Test: Fünf «Freunde» zum Vollstopfen | Ride MTB

Test: Fünf «Freunde» zum Vollstopfen

Mit Taschen ist es immer so eine Sache. Oft sind sie zu gross oder zu klein oder passen sonst irgendwie nicht. Ganz ehrlich, hat man nicht immer «eine» Tasche zu wenig? Es gibt Produkte, die sind in ihrer Art einmalig und für das Leben eines Bikers zwar nicht zwingend notwendig, aber hilfreich. Ride hat fünf solcher Bags getestet. Sie alle sind für mehr als nur einen Zweck zu gebrauchen und vielleicht genau die «eine» Tasche, die noch fehlt.

Evoc Handlebar Pack Boa 2.5

Wer mit Hüfttasche biken geht, weiss die Bewegungsfreiheit und den freien Rücken zu schätzen. Doch fassen diese nur das Nötigste. Was macht man an kälteren Tagen, wenn eine wärmende Jacke oder Wechselkleider nötig sind? Man greift zur Lenkertasche von Evoc.

Erster Eindruck
Die Lenkertasche wirkt robust und solide verarbeitet. Sämtliche Nähte sind wasserdicht verschweisst, nur die aussen liegenden Schnappverschlüsse sind genäht. Der Bag kann von beiden Seiten befüllt und mit Rollverschlüssen gesichert werden. Die Montage am Lenker erfolgt durch Clips, die über ein Boa-System angezurrt werden.

Im Einsatz
Die Tasche ist schnell montiert und passt an fast jedes Cockpit. Wenn man zu denen gehört, die ihren Lenker mit Lampe, einem GPS, dem Mobiltelefon und einer Glocke füllen, hat man sicher Schwierigkeiten. Bei MTB-Lenkern kommt man den Bedienelementen kaum ins Gehege. Dropbars an Gravelbikes sollten eine Breite von 420 Millimetern haben, sonst wird es eng.

Das Volumen von 2.5 Litern täuscht, ganz so viel Platz hat es     nicht. Eine Regenjacke plus Ersatzschlauch und eine Minipumpe passen gerade so rein. Will man eine Isolationsjacke einpacken, braucht man eine gute Wickeltechnik, denn beim Stopfen bleibt man gerne an der Konstruktion im Innern der Tasche hängen.

Fazit
Der Handlebar Pack von Evoc ist eine einfach Lösung, um ein Jacke oder Ersatzkleider zu verstauen. Aufgrund der geringen Masse ist er eher als Ergänzung als für den Soloeinsatz sinnvoll. Die Tasche sitzt fest und schwabbelt selbst auf ruppigen Abfahrten nicht rum. Da sie wasserdicht ist, kann man sie gut bei Schlechtwetter einsetzen. Für das Befüllen braucht man anfangs etwas Geduld, mit der Zeit und der richtigen Technik geht das dann ganz flott. Der Verkaufspreis ist für eine so kleine Tasche beträchtlich. Nach zehn Einsätzen hat sie kaum Gebrauchsspuren, wenn sich das über die Jahre so hält, ist sie jeden Rappen Wert.

Preis: CHF 159.00

Hersteller/Vertrieb
www.evocsports.comwww.chrissports.ch
 

Chrome Summoner Pack

Viele Mountainbiker sind auch Pendler und für die zur Arbeit ist ein guter Rucksack Gold wert. Wenn man diesen noch für den Gepäcktransport am Bikeweekend nutzen kann, umso besser.

Erster Eindruck
Der Summoner ist eine Art Zweiteiler. Er besteht aus zwei Hauptfächern, die auf einer Seite vernäht sind und auf dreien mit einem Reissverschluss verbunden werden. Vier Kompressionsgurte sorgen für satten Sitz.

Auf der Rückenseite ist das Büroabteil. Zahlreiche kleine und grosse Fächer fassen Laptop, Tablet, Schreibstifte und was weiss ich noch alles. Das nach aussen gerichtete Abteil hat keine Einteilung. Das schlichte Design gefällt ebenso wie die durchwegs robuste Verarbeitung. Die Materialien und die Nähte scheinen auf eine lange Lebenszeit ausgerichtet.

Im Einsatz
Der Summoner ist ideal für den täglichen Einsatz. Die zahlreichen Fächer sind gut gewählt und fassen eine Unmenge von Kleinoden. Sehr praktisch: Für die Entnahme des Laptops gibt es oben liegend einen wasserdichten Reissverschluss für den Direktzugriff. Der Tragekomfort ist gut, einzig bei maximaler Ladung wünscht man sich einen Hüftgurt für eine bessere Abstützung des Gewichts.

