Test: Fünf «Freunde» für Gfrörli | Ride MTB

Test: Fünf «Freunde» für Gfrörli

Im Winter biken zu gehen, ist nicht jedermanns Sache. Es braucht oft Überwindung, die warme Stube zu verlassen. Gute Kleidung hilft, den Temperaturen zu trotzen und macht das Ganze erträglicher. Gore-Tex und Primaloft sind bewährte Materialien, es gibt aber auch «kleine» und günstige Helfer, die einen effizient vor dem Auskühlen schützen.

Northwave Raptor Arctic GTX Bike-Schuh 

Erster Eindruck
Rein optisch unterscheidet sich dieser Winterschuh kaum von anderen, er ist sec schwarz wie die meisten. Als Alternative winkt Neongelb für mehr Sichtbarkeit in der dunklen Jahreszeit. Durchdacht ist er alleweil. Ein hoher Neoprenschaft gewährt genügend Überlappung zur Hose, eine Michelin-Sohle verspricht ordentlich Grip bei ungemütlichen Bedingungen und eine Gore-Tex-Membran trockene Füsse. Das Fussbett wird mit einer Sohle aus vier Lagen Aluminiumfolie und Fleece-Fütterung isoliert.
 
Das Verschlusssystem sieht auf den ersten Blick aus wie das von Boa, funktioniert jedoch ein bisschen anders. Der Schliessvorgang geschieht durch Drehen des Rads, jedoch links und rechts gegengleich und nicht auf beiden Seiten im Uhrzeigersinn wie bei der Konkurrenz. Das Öffnen kann stufenweise durch ein kurzes Drücken des Auslösemechanismus erfolgen. Das ist ideal, wenn man etwas zu fest zugezogen hat und nur ein My (µ/Mü) öffnen möchte. Durch langes Drücken lässt sich das System vollständig in einem Mal öffnen. 
 
Im Einsatz
Der Schaft ist eng geschnitten und hat den Vorteil, dass er schön anliegt und so gut wärmt sowie optimal isoliert. Leider ist er aus einem Stück und ohne Reissverschluss. So gestaltet sich der Einstig die ersten Male etwas mühsam, bis man den Trick raus hat: Ein schön gestrecktes Ballettfüsschen machen und rein damit. Durch den Drehverschluss und das Drahtsystem wird der Druck angenehm verteilt. Das Ausziehen würde einfacher gehen, wenn es an der Oberlasche eine Griffmöglichkeit hätte, um den Schuh zu weiten. So gestaltet sich das etwas fummelig.
 
Der Raptor Arctic hat eine angenehme Passform, die Innensohle stützt gut und gibt keine Druckstellen. Bei Temperaturen über sieben Grad wird es schwitzig, unter sieben Grad minus frostig. Dazwischen fühlen sich die Füsse pudelwohl. Die glatte Oberfläche lässt sich nach Schlammschlachten gut reinigen. Leichtem Regenschauer hat der Schuh getrotzt, schweren mussten wir nicht durchleben.
 
Fazit
Northwave Raptor Arctic GTX lässt einen im Winter etwas länger Rad fahren. Er wärmt vorbildlich und punktet mit einer karbonverstärkten Sohle, die viel Komfort beim Laufen gewährt und beim Pedalen steif genug ist. Die Funktionalität des Verschlusssystems kann aber noch optimiert werden.
 
