Test: Fünf «Freunde» für unterwegs | Ride MTB

Test: Fünf «Freunde» für unterwegs

Wer auf dem Trail eine Panne hat, braucht verlässliche «Freunde», um schnellstmöglich wieder Fahrt aufzunehmen. Wo Reparaturen in der Werkstatt noch Spass machen, sind sie im Gelände einfach nur nervig. Viele Werkzeuge für unterwegs sind zu schwer, zu unhandlich oder schlicht überdesignt und unpraktisch. Hier ein paar Tools, die besser funktionieren als die meisten.

Die getesteten Produkte in der Übersicht:

Syncros Boundary 1.5 HV Minipumpe
Syncros Boundary 1.0 SH Dämpferpumpe
Pro Minitool 22
Topeak Power Lever X
Peaty’s Holeshot Tubeless Puncture Plugger Kit & CO2 Tire Inflator

Syncros Boundary 1.5HV Minipumpe

Erster Eindruck
119 Gramm schwer, 210 mm lang und somit gutes Mittelmass. Absolut top ist der aufsteckbare Pumpenkopf mit Verschlusshebel. Denn es gibt nichts Nervigeres als Pumpen mit Drehverschluss, die bei der Entkoppelung das Ventilherz rausdrehen und alle Luft wieder entweichen lassen. Der Verschlusshebel hat noch eine weitere Funktion: Er deckt das Pumpenloch beim Transport ab und verhindert, dass Dreck und Flüssigkeit eindringen. Das ist besonders praktisch, wenn man die Boundary am Bike-Rahmen oder Bidonhalter montiert mitführt. Ein weiteres Highlight der Handpumpe ist der ausziehbare Pumpenkopf. Er vermindert das Risiko von Schäden am Ventilschaft während des Aufpumpens. Eine Halterung für die Montage am Rahmen wird mitgeliefert.

Im Einsatz
In Bezug auf die Anzahl Hübe, die es braucht, um einen Reifen aufzupumpen, liegt die Boundary im Vergleich zu andern Produkten im Mittelfeld. Sie braucht aber über die Dauer des Pumpens spürbar weniger Muckis als andere Handpumpen. Weder beim Testen in der Werkstatt noch bei Pannen im Gelände gab es je Probleme. 

Fazit
Die Syncros Boundary 1.5HV ist eine absolute Top-Pumpe für unterwegs. Die Kombination von Klemmkopf und Ausziehfunktion macht sie zum Favoriten. Die robuste Konstruktion und die kompakte Bauweise runden das Produkt ab. Endlich ist das gängige Problem der herausgedrehten Ventilherzen Geschichte.

Hersteller
www.syncros.com
 

Syncros Boundary 1.0 SH Dämpferpumpe

Erster Eindruck
177 Gramm schwer und 210 mm lang, das sind die Eckdaten der Minidämpferpumpe. Da gibt es kompaktere Lösungen, aber der Clou an der Boundary ist, dass sie dasselbe digitale Messgerät beinhaltet wie viele der gebräuchlichen Werkstatt-Dämpferpumpen. So ist sichergestellt, dass der gewünschte Druck auch im Gelände exakt stimmt. Die Anzeige hat eine Messgenauigkeit von 0.01 bar oder 0.1 psi und verfügt über einen Displayschutz aus Kunststoff. Auf der Hinterseite des Kopfs ist ein Luftablass-Drehknopf platziert. 

Im Einsatz
Der Endknopf am Pumpenschaft ist nicht besonders ergonomisch, er schränkt das Pumpen jedoch nicht ein. Drückt man zu viel Luft in die Federelemente, kann diese mit dem Drehknopf sehr gut dosiert abgelassen werden. Ansonsten funktioniert sie gleich wie Dämpferpumpen anderer Hersteller und braucht ähnlich viele Hübe.

Fazit
Die Pumpe eignet sich für den Einsatz in der Werkstatt genauso wie für unterwegs. Für Letzteres ist der Display-Schutz praktisch und sinnvoll. Für das Wechseln der Batterie braucht es einen sehr kleinen Torxschlüssel. Das ist der einzige Haken, der die Syncros Boundary 1.0 SH hat.

