Optisch wirkt das Bike jedoch mehr wie eine Marathon-Feile. Steiler Sitzwinkel, langer Vorbau sowie eine daraus resultierende, gestreckte Oberkörperposition ist zu erwarten. Farblich eher setzen nur die blauen Filets Akzente auf dem grau-schwarzen Rahmen. Das «Virtue Nine 1» ist mit Rock-Shox-Federelementen, Easton-Haven-Laufräder und der Sram-X01-Schaltgruppe, um nur einige Komponenten zu nennen, hochwertig bestückt. Die Kabel werden komplett intern geführt.

Ein wenig schreckt der 80 Millimeter lange Vorbau schon ab. Mit etwas Skepsis aufgesessen, verfliegt diese jedoch schnell, denn das Felt fühlt sich wahrlich bequem an. Auf dem Asphaltstück bis zum Trail rollt es sich sehr vortriebstark daher. Auch Antriebseinflüsse sind keine zu spüren. Selbst im Wiegetritt ist der Einfluss auf das Federbein marginal. Schaltet man den Stossfänger in den Uphill-Modus und drückt die Strasse hoch, geht fast in Vergessenheit, dass es sich noch immer um ein Trail- und kein Marathon-Bike handelt. Der Carbonrahmen weist zudem eine optimale Balance zwischen Steifigkeit und leichtem Flex auf. Letzteres soll sich voll allem auf dem Trail positiv auswirken. Mit dem Felt fallen auch technische Aufstiege leichter. Hier erweisen sich die 130 Millimeter Federweg und die grossen Laufräder als optimale Mitte zwischen Traktion, Komfort und Handling. Sogar Haarnadelkurven berghoch zu fahren, scheint leichter zu gehen als mit anderen Bikes. Gerade wegen des längeren Vorbaus sind auch lange Anstiege kein Problem, weshalb sich mit diesem Mountainbike hochalpine Touren anerbieten.

Die Terrain wird flacher und der Trail flowiger. Schnell animiert das Bike, um auf der kurvigen Strecke Gas zu geben. Hier bereitet das Felt «Virtue Nine 1» schon mal Freude. Es lässt sich spielerisch, aber mit der nötigen Spurtreue um die Kurven manövrieren. Wellen und Kompressionen stellen ebenfalls kein Problem dar. Das Fahrwerk schaukelt dabei kaum auf. Kleinere Schläge verarbeitet der Hinterbau gut. Der Negativfederweg sollte jedoch mit 28 bis 30 Prozent hoch gehalten werden, ansonsten wird der Federweg nicht voll genutzt, auch wenn es im ruppigen Terrain zur Sache geht.

Lobenswert ist, weil nicht aufgefallen, das Handling trotz des langen Vorbaus. Man vergisst diesen komplett und auch bergab muss man deswegen nicht fürchten, zuviel Gewicht auf dem Vorderrad zu haben. Einen störenden Punkt gibt es jedoch woanders. Die eigentlich gut funktionierende Revelation-RLT-Forke von Rock Shox verliert in Abfahrten, wo oft starkes Bremsen erforderlich ist, an Federweg, da sie wegen mangelnder Progression zu stark zusammensackt. Mehr Luftdruck ist dabei keine Lösung, weil sonst das Ansprechverhalten darunter leidet. Nichtsdestotrotz bereitet das «Virtue Nine 1» auch mit der linearen Gabel ordentlich Spass. Das von Felt entwickelte Equilink-System spielt dabei eine zentrale Rolle. Gerade beim anbremsen, arbeitet das System weiter an der Schlagvernichtung, was das Bike gut kontrollierbar macht. Das Equilink entkoppelt nämlich die Bremseinflüsse auf die Federung. Das «Virtue Nine 1» bleibt übrigens im Modelljahr 2015 nahezu unverändert im Programm.

Fazit: Wer ein Mountainbike sucht, dass sowohl auf Trails einen heiden Spass macht, als auch ausgedehnte Touren nicht scheut, ist mit dem Felt «Virtue Nine 1» bestens bedient. Auch bei einem Abstecher an ein Marathon-Rennen ist man damit keinesfalls fehl am Platz. Einzig schade ist die etwas zu lineare Federcharakteristik der Rock-Shox-Gabel. Das Gesamtbild dieses Bikes wird deswegen aber kaum getrübt.

Spezifikationen

Hersteller:   www.felt.ch