Preis: CHF 340.00
 
Hersteller/Vertrieb
www.northwave.com
 

Endura MT500 Freezing Jacke 

Erster Eindruck
Enduras neuste Isolationsjacke ist speziell fürs Mountainbiken konzipiert. Sie verfügt über ein Primaloft-Gold-Futter, hergestellt aus 45% recycelten Materialien. Sie hat einen locker sitzenden Schnitt und ist hinten länger, damit sie im Sitzen den unteren Rücken gut abdeckt. Es sind lange Reissverschlüsse zur Klimaregulierung eingenäht. Die Kapuze sitzt angenehm unter dem Helm und ist ebenfalls gefüttert, so wärmt einen die MT500 Freezing nach der Ausfahrt ideal. Die Schulterpartien sind mit einem Silikondruck versehen, der zusätzlichen Halt für Rucksackriemen bietet. Auf der Innenseite befindet sich eine kleine Tasche – gerade mal gross genug für ein Mobiltelefon älteren Jahrgangs. Die neusten, grossformatigen Geräte haben nicht Platz. Das Fach hat einen Kopfhörerausgang, jedoch keine zusätzlichen Halteschlaufen für das Kabel. Wem senffarben zu bunt ist, der wird sich einer grau-schwarzen Jacke erfreuen. Beide Versionen sind in sechs Grössen von XS bis XXL erhältlich, das ist unüblich und wir finden das ganz cool für eine Winterjacke.
 
Im Einsatz
Wie der Name andeutet, ist die Jacke für den Einsatz um den Gefrierpunkt gedacht. Mehr als Thermounterwäsche braucht man dabei nicht zu tragen und hat wohlig warm. Ab 5 Grad plus gibt die Jacke zu heiss. Mit der nötigen Zwischenschicht sind zweistellige Minustemperaturen kein Problem. Aufgrund der langen Reissverschlüsse ist die Jacke etwas schwer. Beim Fahren stört das nicht, sie sitzt körpernah und angenehm. Die Atmungsaktivität ist ausreichend, die Jacke nimmt viel Feuchtigkeit auf und hält so selbst bei schweisstreibenden Ausfahrten wohlig warm. Die Reissverschlüsse der Lüftungsschlitze lassen sich während der Fahrt nur mässig gut bedienen. Um haarige Fahrmanöver zu vermeiden, steigt man dazu besser kurz vom Rad. Der Kragen ist angenehm hoch geschnitten und schützt so ideal vor Fahrtwind und Kälte. Dank wasserabweisender Beschichtung bleibt man bei einem «Abflug» in den Tiefschnee trocken.
 
Fazit
Die Endura MT500 Freezing Jacke wird schnell zum Lieblingsstück auf dem Bike und abseits. Ob die Reissverschlüsse unter den Armen von Mitte Oberarm bis zu den Hüftknochen reichen müssen, ist fraglich. Besser sie wären viel kürzer – die Jacke dadurch leichter – und dafür mit einem Mesh versehen, um ein ungewolltes Verheddern zu vermeiden. Von der Optik und der Funktionalität her eignet sie sich auch für den Alltag oder andere Sportarten.
 
Preis: CHF 200.00
 
Hersteller/Vertrieb
www.endurasport.com
 

Endura MT500 Freezing Hose

Erster Eindruck
Passend zur Jacke gibt es die entsprechende Hose. Diese ist leider nur in Schwarz erhältlich und nicht in der Farbe Senf. Wieso macht eigentlich kaum einer bunte Winterhosen? Das wäre echt mal was anderes für die meist eh dunkle Jahreszeit. Die MT500 Freezing ist ebenfalls mit einem Primaloft-Gold-Futter versehen. Dank zwei Klettverschlüssen kann man die Bundweite anpassen, ideal, um nach Weihnachten den angefutterten Pfunden gerecht zu werden. Durch den Reissverschluss am Unterschenkel besteht die Möglichkeit, das Hosenbein individuell in der Weite zu verstellen. Wird’s mal zu heiss in der Hose, lässt sich die Temperatur durch zwei Lüftungsschlitze an den Oberschenkeln regulieren. Die beiden Lendentaschen sind tief geschnitten und praktisch für Münzen oder Kleinzeugs. «Altmodische» Handys passen rein, die modernen mit grossem Bildschirm jedoch nicht. Auf der Innenseite der Oberschenkel und im Schritt ist ein abriebfestes Material verarbeitet.
 
