Test: FLYER Uproc7
Wenn man an Flyer denkt, kommt einem als erstes sicherlich nicht gerade ein fettes E-Mountainbike in den Sinn, aber das kann sich schon bald ändern. Das Uproc7 ist eine imposante Erscheinung: Es rollt auf 27.5-Zoll Plus-Reifen, verfügt vorne wie hinten über 160 Millimeter Federweg, wird mittels eines Panasonic-Motors (und etwas Muskelkraft) beschleunigt und von Magura-Bremsen wieder gestoppt. Das Interesse ist somit geweckt, also schauen wir noch etwas genauer hin.
1. Das Cockpit
Unübersehbar thront das 3.5 Zoll grosse Farbdisplay in der Mitte des Lenkers. Man hat stets alle wichtigen Daten im Blick, und die Lesbarkeit ist dank der Hinterleuchtung auch bei direkter Sonneneinstrahlung kein Problem. Angesteuert wird es über den grossen Remote-Schalter auf der linken Seite des Lenkers, der über Drucktasten, Knöpfe und einen kleinen Joystick verfügt. Das Ganze benötigt zwar etwas Angewöhnungszeit, geht dann aber ganz intuitiv von statten. Rechts am Lenker befindet sich dann noch der Knopf für die optionale Variostütze sowie die SLX-Gangschaltung.
2. Der Rahmen
Der hydrogeformte Aluminiumrahmen ist sehr schön verarbeitet. Der Akku ist in das Unterrohr integriert und fällt daher wenig auf. Am Heck arbeitet ein von Flyer entwickeltes Viergelenk-System mit einem Monarch-MT-Dämpfer von Rock Shox. Die Federgabel stammt ebenfall aus dem Hause Rock Shox, die Wahl fiel auf das Modell YARI RC.
3. Der Antrieb
Der Mittelmotor stammt von Panasonic und verfügt über zwei Gänge, dies erhöht die Bandbreite enorm, was gerade für Mountainbiker sehr wichtig ist. Es sind vier Unterstützungsstufen anwählbar: Automatisch, Eco, Standard und High. Speziell ist die Automatik: Mit dieser schaltet der Motor je nach Gelände, Trittfrequenz und Geschwindigkeit vollautomatisch das 2-Gang Getriebe, sowie die drei Unterstützungsstufen des Motors. Der nötige «Saft» dafür liefert ein Akku mit 432 Wattstunden, 12 Amperestunde und 36 Volt.
4. Das Rollmaterial
Angerollt kommt das Uproc7 auf Sunringlé «Duroc 40 584 Boost» Kompletträdern und Schwalbe «Nobby Nic Performance 70-584» Reifen. Gestoppt wird mit den bissigen Magura MT5 Vierkolbenbremsen.
5. Genug geschaut, jetzt wird gefahren!
Wir betätigen den «Ein-Schalter», das Display startet auf und schon kanns losgehen. Wir wählen mit dem Daumen an der linken Hand noch die Unterstützungsstufe (Standard) und pedalieren los. Nach drei Kurbelumdrehungen hatten wir bereits ein fettes Grinsen im Gesicht, die Beschleunigung ist einfach phänomenal. Ab 25 km/h ist dann vorerst fertig lustig, ab dann zählt nur noch die Muskelkraft, aber auch mit dieser lässt sich das Bike noch gut fahren. Die Sitzposition kann man getrost als neutral oder unaufgeregt bezeichnen; draufsitzen und sich wohlfühlen lautet die Devise. In den Steigungen, egal wie steil diese ausfallen, spielt das E-Bike seine ganzen Trümpfe aus, und auch die gröbsten Rampen verlieren ihren Schrecken. Das Motorgeräusch ist bei Volllast gut hörbar, wirkt aber nicht störend. Die Unterstützung setzt bemerkenswert sanft ein, was gerade bei steilen Serpentinen bergauf enorm wichtig ist. Dennoch wäre hier noch etwas Verbesserungspotenzial vorhanden, aber wir klagen auf hohem Niveau.
Die 27.5-Plus-Bereifung ist wie geschaffen für ein E-Bike. Dank dem Motor ist der Nachteil des höheren Rollwiderstandes bei niedrigem Reifendruck – wir fuhren das rund 24 Kilogramm schwere Bike bloss mit 1.1 Bar – nicht wirklich relevant. Die Traktion hingegen ist enorm.
Wir schalten den Motor auf «Eco» und jagen eine zunächst steile Schotterstrasse runter. Das Anbremsen einer Kurve ist beinahe schon langweilig, so ruhig verhält sich das Bike dank des tiefen Schwerpunkts, den fetten Reifen und der Magura-Vierkolbenbremse, die übrigens keinerlei Schwächen zeigte. Auch die Wurzelpassagen stellten keinerlei Probleme für das Bike dar. Lediglich in Schrägpassagen, auf festem Untergrund wünschten wir uns ein definierteres Fahrverhalten und ein besseres Feedback.
Durch das doch relativ hohe Gesamtgewicht gerät das Spielen mit dem Bike auf flowigen Trails etwas in den Hintergrund, zwar sind kleine Sprünge und ähnliche Manöver durchaus machbar, erfordern aber einigen Einsatz des Piloten. Dennoch waren wir positiv überrascht, wie wenig man vom Gewicht merkt, und teilweise vergisst man sogar, dass man auf einem E-Mountainbike sitzt.
Fazit
Das Uproc7 hat uns mehrfach überzeugt. Es glänzt mit sauberer Verarbeitung, einem stimmigen Gesamtkonzept und dem tollen Design. Das Fahrverhalten ist neutral und man hat dank der Bereifung und des üppigen Federwegs stets genügend Reserven. Der Motor entfaltet seine Leistung sehr sanft und bringt einem dennoch souverän die steilsten Anstiege hoch. Das relativ grosse Display und der Remote-Schalter ist nichts für Freunde von cleanen Cockpits.