Der Schnitt passt sowohl zum Radfahren als auch in aufrechter Position beim Gehen. Die Schultergurte sorgen mithilfe eines schmalen Brustgurts für einen angenehmen Sitz. Obschon der Chrome-Bag nicht als wasserdicht ausgewiesen wird, hält er auch anhaltende Schauer aus. Mit seinen 32 Litern hat er ausreichend Platz für ein paar Schuhe und Wechselkleider für Wochenendtrips. 

Fazit
Während über eines Jahrs war der Rucksack fünf- bis sechsmal pro Woche im Einsatz und dies bei jedem Wetter. Die Abnutzungserscheinungen sind gleich null. Bei einem der vier Kompressionsgurte ging der Sicherungshaken verloren. Diese werden im Alltag nicht wirklich benötigt. Der Summoner Pack von Chrome überzeugt durchs Band. Das Einzige, was man vermisst, ist ein Aussenfach für die schnelle Entnahme einer Trinkflasche.

Preis: CHF 230.00

Hersteller/Vertrieb
www.chromeindustries.comwww.chrissports.ch
 

Vaude Trailpack

Der Trailpack ist alles andere als ein «normaler» Rucksack, er kombiniert ein komfortables Tragesystem mit einem herausnehmbaren, wasserdichten Packsack. Sein Einsatzbereich ist entsprechend gross und reicht von Bikepacking über Alltagsradeln bis zu Outdoor-Abenteuern aller Art.

Erster Eindruck
Als Basis dient ein Tragesystem, das den mitgelieferten Packsack fasst. Dank zahlreichen Zurrgurten lässt sich alles Erdenkliche transportieren. Oben und auf den Seiten befinden sich Reissverschlussfächer, die Kleinkram aufnehmen. Gut versteckt im Rucksackboden ist ein Werkzeugfach.

Für die Nutzung einer Trinkblase ist vorgesorgt mit einem separaten Fach und Führungen für den Schlauch. Ein breiter Hüftgurt soll den Transport von schweren Gütern ermöglichen. Rechts am Gurt gibt’s eine Seitentasche, gross genug für ein Smartphone.

Der Packsack hat ein Volumen von 28 Litern und ist dank Rollverschluss und verschweissten Nähten absolut wasserdicht. Der Vaude Trailpack ist äusserst robust verarbeitet und sämtliche Materialien wirken bereit für Abenteuer.

Im Einsatz
Egal, ob man einen Berg Kleider mitführt oder einen Haufen Brennholz für das Lagerfeuer, dank dem EMP-Rückensystem (Ergonomic Movement Panel) ist der Transport sehr angenehm. Der breite Hüftgurt stützt ideal und sorgt für eine gute Gewichtsverteilung. Selbst sperrige Sachen wie ein Satz Laufräder lassen sich mit dem Trailpack mitnehmen. 

Der Rucksack kam erst an seine Grenzen, als es galt, einen rund 30 Kilogramm schweren Baumstrunk zu transportieren. Die langen Kompressionsriemen haben die Ladung gut gesichert, jedoch lag das Gewicht etwas zu hoch für einen komfortablen Transport. Das war sicherlich nicht die schlauste Idee und nicht im Sinn des Erfinders. Es hat dennoch einigermassen gut geklappt.

Fazit
Vaudes Trailpack ist ideal, um grosse und schwere Lasten mitzuführen. Er hat sich an so manchen Trail-Bautagen als flotter Helfer etabliert. Die robusten Materialien trotzen Dreck und Witterungseinflüssen. Die kleinen Fächer sind nicht wasserdicht, halten aber dennoch eine gewisse Zeit dem Regen stand. Für klassische Bike-Touren gibt es geeignetere Kandidaten, fürs Bikepacking ist er jedoch passend. «Normal» vollbeladen sitzt der Bag angenehm und fest am Rücken. Die Belüftung ist durchschnittlich.

Preis: CHF 170.00

Hersteller/Vertrieb
www.vaude.com

Ortlieb Atrack BP

Manchmal ist einem das Wetter nicht wohlgesonnen und es schifft wie aus Kübeln. Falls möglich bleibt man dann zu Hause. Steht aber eine von langer Hand geplante Tour an oder ist man mitten in einem Bikepacking-Abenteuer, ist man froh, wenn einem ein wasserdichter Bag wie der Ortlieb Atrack zur Verfügung steht. Der Rucksack wurde für den generellen Outdoor-Einsatz entwickelt, der Namenszusatz BP deutet darauf hin, dass es sich hier um das Modell der Bikepacking-Linie handelt. Es ist farblich auf die anderen Produkte aus dieser Kollektion abgestimmt und hat im Vergleich zum Standardprodukt keine Hüftflossen.