Im Einsatz
Das auf der Innenseite aufgeraute Material ist angenehm flauschig. Der Einsatzbereich der Hose ist breiter als bei der Jacke. Sie ist angenehm warm bei drei Grad plus und passt mit geöffneter Lüftung bis 8 Grad. In Kombination mit dicken Kniesocken meistert sie auch sehr frostige Tage. Der hintere Bund ist gummiert und so sitzt das Beinkleid, ohne zu rutschen, selbst wenn es mal stark vollgeschwitzt ist. Dank dem grosszügigen Verstellbereich an den Unterschenkeln kann man Bike-Stiefel für arktische Temperaturen tragen oder bei tiefgeschnittenen Schuhen schön eng abschliessen, damit keine Kälte am Bund eintritt.
 
Fazit
Der gute Schnitt in Kombination mit dem breiten Einsatzbereich macht die Freezing-Point-Hose von Endura zur idealen Winterbekleidung. Obschon im Bereich um den Hintern kein speziell wasserdichtes Material verarbeitet ist, bleibt dieser trocken. Die wasserabweisende DWR-Beschichtung hält auch nach zahlreichen Waschgängen an. 
 
Preis: CHF 200.00
 
Hersteller/Vertrieb
www.endurasport.com
 

7mesh Freeflow Jacke

Erster Eindruck
Auf den ersten Blick wirkt das Jackeninnere etwas ungewohnt. An strategisch platzierten Stellen ist die Jacke mit dem Alpha-Isolationsmaterial von Polartec bestückt. Dieses wurde ursprünglich für US-Sondereinsatzkräfte entwickelt, die für ihre Kampfanzüge einen fortschrittlichen Kälteschutz benötigten. Die Kunstfaser ist sehr leicht und erinnert an eine «Teddybärhaut». Die Jacke ist auf das Nötigste reduziert, um sie leicht zu halten.
 
Im Einsatz
Die Freeflow sitzt locker, ohne einzuengen. Die elastischen Bündchen und der hochgezogene Kragen halten die Kälte effizient draussen. In Kombination mit Thermounterwäsche liegt der Komfortbereich bis 5 Grad. Ist es kälter, wird eine zusätzliche Zwischenschicht nötig. Ist diese wärmend, kann man die Jacke auch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt tragen. Da die Rückseite nur teilweise isoliert ist, entweicht viel Hitze und staut sich nicht. Die Freeflow ist komplett winddicht.
 
Fazit
Die Freeflow-Jacke von 7mesh hat ein geringes Packmass und ist sehr leicht. Die Polartec-Alpha-Isolation nimmt viel Feuchtigkeit auf und trocknet schnell ab. Gerade bei Ausfahrten während der Dämmerung ist die Jacke ideal, denn kaum ist die Sonne weg, sinken die Temperaturen und eine wärmende Jacke verlängert so die Ausfahrt.
 
Preis: CHF 250.00
 
Hersteller/Vertrieb
www.7mesh.com
 

Löffler Nierengurt

Erster Eindruck
Der Schnitt an sich gefällt und ist vorne schön schmal, damit er in der Sitzposition nicht stört. Hinten fällt er hoch aus, damit der Gurt den untern Rücken und die Nierenregion optimal schützt. Es stehen vier Grössen zur Auswahl und dank Klettverschluss kann er individuell eng angepasst werden.
 
Im Einsatz
Der aus klassischem Fleece-Material gefertigte Nierengurt ist in der Handhabung ein wenig mühsam. Es fehlt ihm an Struktur oder Stabilisatoren für ein einfaches Anziehen. Der Sitz ist gut und er bietet dort optimalen Kälteschutz, wo Fahrtwind unter der Jacke Einlass findet. Schweiss wird kaum absorbiert, sondern dank guter Atmungsaktivität an die darüberliegende Schicht weitergeleitet.
 
Fazit
Der Löffler-Nierengurt ist ein einfacher, aber effektiver Kälteschutz für den unteren Rücken und somit ein willkommener Begleiter von Herbst bis Frühling. Für den Preis von 45 Franken wünscht man sich eine stabilere Konstruktion und somit bessere Handhabung. Die rund ein Dutzend Waschgänge haben keine Spuren hinterlassen.
 
Preis: CHF 45.00
 
Hersteller/Vertrieb
www.loeffler.at


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