Preis: CHF 100.00

Hersteller
www.syncros.com

Pro Minitool 22

Erster Eindruck
60 x 90 x 30 Millimeter in verpacktem Zustand und 180 Gramm schwer: Keine Spitzenwerte, aber durchaus akzeptabel. Ausschlaggebend für die Selektion in diesem Test sind andere Werte. Das Set beinhaltet die wichtigsten Werkzeuge, die man unterwegs braucht, und sogar ein paar mehr – und das auf kompaktem Raum. Das Pro Minitool 22 umfasst:

  • 2/2.5/3/4/5/6/8 mm Inbus
  • 10/25 Torx
  • PH2 Kreuz
  • 3.6/3.75/4.0/4.4 mm Speichenschlüssel
  • 7/8/9/10 mm Schraubenschlüssel
  • Einen breiten Reifenheber
  • Kettennietendrücker
  • Kettenhalter
  • Bremsbelagspreizer

Das Ganze kommt in einer praktischen Hülle aus robustem Material. Sämtliche Tools sind mit einer Gravur beschriftet, so finden auch Ungeübte rasch das passende Mass.

Im Einsatz
Die einzelnen Werkzeugelemente sind eher kurz gehalten, dennoch erreicht man mit ihnen die meisten Schrauben eines Bikes. Einzig bei festhockenden Pedalen kommt man aufgrund der kurzen Bauweise des Tools am Anschlag, da muss man schon mal Forfait geben. Aber das ist bei anderen Tools meist gleich. Dank der sehr robusten Bauweise besteht aber keine Gefahr, dass sich das Tool bei hohem Krafteinsatz verzieht. Der Nietendrücker knackt auch alte und verhockte Ketten ohne Mühe. Dem Reifenheber sind Grenzen gesetzt. Trail- und Enduro-Reifen hebt er in der Regel ohne Probleme von der Felge. Bei Downhill-Pneus oder festsitzenden Felgen-Reifen-Kombinationen braucht es einen zweiten Reifenheber, der idealerweise länger ist, um mehr Kraft aufbauen zu können.

Fazit
Dem Pro Minitool 22 merkt man die japanischen Wurzeln an: ein schlichtes Design, alles aufs Minimum reduziert und dennoch praktisch. Das absolute Gegenteil zu den vielen überdesignten Tools, die aktuell auf dem Markt sind. Leider ist das Werkzeug nicht aus Edelstahl gefertigt, sondern nur chrombeschichtet. Da ist es ungewiss, wie es mit der Langlebigkeit bestellt ist.    

Preis: CHF 44.90

Hersteller
www.pro-bikegear.com

Topeak Power Lever X

Erster Eindruck
Ein Gewicht von 93 Gramm und 153 Millimeter Länge sind keine Masse für einen Reifenheber, den man gerne mitschleppt. Doch sind diese langen Hebel die ideale Ergänzung zum oben aufgeführten Minitool. Denn manchmal führt nichts an zwei robusten Reifenhebern vorbei, um Pneus von der Felge wuchten zu können. Die Power Lever X bieten aber noch mehr, sie dienen auch als Kettenschlosszange und beinhalten einen Kettenhalter sowie eine Aussparung für die Entnahme des Ventilherzens. Die beiden Hebel werden über zwei Stahlstifte zusammengehalten. Auf der Innenseite des einen Hebels befindet sich der Kettenhalter, auf der des zweiten ein Parkplatz für ein Reservekettenschloss.

Im Einsatz
Der Name ist Programm, dank der Kombination von gehärtetem Stahl und einem Fiberglas-Composite-Kunststoff hebeln die Power Lever auch die fettesten Reifen und ordentlich festsitzende Gummis von der Felge. Die Länge des Tools ermöglicht eine hohe Kraftübertragung. Um die Hebel als Kettenzange zu nutzen, verbindet man sie mit dem linken Stift. Dann wird die Kette mit dem Haltebügel so fixiert, dass kein Zug auf dem Kettenschloss herrscht. Und so öffnet man ganz einfach selbst verhockte Schlösser. Verbindet man die Hebel mit dem rechten Stift, kann man Zug auf das Kettenschloss geben und es verschliessen.

