.com