Erster Eindruck
Anfangs wirkt das Produkt etwas unübersichtlich, die Funktion der vielen Kompressionsgurte ist einem nicht gleich klar. Man muss sich erst einlesen und eingehend damit befassen. Das Hauptfach lässt sich auf der beim Rücken liegenden Seite öffnen, das ist gerade beim Radfahren ideal, wo man oft dem Dreckbeschuss des Hinterrads ausgesetzt ist. Auch praktisch, wenn man den Rucksack auf dreckigem Untergrund ablegen muss, so bleibt der Rücken sauber. Zudem erleichtert einem die grosszügige Öffnung das Packen enorm. Das Volumen wird mit 25 Litern angegeben. Im Innern ist links und rechts je ein Stoffbeutel eingenäht mit jeweils zwei verschliessbaren Fächern. Ein Bändel mit Karabiner stellt sicher, dass in dem sonst grossen Fach ein Schlüssel nicht verloren geht. Für die Sicherung der Ladung gibt es innen einen Zurrgurt.

Der Atrack ist Trinksystem-tauglich, aber nur mit dem passenden Produkt von Ortlieb, da keine Halterung für die Blase vorhanden ist. Wie so oft bei Rucksäcken ist auch dieser mit Bändeln ohne Ende ausgestattet. Ob man wirklich so viele und so lange Zurrgurte braucht, sei dahingestellt. Ebenso die Vielzahl der Daisy Chains. Gerade bei einem wasserdichten Rucksack, den man primär bei schlechten Witterungsverhältnissen einsetzt, ist weniger mehr, denn sonst verschlaufen sich Wasser und Dreck nur unnötig. Die Kompressionsgurte könnten aber mit wenigen Handgriffen entfernt werden.

Die Rückenlänge lässt sich für Gross und Klein stufenlos anpassen. Aussen gibt es zwei offene Mesh-Fächer, die je eine grosse Trinkflasche fassen. Das Material und die Verarbeitung sind wie von Ortlieb gewohnt sehr hochstehend.

Im Einsatz
Es braucht etwas Routine, bis man den Dreh raushat, wie das System mit den Zurrgurten und dem hinten liegenden Reissverschluss funktioniert. Die Handhabung ist etwas umständlich. Dafür lässt sich der Atrack über die gesamte Länge öffnen. So ergibt sich eine gute Übersicht auf die gepackten Sachen und man wird schnell fündig. 

Der Ortlieb Atrack BP sitzt beim Radfahren wie auch beim Laufen gut. Er ist nicht der komfortabelste Rucksack, doch grundsätzlich angenehm zu tragen. Der Bauchgurt besteht lediglich aus einem schmalen Bändel. Er hilft zwar gegen das Verrutschen des Rucksacks, nimmt aber bei starker Zuladung keinen Lastendruck ab. Dennoch trägt sich der Atrack mit schwerer Last unauffällig.

Beim Wandern und auf Ski- oder Schneeschuhtouren sind die aussen liegenden Fächer sehr praktisch, rasch hat man Zugriff auf eine Trinkflasche oder sein Mobiltelefon. Führt man sperrige Gegenstände mit sich, geschieht das Befestigen mit Packgurten und Daisy Chains ganz flott und rutschfest.

Fazit
Der Ortlieb Atrack BP hat ebenfalls ein sehr breites Einsatzspektrum. Er ist prädestiniert für den Gebrauch an nassen Tagen oder im Schnee. Wie vom deutschen Produzenten gewohnt, ist er 100-prozentig wasserdicht. Aufgrund des umständlichen Öffnens eignet sich der Rucksack mehr zu Transportzwecken, wenn man nicht regelmässig auf den Inhalt zugreifen muss. Er überzeugt in seiner grundsätzlichen Funktion, es wäre aber zu wünschen, dass man ihn mit Trinksystemen von Drittanbietern kombinieren könnte.

Preis: CHF 219.00

Hersteller/Vertrieb
www.ortlieb.com

Ikea Frakta – Schnäppchen-Tipp

Diese Tasche muss nicht gross erklärt werden, kaum jemand, der diesen Klassiker nicht kennt.

Im Einsatz
Die Frakta kann nur eins, Sachen transportieren, und das sehr effizient. Sie fasst 71 Liter und kein Bag lässt sich schneller beladen. Ihr grosser Vorteil ist – neben dem schier unglaublichen Anschaffungspreis von 95 Rappen –, dass man sie mit der Duschbrause oder dem Gartenschlauch abspritzen kann, sollte sie mal verschmutzt sein. Das macht sie so beliebt bei Downhill-Bikern, egal wie dreckig die Ausrüstung ist, einfach rein damit und zu Hause die Tasche mit Wasser reinigen.

Fazit
In Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis ist die Frakta von Ikea unschlagbar. Mit einigermassen sorgfältiger Behandlung hält sie über Jahre. Wird sie nicht benötigt, lässt sie sich auf ein sehr kleines Mass zusammenfalten und einfach verstauen. Speziell wenn man sperriges Equipment mit dem Auto transportieren muss, gibt es keine praktischere Tasche als diese.

Preis: CHF 0.95

Hersteller/Vertrieb
www.ikea.com


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