Fazit
Die Power Lever X von Topeak sind zwar etwas sperrig, doch oft ist ein Reifenheber dieser Art nötig, um einen platten Reifen zu flicken und die Weiterfahrt zu ermöglichen. Die Kombination mit dem Kettenwerkzeug macht sie schon fast unentbehrlich.

Preis: CHF 16.50

Hersteller
www.topeak.com

Peaty’s Holeshot Tubeless Puncture Plugger Kit & CO2 Tire Inflator

Erster Eindruck
Die beiden Produkte gibt es in 12 Farbvarianten, und zwar passend zu den Eloxalfarben der Chris-King-Produkte. Da ist für jeden was dabei, passend zu Bike oder Bekleidung.

Der Puncture Plugger ist zweiteilig. Schraubt man den Deckel ab, kommt in seinem Innern der eigentliche Plugger hervor. Der zweite Teil ist eine Art Griffverlängerung. Diese wird auf das Gewinde der Deckeloberseite geschraubt. Dank den Gummidichtungen kann man die Teile fest verbinden und wieder gut lösen. Zudem verhindern sie, dass Wasser in das Tool eindringt und die Reserveflicken nass werden. Der asymmetrische Haken ermöglicht ein einfaches Bestücken mit den Salamiwürstchen. Diese sollen nach dem Einstecken sicher im Reifen bleiben und nicht wieder mit rausgezogen werden. Der feilen-artige Schaft der Gabel dient dazu, die Löcher zu «reinigen», bevor man die Salamiwürstchen reindrückt.
Die Vertiefung um den Stachel fasst Reserveflicken. Davon werden je drei in 1.5 und 3 Millimeter Dicke mitgeliefert.

Der Peaty’s CO2 Inflator baut sehr klein und lässt sich auf gängige Patronen aufschrauben. Da er, ohne zu schrauben, über das Ventil gestülpt wird, kann er nicht aus Versehen das Ventilherz rausdrehen. Das Teil ist einzeln erhältlich oder im Set mit zwei 25-Gramm-Patronen und einem Patronenhalter aus temperaturbeständigem Silikon. Der ist nützlich, damit einem nicht die Finger anfrieren, wenn das ausströmende Gas den Behälter vereist.

Im Einsatz
Je nach Beschaffenheit des Lochs im Reifen ist es hilfreich, den Plugger erst ohne Flicken reinzustecken und das Loch aufzurauen. Zum Beispiel bei sehr kleinen Löchern, wenn nur noch dicke Salami vorhanden sind. Die Plugs lassen sich durch die grosse Gabelöffnung schnell und einfach einfädeln. Idealerweise wird der Plugger wie eine Spritze angefasst, so rammt man ihn selbst durch dicke Karkassen. Das gelingt um Welten besser als mit den üblichen Gabeln. Ist der Pneu geflickt, kommt der Inflator zum Zuge. Einfach eine CO2-Patrone bis zum Anschlag eindrehen, das Laufrad mit dem Ventil nach unten positionieren und den Inflator aufsetzen. Mit wenig Kraft auf die Patrone drücken und schon schiesst das Gas in die Reifen. Der Druck baute sich ungewohnt schnell auf und drückte bei allen Pannen die Mäntel vollständig an die Felgenränder raus.

Fazit
Selten verläuft die Tubeless-Reparatur so einfach wie mit den Holeshot-Tools von Peaty’s. Da sie schlank bauen, kann man sie gut in Griffweite in der Aussentasche der Shorts oder im Beckengurt eines Rucksacks verstauen.

Preis Puncture Plugger Kit: CHF 27.00
Preis CO2 Tire Inflator Kopf: CHF 27.00
Preis CO2 Tire Inflator Kit: CHF 38.00

Hersteller
www.peatys.co.uk
 

Fotograf

Sacha Steiner


Weitere News zu diesem Artikel