Test: Focus Sam2 6.9 – Panzer oder Sänfte? | Ride

Test: Focus Sam2 6.9 – Panzer oder Sänfte?

«Designed for down» ist das Motto des neuen Focus Sam2. Die Ingenieure und Designer haben bei der Neuauflage des E-Enduros alles auf die Abfahrt ausgerichtet. Da fragt man sich, wozu es einen Motor hat. Die Antwort ist einfach: Damit man nicht auf eine Bergbahn angewiesen ist und maximale Freiheit hat.

Das Sam2 6.9 ist das Topmodell der Serie. Es hat 170 Millimeter Federweg und ein sehr potentes Fahrwerk. Das Fox-Federbein kommt mit Stahlfeder daher und die 38er-Gabel hat eine speziell auf den E-MTB-Einsatz konzipierte Dämpfung. Man sieht es dem Bike an, dass es auf die Abfahrt ausgelegt ist. Alles ist robust konzipiert und das ergibt ein Gesamtgewicht von über 26 Kilogramm. Ein leer gefahrener Akku macht da keine Freude. Dank Flip-Chip kann die Geometrie des Bikes verstellt werden und er ermöglicht auch den Einsatz von unterschiedlich grossen Laufrädern. Das Cockpit sucht seinesgleichen: Die Leitungsführung durch den Vorbau und den Steuersatz ist sehr smart gelöst.

Wir fragten bei Focus nach, was sie zum Sam2 zu sagen haben:

«Nach der ersten Fahrt war es für mich klar: Das Sam² ist für Abfahrten gebaut und macht einfach Spass. 29-Zoll-Laufräder, unsere F.O.L.D.-Kinematik, die Geometrie und das Chassis. Dieses Paket kommt mit allem klar, was dich auf dem Trail erwartet. Da dürfen bei den Anbauteilen keine Abstriche gemacht werden. Hier haben wir den perfekten Treffer mit den neuen Gabeln von Rock Shox und Fox mit 38-mm-Standrohren gefunden. Für das Topmodell haben wir eine sensationelle Gabel und eine robuste, massgeschneiderte Stahlfeder, die perfekt zum Charakter dieser Maschine passt, verbaut. Die neuen Reifen mit DH-Karkasse aus dem Lineup sind das Sahnehäubchen für das Sam².»

Aussage von: Alex Glink, Mountainbike Produktmanager, Focus Bikes 
 

Besonderheiten

-    Integriertes Cockpit, Leitungsführung durch den Vorbau
-    Flip-Chip am Heck
-    Stahlfederbein
-    Gummipuffer am Unterrohr als Gabelanschlag
-    Asymmetrische Kettenstreben
-    Kettenführung

In der Ebene

Das Sam2 ist lang und schwer und so fährt es sich im Flachen. Dank dem starken Bosch-Motor kommt man dennoch gut voran und wenn man das Bike aktiv fährt, zieht es gut um Kurven. Die Front baut hoch und so sitzt man sehr entspannt. Ja nach Körpergrösse ist es ratsam, einige oder alle Spacer zu entfernen, um die Front unten zu halten.

Berg hoch

Mit einem E-Bike kommt man jeden Berg hoch und mit diesem Focus geschieht das sehr entspannt. Allerdings wählt man lieber Forststrassen als technische Singletrails. Denn dafür ist es nicht konzipiert, da macht ein kurzhubiges und verspielteres Bike mehr Spass. Auf gemässigten Anstiegen tritt es sich, ohne aufzuschaukeln, einzig im Wiegetritt wippt es stark. Doch mit diesem E-MTB ist der Uphill nur Mittel zum Zweck.

Berg runter

Da ist das Sam2 in seinem Element. Man schiesst mit ihm talwärts wie auf einem Downhill-Bike. Das potente Fahrwerk bügelt alles platt und nichts bringt es aus der Ruhe. Es gibt wenig Feedback vom Untergrund weiter. Das hohe Gewicht erfordert eine aktive Fahrweise und macht es schwerfällig bei Sprüngen, dafür landet es sehr soft. Dank der hohen Front lenkt man in sehr steilem und verblocktem Gelände sehr kontrolliert. Das Bike ist wie geschaffen für Park-Strecken, macht aber auch in langsamem und technischem Gelände Freude. Dieses meistert man mit viel Sicherheit.

Fazit

Schwere Fahrer finden mit dem Focus Sam2 einen stabilen E-Freerider, der einen unabhängig von Shuttles und Bergbahnen macht. Leichtere Zeitgenossen werden mit dem hohen Gewicht ihre Mühe haben, für sie fährt sich das Bike irgendwo zwischen Panzer und Sänfte. Das Sam2 ist tatsächlich «Designed for down» und auf den Einsatz im Bikepark oder auf rauen Strecken ausgelegt. Für «normales» Biken im Alpenraum hat Focus mit dem Jam2 ein passenderes E-MTB im Programm.

Empfehlung

Liebe Bewohner von Bergregionen und Zweitwohnungsbesitzer, ihr braucht im Sommer kein Saisonabonnement mehr für die Bahn. Mit dem Focus Sam2 meistert ihr 1000 Höhenmeter in rund 40 Minuten. Wer sein Akku-Management im Griff hat, schafft vielleicht sogar zwei Runs, bevor der Strom ausgeht.
Spezifikationen

Rahmenmaterial: Aluminium
Preis: CHF 7299.00 (ab CHF 5999.00)
Gewicht: 26.4 kg (Rahmengrösse M, mit Pedalen)
Federweg:  170 mm vorne / 170 mm hinten
Motor: Bosch Performance CX Gen4, 250 W, 85 Nm
Akku: Bosch, 625 Wh
Federgabel: Fox 38 Float Factory, E-Bike, Grip 2
Federbein: Fox Van Performance Coil
Schaltung:  Shimano Deore XT, 12-fach
Bremsen:  Shimano Deore XT 4-Kolben, 203 mm
Kurbelgarnitur:  Samox EC40 Isis, 165 mm
Laufräder: Novatec D0417/ D162 Naben, Race Face AR30 Offset Felgen
Reifen:  V: Schwalbe Magic Mary, Super Trail Soft, 29 x 2.6
H: Schwalbe Magic Mary, Super Gravity Soft, 29 x 2.6
Sattel: Proxim W350
Sattelstütze: Fox Transfer RL Factory, 150 mm
Vorbau: Focus C.I.S. integrated, 50 mm
Lenker: Race Face Chester 35, 780 mm, 35 mm Rise

Geometrie
Alle Daten hier: Link

Hersteller/Vertrieb
www.focus-bikes.com

Testbericht erschienen in Ausgabe 02/2021 von Ride Magazin.


Weitere News zu diesem Artikel